Die Verwandlung
Freund meines Bruders, bist angezogen wie eine Megaschlampe und benimmst dich, als hättest du eine Mischung aus Wodka und Crack hinuntergestürzt. «
Ich rollte mit den Augen. » Jetzt komm schon, wir haben keine Zeit für so was… «
Megan stürzte auf mich zu und hielt mir ihren Zeigefinger ins Gesicht. » Nein, hör du zu, Em: Du stürmst nicht in diesem Aufzug hier herein, ohne mir eine Erklärung dafür abzugeben. « Als sie meine dreckverschmierten Schuhe sah, starrte sie mich an. » Wie bist du überhaupt hierhergekommen? Bist du den ganzen Weg alleine zu Fuß gelaufen? Nach allem, was letzte Nacht passiert ist? «
Ich rollte noch einmal mit den Augen, dann betrachtete ich Megans Wände. Ihre Kunst. Dort hingen hingeschmierte Malereien, denen es an einem Gespür für räumliche Tiefe oder Anatomie, kurz gesagt, Talent, mangelte. Megan gab sich gerne als Künstlerin, doch war mir seit jeher klar gewesen, dass das bloße Angabe war. Auf der Junior High hatte sie übertrieben stark versucht, zu den coolen Leuten zu gehören, jetzt übertrieb sie es mit ihren Bemühungen, als geheimnisvolle Einzelgängerin zu gelten. Sie versteckte stets ihr innerstes Selbst, genau wie ich. Besser gesagt: Genau wie ich es getan hatte. Nach dem heutigen Abend gab es kein Zurück mehr zu meinem früheren Ich.
Megan packte meinen Arm und zog mich in Richtung Tür. » Nein, Emily, ich weiß nicht, was los ist, aber du bist nicht du selbst. Letzte Nacht wurde jemand nur ein paar verdammte Straßen von dir entfernt ermordet, und du rennst so herum… «
Ich riss meinen Arm aus Megans Umklammerung. » Mir geht’s gut « , sagte ich. » Besser als gut. Ich fühle mich großartig. « Ich stellte mich ihr entgegen und packte sie bei den Schultern. » Mach dir keine Sorgen um mich, Reedy. Konzentrier dich lieber auf das Ziel: Terrance Sedgwick, die Straße hinunter? «
Megan seufzte erneut. » Em, ich bin nicht… «
Ich schüttelte sie, was sie mit einem finsteren Blick quittierte. » Beantworte meine Frage. Im Ernst, du kennst doch Terrance, oder? «
» Er ist ein fetter Trottel. Was ist mit ihm? «
» Das werde ich dir zeigen. « Ich schubste sie um das Bett herum in Richtung ihres Tischs, auf dem der Laptop stand. Anschließend drückte ich sie in ihren Stuhl, öffnete den Laptop, klickte den Browser an und besuchte Emily Cookes Blog. Etwas weiter unten auf der Seite erschien Terrances Nachricht direkt vor uns. Ich zeigte darauf, und Megan las, was er geschrieben hatte.
» Was für ein Volltrottel! Du bist kein bisschen fett. « Sie deutete auf den Bildschirm. » Geht es darum? Was Terrance geschrieben hat? Es ist ungesund überzureagieren, Emily. «
Ich streckte die Arme aus, wirbelte herum und posierte in meinem Outfit, wohl wissend, dass jeder Zentimeter von mir umwerfend aussah. » Mache ich doch schon wie ein Profi, oder? Damit locke ich Terrance in die Falle und rechne mit ihm ab. Das Anlocken anderer Jungs ist nur ein zusätzlicher Bonus. «
Megan krümmte sich in ihrem Stuhl. Einen Augenblick später meinte sie: » Falls ich nicht mitkomme, gehst du alleine? Du hast wirklich vor, in diesem Aufzug zum Haus irgendeines verschrobenen Bürschchens zu marschieren? «
Ich nickte. » Na klar. Mir kann nichts geschehen. Wer einen vorüberfahrenden Getränkewerfer überlebt hat, kann alles überleben. «
» Wovon zum Teufel sprichst du? « , wollte Megan wissen.
Ich setzte meine unschuldigste Miene auf. » Nichts « , entgegnete ich. » Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Kommst du mit? «
Megan seufzte erneut, stand aber auf. » Gut, ich komme mit. Aber anstatt zu laufen nehmen wir das Auto. «
» Cool. «
» Was auch immer. « Megan schlüpfte in ihre Schuhe, nahm ihre Schlüssel vom Wandhaken, und wir machten uns auf den Weg in die kühle Nacht. Mit ausgebreiteten Armen wirbelte ich den betonierten Fußweg zur Straße hinunter, wo Megans Wagen auf uns wartete.
Diese stapfte wortlos hinter mir her. Sie sperrte die Beifahrertür auf und schlug mit der Faust dagegen, bis die Tür mit einem metallischen Klicken aufsprang.
Ich quetschte mich hinein, während sie auf der Fahrerseite einstieg. Dann stieg sie aufs Gaspedal, drehte den Zündschlüssel herum, und das Auto gab einen Rülpser von sich, bevor es zu stottern anfing und schließlich abstarb. Megan fluchte und drehte erneut den Zündschlüssel herum. Dieses Mal erwachte der Wagen zum Leben. Megan schaltete die schwachen Scheinwerfer ein und fuhr auf die
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