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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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unfähigen Buckingham so viel gutes Geld verschwendet zu haben – obwohl es sich eigentlich nicht um seines, sondern um das von mir und meinen Freunden gehandelt hatte. Unglücklicherweise stand er bereits damit kurz vor einem großen Wutanfall. Als er nun entdeckte, dass Mary Percy fort war, und erfuhr, dass die Heirat annulliert werden sollte, geriet er außer sich und schwor sofort, alles wieder in Ordnung zu bringen. Er würde King Richard um Beistand angehen.
    John zeigte sich äußerst erfreut über die Aussicht, jetzt einen ihm gemäßen Gefährten im Haus zu haben. Ich bemerkte seine Verwirrung, da William ihn gar nicht beachtete und nur tobte und wütete, bis der Branntwein ihn endlich zum Schweigen brachte.
    Als John ihn in seine Schlafkammer getragen hatte, fragte er mich, wie sich eine solche Einmischung verhindern ließe.
    »Der König ist viel zu beschäftigt, um sich mit diesem Fall zu befassen, John. Sei unbesorgt. William wird kein Gehör finden. Dein Vater hätte eine solche Eingabe an seine engsten geistlichen Berater weiterverwiesen. King Richard wird dies genauso handhaben.« Wie ich festgestellt hatte, gewann ein Ratschlag, wenn er mit der Anmerkung formuliert war, dass sein Vater so gehandelt hätte, bei John deutlich an Gewicht und verlieh ihm größere Sicherheit.
    Joan und Jane waren fasziniert von der Ausrüstung, die er zusammengetragen hatte, von all den glänzenden Rüstungsteilen, den Pferden, den Waffen. Doch als der Tag seiner Abreise kam, hörte Jane zu ihrem Entsetzen, wie ein Bedienter ihm Gottes Schutz in der Schlacht wünschte.
    »Schlacht?«, fragte sie und wedelte dabei mit ihren kleinen Händen, als wolle sie die Möglichkeit verscheuchen. »Nein, John, du darfst nicht in die Schlacht ziehen!«
    Ihre ältere Schwester nahm sie zur Seite und erklärte ihr, worin die Aufgaben eines Ritters bestanden. Jane war danach noch tagelang untröstlich. Ebenso wie ich.
    Erleichterung verschuf mir nur, dass William einen Tag nach Johns Aufbruch zu seinem eigenen Haus in London abreiste.
     
    Im Frühjahr kursierten überall auf dem Land Gerüchte über einen Aufstand, der sich in Essex zusammenbraute. King Richard und das Parlament hatten das Volk im Vorjahr mit einer Kopfsteuer, die unmittelbar auf eine ein Jahr zuvor erhobene folgte, derart überfordert, dass die Einziehung der Gelder zunehmend Probleme bereitete. Tausende von Steuerpflichtigen hatten sich den Eintreibern entzogen. Jetzt, ein Jahr später, wurden neue Beamte in die Grafschaften ausgesandt, die alle Steuersünder auffinden und von ihnen eintreiben sollten, was immer sie für angemessen hielten. Der Bischof von Winchester, mein alter Freund William Wykeham, riet mir in einem Schreiben dringend, meinen Hausstand auf ein Gut nahe Winchester zu verlegen.
    Ich lud Marys und Johns Familie ein, aber sie entschieden sich dafür, zu bleiben und ihre Häuser und Geschäfte zu verteidigen. Richard Lyons wollte sich ebenfalls nicht einschüchtern lassen. Geoffreys Familie war bereits nach Lincolnshire abgereist und hatte ihn, offenbar zu seiner großen
Freude, allein in London zurückgelassen, wo er auch zu bleiben gedachte. Sie alle berichteten von Williams Zechgelagen und Hurereien und versicherten mir, dass er nicht den Anschein mache, aus der Stadt fliehen zu wollen.
    Die Gewaltausbrüche breiteten sich von Essex aus rasch über den Südosten des Landes aus und näherten sich London. Mit steigender Anzahl der Aufständischen wuchs auch deren Zorn. Sie beschuldigten nicht nur die Steuereintreiber, sondern auch den Lordkanzler und andere Mitglieder des königlichen Rats, vor allem die Geistlichen, die in ihren Augen für die Habgier der Kirche standen. Den Hauptschuldigen sahen sie allerdings in Lancaster. Der Herzog wurde für alles verantwortlich gemacht, was auch bei den Kriegzügen gegen Frankreich fehlgeschlagen war. Da er aus Erfahrung wusste, in welcher Gefahr er schwebte, immerhin hatte er ja erst fünf Jahre zuvor miterlebt, wie der Mob seinen Savoy Palace beschädigt hatte, floh Lancaster nach Schottland.
    Wäre ich nicht so besorgt um das Wohlergehen meiner Angehörigen und Freunde in London gewesen, ich hätte mich erleichtert fühlen können, denn einstweilen würde Lancaster gewiss keinen Gedanken an mich verschwenden.
    Als die Revolte Kent erfasste und London immer näher kam, zogen sich King Richard und seine Mutter Joan gemeinsam mit vielen Baronen in den Tower of London zurück. Der Pöbel verübte grausame Taten

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