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Die Verwandlung - Blutsbande 1

Die Verwandlung - Blutsbande 1

Titel: Die Verwandlung - Blutsbande 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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Gespenst wird.
    Ich hörte Nathans Stimme. Als er die Gasse entlangging, hielt er an und sog die Luft durch die Nase ein.
    Er heulte vor Wut auf.
    Nathan fiel neben meinem Körper auf die Knie und streckte die Arme aus, als wisse er nicht, was er zuerst tun solle. Traurigerweise – obwohl nicht allzu traurig, denn alles erschien mir wie durch einen Filter und weit weg – versuchte er, mich zu retten.
    Ich wollte ihm sagen, er solle sich keine Mühe geben. Es war zu viel Arbeit und ich war einfach zu müde, um weiterzumachen.
    Die Schatten glimmten und pulsierten, aber sie umschwärmten Nathan nicht so, wie sie es bei der Katze gemacht hatten. Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Weder hatte er Leben in sich, noch war er farbig. Er war ein einziger Schatten voll grauer Traurigkeit, und von denen gab es schon genug.
    Nathan nahm meinen Kopf in seine Hände und küsste meine toten Lippen. Eine Träne fiel auf meine kalte Haut. Es konnte keine von mir sein.
    Seine Zärtlichkeit hatte zur Folge, dass ich begann, etwas zu fühlen. Reue? Meine neuen Gefährten rührten sich und ich streckte die Arme nach ihnen aus. Nicht mit den Armen, ich hatte keine. Sie hatten auch keine. Aber sie waren um mich herum, und ihre Umarmung war warm und tröstlich.
    Nathan führte sein Handgelenk an seinen Mund und biss zu. Dunkles Blut tropfte mir in den halb geöffneten Mund.
    Die Geister taumelten und wurden schwächer.
    Nein!
    Ich versuchte dagegen anzukämpfen, aber Stück für Stück erwachte ich wieder zum Leben. Zuerst hörte ich die Geräusche wieder klarer. Dann spürte ich ein wenig Schmerz und das Gefühl von heißem, klebrigem Blut, das sich in meiner Mundhöhle sammelte. Ich schluckte und damit wurde der Schmerz stärker, bis ich nur noch Hunger und Qual spürte.
    Ich schloss meine Lippen um den Biss an seinem Handgelenk. Als ich mehr Blut aus ihm heraussaugte, spürte ich ihn erzittern.
    „Das wird schon wieder“, brachte er hervor.
    Er hielt meinen zerschlagenen Körper in seinen Armen.
    „Ich habe sie gesehen“, flüsterte ich. Dann war ich wieder weg, aber dieses Mal waren keine Seelen da, um mich willkommen zu heißen.
    Ich war allein in der Dunkelheit.

WIEDERGEBOREN – NUR ANDERS
    Ich hatte überhaupt kein Zeitgefühl mehr, während ich mich von dem Angriff langsam erholte. Es wurde dunkel und dann wieder hell, aber in unterschiedlichen Abständen. Manchmal öffnete ich die Augen, aber ich konnte nichts richtig erkennen, so wie es bei Neugeborenen der Fall ist. Gelegentlich erschienen mir Bilder im Geiste. Einiges erkannte ich nicht, aber es waren auch meine eigenen Erinnerungen darunter. Sie waren wie aus einer anderen Perspektive, als würde ich mich selbst in einem Film betrachten. In den meisten Visionen sah ich meinen eigenen leblosen Körper in der Gasse liegen. Es war wie eine Szene in einem Horrorfilm, und ich sah sie immer wieder.
    Je länger ich schlief, desto mehr Hunger bekam ich. Wenn er stärker wurde als mein Schlafbedürfnis, wachte ich in schlechter Stimmung auf und alles tat mir weh.
    Obwohl ich mich an nichts Definitives mehr erinnern konnte, wusste ich, dass ich in Nathans Bett lag. Sein Duft war überall und mein Körper reagierte darauf mit einer überraschenden Wildheit. Ich musste ihn finden.
    Zuerst hatte ich Angst, mich zu bewegen. Ich erinnerte mich daran, dass meine Kehle durchgeschnitten worden war. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich geschlafen hatte. Ich wusste auch nicht, ob und wie sehr meine Wunden schon verheilt waren. Als ich meinen Hals berührte, fühlte ich dort nur neue, weiche Haut.
    „Du bist wach.“
    Ich wusste, dass Nathan ins Zimmer gekommen war, bevor er sprach. Ich hatte es gespürt. Er sah ausgemergelt aus, als habe er seit Tagen nicht mehr geschlafen.
    Ich sah auf die Uhr auf dem Nachttisch. „Ist es wirklich Mittag?“
    Er nickte. „Wie fühlst du dich?“
    Seine Wangen waren eingefallen, er hatte tiefe Augenringe und seine Lippen waren schmal. Als er sprach, hörte sich seine Stimme an, als habe man seine Stimmbänder über eine Gemüsereibe gezogen.
    „Es tut weh“, sagte ich ihm wahrheitsgemäß. „Es tut sehr weh. Und ich habe Hunger.“
    Er fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und atmete schwer, wie ein Mann, der sich nicht imstande sieht, eine Aufgabe zu erfüllen, für die er zu erschöpft war. Aber er lächelte mich aufmunternd an. „Ich kümmere mich erst um die Schmerzen, dann schaue ich, ob ich dir etwas Blut besorgen kann.“
    Vorsichtig

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