Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
Schweigen weiter an. Ich konnte sehen, dass meine Worte ihre Wirkung auf ihn verfehlt hatten.
»Italienisches Leder, überaus fein gearbeitet und verziert«, bemerkte ich, um die Anspannung zu lösen.
»Sir William meinte, Ihr wärt verbittert über ihn und würdet bestimmt schreckliche Dinge über ihn erzählen, um mich gegen ihn aufzubringen.«
Ich berührte sanft das Kinn meines Sohnes und hob es an, sodass wir einander auf Augenhöhe anblickten. »John, ich habe dir nichts als die Wahrheit erzählt.«
»Er ist ein anständiger Mann. Ohne seine Hilfe würde ich jetzt beim Bischof von Exeter festsitzen.«
»Ach, John, das stimmt doch nicht. Der Herzog ist dein Halbbruder. Du brauchst ihn nur selbst zu fragen, wenn du etwas wünschst.«
Ich sah kurz Zweifel in den Augen meines Sohnes aufblitzen, aber er war jung, verwirrt und zweifelte an sich selbst gewiss am meisten. Er tat es mit einem Achselzucken ab.
»Woher weißt du das eigentlich über Robert? Wir haben versucht, so vorsichtig zu sein.«
John grunzte. »Wie könnt Ihr nur glauben, irgendetwas geheim halten zu können, solange Mary Percy unter Eurem Dach lebt?«
Ohne Roberts liebevolle, unerschütterliche Art hätte mich das von John Gehörte womöglich zu unbesonnenen Schritten verleiten können – etwa dem Versuch, meine Ehe mit William annullieren zu lassen wegen meines vorangegangenen Ehegelöbnisses Robert gegenüber, oder anderen, für meine Familie ähnlich gefährlichen Dingen. Er jedoch gab mir Halt. Ich würde nichts unternehmen, was Anlass zu meiner Verbannung geben könnte – allerdings rätselte ich mit angehaltenem Atem darüber, was William vorhatte. Wenn er tatsächlich der Meinung war, dass Joan und Jane Roberts Töchter waren, warum hatte er uns nicht öffentlich verunglimpft? Zu gerne hätte ich John gefragt, was er davon wusste, konnte es aber nicht riskieren, dass er William erzählte, wie beunruhigt ich war.
Mein lang ersehnter Seelenfriede lag in Trümmern.
Im späten Winter des Folgejahres ließ John mich wissen, dass er unter dem Kommando von Edmund of Langley, dem zweitjüngsten Sohn meines Edwards, an einem Feldzug nach Portugal teilnehmen würde. Lancaster versuchte noch immer, den kastilischen Thron zurückzuerobern. Seine stärksten Verbündeten in dieser Region waren die Portugiesen, die
derzeit aber von Streitkräften des Thronräubers Heinrich von Trastámara bedrängt wurden. Ich konnte mich noch gut an das furchtbare Ende erinnern, das der Feldzug unter dem verstorbenen Prince Edward in diese Gegend genommen hatte, und fürchtete natürlich um meinen Sohn. Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass sein Vater stolz auf ihn gewesen wäre.
In den Wochen vor seiner Abreise zu Langley bat John mich immer wieder um Geschichten über seinen Vater. Joan und Jane liebten es ebenfalls, wenn ich von meinem Leben mit Edward erzählte, besonders über unsere Reit- und Jagdausflüge aufs Land, da sie wussten, dass dies die Lieblingsbeschäftigungen des Königs gewesen waren. An diesen Winterabenden saßen wir gemeinsam am Feuer, und ich unterhielt sie mit Beschreibungen von Edwards prachtvoller Hofhaltung, seinen meisterlichen Fertigkeiten im Waffen-und Jagdhandwerk, seinem Umgang mit den Falken, von dem schwindelerregenden Vergnügen, mit ihm zu tanzen, und seiner herrlichen Singstimme.
Eines Abends, nachdem die Mädchen zu Bett gegangen waren, gab ich John den Siegelring seines Vaters, den ich mir zuvor von Robert zurückerbeten hatte.
»Es wird Zeit, dass du dies bekommst, mein Sohn.«
Er streifte ihn auf seinen Finger und war überrascht, wie gut er ihm passte.
»Ein wenig Wachs wird ihn sicherhalten«, sagte ich.
Seine Augen strahlten vor Stolz. »Ich werde ihn in Ehren tragen, Mutter.«
»Davon bin ich überzeugt.«
Johns Besitzungen trugen genug ein, um ihn für den Feldzug gebührend auszustatten, und ich war froh, dass er meinen Rat und meine Unterstützung bei der Planung dankbar annahm. Wir waren uns wieder sehr nahegekommen, allerdings
hatte auch keiner von uns mehr Williams Namen erwähnt.
Doch William kehrte schon bald zurück, und seine Gemütslage war noch schlechter als gewöhnlich, denn der Feldzug in die Bretagne hatte sich als blamabler Fehlschlag erwiesen. So brauste er in unser freundliches Heim wie eine plötzliche Sturmböe an einem ruhigen Tag. Robert reiste sofort ab, und Gwen wies Betys an, Joan und Jane so weit wie möglich von William fernzuhalten. Er war erbost darüber, für den
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