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Die Verwandlung der Mary Ward - Roman

Die Verwandlung der Mary Ward - Roman

Titel: Die Verwandlung der Mary Ward - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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sagte sie. »Er verprügelt mich und schlägt mich zusammen.«
    »Ich hatte befürchtet, daß es das ist«, erwiderte Miss McRae.
    »Ich möchte nicht zurückgehen. Niemals.«
    »Nein.«
    »Kann ich hierbleiben?«
    »Aber natürlich, Mary.«
    Sie blickte weiter in Miss McRaes Vorgarten. Das Schweigen breitete sich wieder aus. Aber kein absolutes. Bäume im Wald, lang ist’s her, sich wiegend, seufzend. Dann jemand in weiter Ferne, der Marys Namen rief, ihren alten Namen Mary. Sie drehte sich um.
    »Jemand muß mir helfen, Miss McRae«, wiederholte sie.
    Miss McRae nickte. »Ja, meine Liebe. Nun, wie du weißt, habe ich meine Grenzen. Ich habe nie die alten griechischen Stätten aufgesucht. Ich bin nie mit jemandem Arm in Arm die Champs-Élysées hinuntergelaufen. Ich habe keinen Sinn für die Musik von Elvis Presley. Aber ich werde versuchen, dieser Jemand zu sein.«

7. Kapitel
    1962
Der Lohnempfänger
    Nach Ernie Loomis’ Tod veränderte sich Walters Leben unwiderruflich.
    Er war gewarnt worden. Sein Vorfahr Arthur hatte zu stinken angefangen. Er hatte an Walters Bett gesessen, das Zimmer verpestet und gesagt: »Ich sollte vielleicht noch anmerken, Walter, daß deine Zukunftsträume sehr ungenau waren.«
    Walter arbeitete jetzt im Laden. Grace beobachtete ihn kritisch durch die gläserne Kabinenwand. Pete mühte sich allein im Hof ab. Grace hatte gesagt: »Das ist ein Familienunternehmen, und so soll es auch bleiben. Ich werde keinen Lohnempfänger einstellen.«
    Aber das war noch nicht alles. Dazu kam der Verlust Sandras. Sie heiratete einen jungen Tierarzt. Alle Versuche Walters, weitere Bootsausflüge zu arrangieren, waren fehlgeschlagen. Die Beileidskarte mit den fabrikmäßigen Worten »mit aufrichtigem Beileid für Deinen schweren Verlust« war die letzte und einzige Nachricht, die er von ihr bekommen hatte. Sie hatte nie unter einem Baum gesessen und auf seine Lieder gelauscht.
    Am Hinterkopf wurde er langsam kahl. Dort, wo er einst gedampft hatte, fühlte es sich jetzt kalt an. Er lag im Bett, die eine Hand da, wo seine weiße Kopfhaut sichtbar wurde, und dachte an Sandras lebhafte Augen und daran, wie sie den Rock über die Knie gezogen hatte. Er konnte verstehen, daßein Mädchen wie sie lieber einen Mann heiratete, der Tiere heilte, als einen, der sie schlachtete. Der Tierarzt sah gut aus und zeigte keine Anzeichen von Kahlheit, und Walter dachte, daß Sandras Wahl in jeder Hinsicht vernünftig war. Dennoch blieb seine Ergebenheit ihr gegenüber und die merkwürdige Gewohnheit, sich vorzustellen, daß sie eines Tages irgendwie die Seine werden würde.
    Sie arbeitete noch bei Cunningham. Niemand konnte sagen, was aus ihrem Wunsch, Stenotypistin zu werden, geworden war.
    Walter ging gelegentlich in den Laden und tat so, als interessierte er sich für Wollschals, sah sich diese aber gar nicht richtig an. Er wartete die ganze Zeit auf den Anblick ihres Marmeladehaars, und wenn es dann auftauchte, lächelte er Sandra bang an. Sie sah weg, als wäre Walter ein Fremder, als könnte sie sich nicht mehr an das lackierte Boot und die Tizer-Fläschchen erinnern.
    Eines Tages sagte Amy Cunningham zu ihm: »Ich wäre dir sehr dankbar, Walter, wenn du dich entschließen könntest, welchen Schal du willst, und dann diese Auslage in Frieden lassen würdest.« Was sie Auslage nannte, war eine Reihe von Plastikköpfen und -hälsen mit Hüten und Schals. Es waren Männerköpfe. Sie blickten auf Sandra, die zwei Tische entfernt arbeitete und glatten, abgeschnittenen Händen Damenhandschuhe anzog.
    Walter verbrachte seine Tage nicht mehr bei Pete. Auch seine Abende konnte er nicht mehr mit Liedersingen im Bus verbringen, weil Grace nicht gern lange allein blieb, da es sie kribbelig machte. Erst spät in der Nacht, wenn Grace schlief, ging er manchmal zu Pete, trank mit ihm Whisky und erzählte ihm von dem Gestank, der von Arthurs Geist ausging, und von seiner Liebe zu Sandra, die einfach nicht nachlassen und sterben wollte.
    Pete wurde älter. Seine Nase war jetzt dunkelrot und dick. Er berichtete, daß er von einem Unwetter in Memphis träumte. Und er sagte zu Walter: »Ich habe deine teure Sandragesehen. Sie ist saft- und kraftlos. Vergiß sie. Besuch im Juni Gladys, dann geht es dir wieder besser.«
    Daß sie Madame Cleo beide bei ihrem richtigen Namen Gladys nannten, schuf ein Band zwischen ihnen. Walter fühlte sich dadurch männlich und stolz. Jedes Jahr im Juni, wenn Kirmes in Leiston war, verbrachte er einen

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