Die Verwandlung - Blutsbande 1
Ungewöhnliches.“
Paare? „Bisher dachte ich eigentlich, ich sei Single.“
Er lächelte und wickelte eine meiner Haarsträhnen um seinen Zeigefinger. „Warum bist du dann böse, wenn ich mit Dahlia zusammen bin?“
Ich schnaufte. „Bin ich so leicht zu durchschauen?“
„Allerdings. Du glühst geradezu vor Eifersucht.“ Er legte seine Hand auf mein Knie. „Dir ist die Rolle, die Dahlia hier spielt, bewusst.“
„Hauptamtliche Knopfpoliererin?“
„Das ist eine recht unfeine Art, es zu formulieren. Aber du hast recht. Es gibt keinen Grund, warum du dich von ihr bedroht fühlen müsstest. Du bist mein Blut.“
„Aber wie soll ich mich nicht von ihr bedroht fühlen? Du ziehst sie mir vor!“ Ich stieß seinen Arm weg und stand auf.
Er sah mich von oben bis unten an und gab sich nicht die geringste Mühe, seinen lustvollen Blick zu verbergen. Rollkragenpullover hin oder her, ich fühlte mich nackt. Frustriert schlug ich die Hände vor mein Gesicht. „Vergiss es. Du verstehst es nicht. Ich hasse es, eifersüchtig zu sein, und du hörst mir nicht einmal zu.“
„Ich höre dir zu“, versicherte er.
„Nein“, widersprach ich, während ich meine Haare glatt strich. „Ich benehme mich einfach kindisch. Ich bin von klein auf daran gewöhnt, mich mit anderen zu vergleichen, und Dahlia macht es noch schlimmer. Aber dagegen kannst du auch nichts machen.“
„Es tut mir leid, dass du dich so fühlst. Lass mich das wiedergutmachen.“ Er stand auf und führte mich wieder zur Couch zurück.
„Und wie?“, fragte ich ihn. Ich hatte erwartet, dass er mich auf seinen Schoß zog, aber er setzte sich auf das andere Ende des Sofas.
„Lass mich dir den Hof machen. Gib mir eine Chance, dir zu zeigen, wie gern ich dich habe.“ Er klopfte mit den Fingern auf die Lehne. „Wie wäre es, wenn wir zusammen essen? Dann können wir einander besser kennenlernen.“
„Ich erinnere mich noch an das letzte Abendessen, das wir zusammen eingenommen haben. Ich bin an einer weiteren Leichenfledderei nicht interessiert.“
„Keine Leichen, das verspreche ich“, versicherte er mir mit einem Lächeln. „Für eine Ärztin bist du aber ganz schön empfindlich.“
„Das hat nichts mit Empfindlichkeit zu tun. Es geht eher darum, ob man noch ein Quäntchen Menschlichkeit besitzt.“ Je länger ich mit ihm zusammen war, desto mehr verschwand mein Ärger, so wie ein Foto in der Sonne ausbleicht. Ich suchte nach Gründen, ihm weiter böse zu sein, aber es fiel mir schwer, wenn er so nah bei mir war. „Würde dann Dahlia nicht eifersüchtig sein?“
„Ich glaube nicht, dass sie die einzige Frau wäre, die eifersüchtig sein würde.“ Er streckte die Hand aus, berührte mein Kinn und drehte mein Gesicht zu ihm, sodass ich ihm direkt in die Augen sehen musste. „Dahlia ist nur im Moment ein Zeitvertreib. Dich habe ich für immer.“
Für immer. Zum ersten Mal, seitdem ich auf den Handel für Nathans Leben eingegangen war, wurde mir klar, was ich damit eigentlich versprochen hatte. Wie lange würde ich leben? Cyrus hatte es geschafft, länger als sechshundert Jahre zu leben. Ich hatte mich gegen den Teufel eine Nacht lang gewehrt, und schon das hatte ich kaum geschafft.
Wahrscheinlich war es unvermeidlich, dass ich irgendwann nachgab.
Leicht drückte Cyrus seinen kalten Mund auf meinen. Ich widerstand nicht. Aber nicht, weil ich nicht die Willensstärke besessen hätte oder die Blutsbande zu stark waren, sondern weil ich mir und ihm beweisen wollte, dass ich nichts empfand. Dass ich immer noch alles unter Kontrolle hatte.
Aber leider funktionierte das nicht so richtig. Ich legte meine Arme um seinen Nacken und ließ es zu, dass er mich näher an sich heranzog. Ich spürte, dass er überrascht war, aber als er mich wieder losließ, lächelte er, als hätte er eine wichtige Schlacht gewonnen. „Na, das war doch gar nicht so schlimm, oder?“
War es auch nicht. Er lehnte sich wieder zu mir herüber, um mich noch einmal zu küssen, als ich hörte, wie sich sein Diener räusperte. Zunächst spiegelte sich Verärgerung auf dem Gesicht meines Schöpfers, aber dann wich sie einem Lächeln, als Cyrus aufstand und sein Hemd glatt strich. „Roger, wie wäre es mit einer weiteren Partie?“
„Robert, Sir. Es wäre mir eine Ehre.“ Der Diener warf ihm sein Florett zu.
Cyrus fing es elegant auf und stellte sich gleich in Position. „Dinner in meinen Räumen um fünf Uhr“, ließ er mich wissen. „Bitte sei pünktlich.“
Weitere Kostenlose Bücher