Die Verwandlung - Blutsbande 1
stand auf und klopfte sich den Staub von der Hose. „Ich will dich nicht umbringen, Carrie, aber jetzt liegt es nicht mehr in meiner Hand.“
Die Wachen hoben Nathan vom Boden auf und setzten ihn auf einen Stuhl. Er atmete schwer. Aus der Wunde, die ihm Cyrus mit dem Dolch zugefügt hatte, trat frisches Blut.
„Was soll das heißen, es liegt nicht mehr in deiner Hand?“, fragte ich außer mir.
Ein weiterer Posten trat vor und hielt mich fest. Ich knurrte ihn an.
„Lass sie“, befahl Cyrus lächelnd. „Ich habe ihr einen Vorschlag zu machen.“
Ich griff mir den Wachposten und bog seinen Kopf zur Seite, sodass seine Halsschlagader offen dalag. „Entweder fängst du jetzt an, mir das zu erklären, oder, bei Gott, ich bringe ihn auf der Stelle um.“
Cyrus lachte. „Ist mir doch egal. Ich habe noch Dutzende wie ihn.“
Touché.
Aus Frustration drehte ich der Wache den Arm so lange um, bis er brach. Er fiel zu Boden und schrie vor Schmerz. Ich rollte ihn vorwärts und stellte dann meinen Fuß auf seinen Kopf. „Rede schon, sonst musst du sein Gehirn von diesem Schickimicki-Teppich abkratzen!“
„Sehr gut. Erstaunlich, wie weit du schon bist, obwohl du nur Nathan als Vorbild hattest. Die Energie, die in dir steckt … sie ist ansteckend.“
Cyrus bewegte sich auf mich zu. Ich ging einen Schritt zurück und der Posten kroch aus dem Weg, während er sich den verletzten Arm an die Brust presste. Ich spürte, wie meine Kniekehlen den Marmortisch hinter mir berührten. Cyrus kam immer näher. „Denk daran, was aus dir nur werden könnte, wenn du zu mir zurückkehren würdest. Ich könnte dich wieder zu meinem Zögling machen. Ich könnte dich aussaugen, und wenn du stirbst, dann gebe ich dir mein Blut zurück.“
Er streichelte mir die Wange, wobei er mir mit einer seiner Krallen einen schmerzhaften Schnitt zufügte. Ich biss die Zähne zusammen, um mir nichts anmerken zu lassen. „Du hast nie zuvor meinen Hunger mit deinem Blut gestillt, ich kann mir nicht vorstellen, dass es dir jetzt gelingt.“
„Das ist eine ziemlich billige Antwort, Carrie. Ich dachte, du wüsstest es besser.“ Er drehte sich von mir fort, um Nathan anzusehen. „Ich habe Vater gestern Abend ein recht interessantes Päckchen geschickt. Er sollte es jeden Moment erhalten.“
Nathan zuckte mit den Schultern. „Hat diese Information in irgendeiner Weise etwas mit unserer Situation hier zu tun?“
„Wenn du so fragst, allerdings.“ Cyrus legte mir seinen Arm um meine Taille und zog mich an sich. „Da er seine jährliche Malzeit versäumt hat und sein Opfer schon tot ist, dachte ich, ich schicke ihm eine Kleinigkeit zu naschen. Carries Herz.“
Nathan konnte seinen gleichgültigen Gesichtsausdruck nicht wahren. „Warum?“
„Auge um Auge.“ Cyrus stieß mich von sich weg. „Und, um noch ein Sprichwort zu verwenden, weil es zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt. Carrie hat mir nicht gehorcht, und sie muss dafür bestraft werden. Dein Leben hat mich Elsbeth gekostet, und dafür verdiene ich eine Wiedergutmachung. Wenn du gedacht hast, dass es schmerzhaft sei, deinen Menschenjungen zu verlieren, dann warte ab, bis die Blutsbande zerstört werden. Warte, bis du mitbekommst, wie sie stirbt, ohne dass du die Chance hast, es zu verhindern. Aber dich werde ich nicht töten, Nathan. Du wirst ihren Tod jeden Tag, der noch kommt, spüren, so, wie ich mit dem Tod Elsbeths leben muss.“
Ich konnte es nicht glauben! Ich sollte sterben. Sogar wenn es uns gelingen würde, Cyrus an Ort und Stelle zu töten, würde der Souleater mein Herz essen. Ich war bereits tot.
Ich wollte etwas sagen, aber ich konnte nicht.
Cyrus tätschelte mir den Kopf, als wolle er mich trösten. „Natürlich habe ich meinen persönlichen Kurier geschickt. Ich könnte ihn jederzeit zurückrufen, wenn ihr bereit wäret, ein Arrangement einzugehen.“
Ich erinnerte mich an die Nacht, in der ich meine Freiheit für das Leben von Nathan eingetauscht hatte. Mir wurde schlecht. „Lass mich raten: Wenn ich hierbleibe, dann bekomme ich mein Herz zurück und du lässt Nathan gehen?“
Cyrus lachte und klatschte in die Hände, genau, wie es sein Vater getan hätte.
„Nein, Nolen wird auch sterben, früher oder später. Aber ich biete dir dein Leben an. Bleib hier bei mir, werde wieder mein Zögling, und ich werde nicht zulassen, dass mein Vater dein Herz verspeist.“
Ohne zu denken, hob ich die Hand, zielte auf sein gutes Auge und stieß mit dem Zeigefinger in
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