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Die Verwandlung - Blutsbande 1

Die Verwandlung - Blutsbande 1

Titel: Die Verwandlung - Blutsbande 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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gebrochenen Arm zu bewegen. Er hatte sich die Zeit genommen, um mir aus einem alten T-Shirt eine Schlinge zu basteln, bevor wir beide erschöpft in die Kissen gefallen waren. Aber der Bruch in meinem Arm war noch nicht geheilt. Es wäre noch schlimmer gewesen, wenn mir Nathan nicht geholfen hätte.
    Seine Augen waren geschlossen, auf seinem Gesicht waren noch Spuren von Blut, Schweiß und Schmutz zu sehen. Er trug noch immer seine Uniform, aber sein Hemd war im Schlaf ein Stück hochgerutscht. Sein flacher Bauch war ungeschützt. Ich legte meine Hand auf ihn und genoss das Gefühl, dass jemand neben mir lag.
    „Bitte sag mir, dass du dabei bist, mich auf die beste Art zu wecken, so wie ich es vor langer Zeit zum letzten Mal erlebt habe“, murmelte er.
    Ich lächelte. „Tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe.“
    „Früher oder später wäre es sowieso passiert.“ Er setzte sich auf und schwang die Beine über die Bettkante. Er trug immer noch seine Kampfstiefel, was ihn zu einem Stirnrunzeln veranlasste. „Möchtest du etwas frühstücken?“
    „Vielleicht ein bisschen später. Ich glaube, ich möchte noch weiterschlafen.“
    Er stand auf. „Wir haben eine anstrengende Nacht vor uns.“
    Ich stöhnte und folgte ihm durch den Flur. Auch mein verletzter Knöchel war noch nicht verheilt, und so humpelte ich ungeschickt hinter ihm her. Als wir ins Bad kamen, hielt Nathan plötzlich inne. Auf einem Regal standen zwei Flaschen Haarfärbemittel in Blau und Knallrot.
    Ich war so überglücklich, dem Tod entkommen zu sein, dass ich kaum an etwas anderes gedacht hatte. Aber nun wurde ich an Ziggy erinnert und mich überkamen Trauer, Wut, aber vor allem Schuldgefühle.
    „Es tut mir so leid“, flüsterte ich. Ich wollte Nathan berühren, um ihn zu trösten. Aber wie schon so oft schien es mir, als sei er unberührbar.
    Mit einem unbeteiligten Schulterzucken, von dem ich sicher war, dass er es nicht so meinte, zog er sich das Hemd über den Kopf. Sein perfekter Körper sah jetzt weniger verlockend aus als sonst, als ob der Schmerz und die Erschöpfung ihn ausgelaugt hätten. Oder vielleicht lag es auch daran, dass mein Körper nicht in dem Zustand war, auf erotische Reize zu reagieren.
    „Wir müssen uns heute Abend mit den Auftragskillern der Bewegung treffen. Cyrus läuft immer noch da draußen herum.“ Nathan drehte das Wasser in der Dusche an und öffnete seinen Gürtel, als sei ich gar nicht da oder als sei es ihm egal, dass ich da war. Innerlich rang ich mit mir, ob es seltsamer wäre, wenn ich bliebe oder wenn ich Anstalten machte, hinauszugehen. Also tat ich so, als würde ich in dem Badezimmerschränkchen nach Arzneimitteln suchen. Seine Gürtelschnalle machte ein helles Geräusch, als er die Hose zu Boden fallen ließ. Ich wartete darauf, den Duschvorhang zu hören, bevor ich woanders hinschaute.
    „Und, wie geht es dir?“, fragte ich, als ich die Schranktür schloss und mich in seine Richtung drehte.
    „Warum fragst du?“
    „Weil Zig…“ Ich konnte nicht weitersprechen. „Wegen gestern Abend.“
    „Menschen sterben.“
    „Ja, das stimmt, aber Ziggy war nicht irgendjemand, er war deine Familie.“
    „Lass uns jetzt nicht darüber reden. Ich mache mir über ganz andere Dinge Gedanken.“
    Die Haare an meinem Nacken kitzelten mich.
    Ohne etwas zu sagen, verließ ich das Bad. Die Kleider, die Nathan mir gekauft hatte, waren bei Cyrus. Ich holte mir eine Jeans von Nathan aus dem Schrank und einen Pullover, den ich mit etwas Mühe über meinen verletzten Arm zog.
    Ich hörte, wie das Wasser in der Dusche zu laufen aufhörte. Nathan kam ins Schlafzimmer, um sich ein paar Sachen zu holen. Um die Taille hatte er ein Handtuch geschlungen. Er sprach nicht mit mir. Aber als er sah, was ich trug, schien er sich zu amüsieren, wenn er nicht trotzdem so traurig ausgesehen hätte.
    Nie zuvor in meinem Leben hatte ich so sehr das Gefühl gehabt, im Weg zu stehen. Wenn es draußen nicht noch so hell gewesen wäre, hätte ich mir eine Ausrede einfallen lassen, um hinausgehen zu können. Aber nun verzog ich mich nur in das andere Zimmer.
    Das Wohnzimmer wirkte kalt und fremd. Neben der Tür stand ein Paar Schuhe von Ziggy. Auf einer Ecke des Couchtisches lag ein Stapel Heavy-Metal-CDs und gegen das Sofa lehnte sein Rucksack, aus dem Bücher und College-Blöcke herausschauten. Ich hatte das Gefühl, ich befände mich in einem Pharaonengrab, einem Museum, in dem mein Versagen ausgestellt war, mein Versagen, Ziggy

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