Die Verwandlung - Blutsbande 1
Phänomen.“
„Genauso, wie Vampire nur ein natürliches Phänomen sind.“ Sie schien nicht besonders stolz darauf zu sein, mir die Welt erklärt zu haben, sondern eher ärgerlich, dass sie ihre kostbare Zeit mit mir verschwendete. „Einige Dinge sind nicht einfach gut oder schlecht, sie sind einfach … nur da.“
Damit stand sie auf und sammelte ihre Frauenzeitschriften ein. „So, und wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, ich würde mir eher Nägel durch meine Augäpfel treiben, als mit dir hier länger zu sitzen und nette Konversation zu betreiben.“
„Dann … fick dich doch selbst“, presste ich zwischen meinen Zähnen hervor, als sie die Treppe hochging.
So wie es aussah, würden wir also nicht beste Freundinnen werden, aber jedenfalls konnte sie sich mit mir unterhalten, ohne mich gleich töten zu wollen. Und, um ehrlich zu sein, wenn es ihr so schwerfiel, höflich zu sein, dass sie sich lieber die Augen mit Nägeln zerstechen wollte und es dann auch täte, nun, umso besser!
Ich schaute mir die Zeitschrift an, die auf dem Sofa liegen geblieben war, weil Dahlia sie vergessen hatte. Schönheitsmagazine interessierten mich normalerweise nicht, aber auf der anderen Seite hatte ich sonst auch noch nie so viel Zeit gehabt wie jetzt. Ich blätterte die Zeitschrift durch und las einen Artikel über die Ansteckungsgefahr durch Bakterien in Sonnenstudios und redete mir selbst ein, es diene der medizinischen Forschung.
Ich hatte erst den Anfang gelesen, als plötzlich die Türen des Arbeitszimmers aufgingen. Zu hören waren Ausrufe männlicher Kreaturen und zerberstendes Metall. Cyrus kam heraus. Er trug eine enge schwarze Lederhose und ein weit geschnittenes weißes Hemd, das er bis zur Hüfte aufgeknöpft trug. Seine langen Haare waren im Zopf zusammengebunden und er trug ein Florett. Alles, was er brauchte, um das Klischee eines Piraten zu erfüllen, wäre noch eine Augenklappe und ein Papagei auf der Schulter. Bei dieser Vorstellung musste ich lachen, unterdrückte es aber.
Während sich Cyrus die Schweißtropfen von der Stirn wischte, warf er das Florett einem Diener zu, der ihm folgte. Ich tat so, als sei ich so sehr in die Zeitschrift vertieft, dass ich ihn nicht bemerkte.
Cyrus setzte sich mit einem Seufzer der Erschöpfung neben mich und zog sich die schwarzen Lederhandschuhe aus. „Guten Abend, Carrie.“
„Ahoi, Captain. Gehst du segeln?“ Obwohl ich seinen Wutausbruch von zuvor nicht vergessen hatte, konnte ich nicht anders und musste einen Scherz machen. So war ich nämlich.
Er legte seinen Arm mit einer Geste um mich, die so familiär und gleichzeitig so stark war, dass ich mich dazu zwingen musste, ein wenig wegzurücken. Er ignorierte meine Reaktion. „Ich habe nur meine Verteidigung etwas aufgefrischt. Roger ist ein wunderbarer Fechter, nicht wahr, Roger?“
Der Diener nickte kurz. „Ich heiße Robert, Sir. Und ja, ich bin ein recht passabler Fechter.“
Ich beteiligte mich nicht an dem Gespräch, sondern blätterte noch ein wenig in der Zeitschrift.
Cyrus lehnte sich gegen meine Schulter, als wolle er mitlesen. „Das sieht ganz interessant aus. Ich habe mir nie viel aus Frauen gemacht, die zu viel Augen-Make-up tragen, aber das sähe an dir bestimmt fantastisch aus.“
„Das muss ich mir merken, für den Fall, dass ich das Gefühl habe, ich müsste dich beeindrucken.“
Trotz meiner Bemühungen spürte ich, wie die Blutsbande mich veränderten. Alles an ihm sprach mich an, abgesehen von seinem Piratenhemd. Er roch wunderbar. Noch besser fühlte er sich an meiner Seite an. Dann dachte ich daran, dass er mit Dahlia zusammen gewesen war. Er hatte den ganzen Tag wer weiß was mit ihr angestellt und sich nur ab und zu davongeschlichen, um nach mir „zu schauen“. Seine Treulosigkeit verletzte mich nicht. Ich war nur von mir selbst überrascht, dass ich von ihm überhaupt Treue erwartete.
Ich blätterte weiter und hoffte, er würde nicht bemerken, was ich dachte. Ich versuchte, meine Gedanken mit Sarkasmus zu überdecken. „Captain Hook hat angerufen, er will sein Hemd zurückhaben.“
Cyrus zog eine Augenbraue hoch. „Du bist mir böse.“
Ich konnte es nicht leugnen. Er konnte es durch die Blutsbande spüren. „Ja, ehrlich gesagt bin ich das.“
„Weil wir uns gestritten haben?“ Wieder legte er seinen Arm um meine Schultern und hielt mich fest, als ich versuchte, ihn abzuschütteln. „Alle Paare streiten sich mal. Das ist nichts
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