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Die Verwandlung

Die Verwandlung

Titel: Die Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
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Straße.
    » Die alte Rostlaube pfeift aus dem letzten Loch « , meinte ich und tastete nach der Sitzverstellung, um die Rückenlehne in eine Liegeposition zu bringen. Meine hochhackigen Schuhe legte ich auf dem Armaturenbrett ab und sah Megan beim Fahren zu.
    Mit zusammengezogenen Augenbrauen und gespitzten Lippen hielt sie den Blick auf die Straße geheftet. Die Straßenlaternen erhellten ihre finstere Miene jeweils für kurze Zeit.
    Ich beugte mich vor und wedelte ihr mit der Hand vor dem Gesicht herum. » Hallo, Reedy? Ich habe dein Auto gerade als alte Rostlaube bezeichnet. Eigentlich solltest du jetzt angepisst sein und mir sagen, dass ich es nicht so nennen darf. «
    Megan ignorierte mich. Stattdessen trat sie so fest auf die Bremse, dass ich nach vorn flog. Bevor ich reagieren konnte, riss sie das Lenkrad nach links und fuhr in eine Seitenstraße.
    Ich nahm die Füße herunter und spähte durch das Fenster. Wir fuhren die Roosevelt Street entlang– genau entgegengesetzt zu der Richtung, in die ich wollte. » Halt an, Megan, du fährst in die verkehrte Richtung. «
    Sie beachtete mich nicht und fuhr weiter.
    Ich zog an ihrem Arm und sagte: » Jetzt komm schon, wir wollten doch zu Terrance nach Hause! « Als sie nicht anhielt, stellte ich die Rückenlehne aufrecht. » Okay, wenn es um deinen Bruder und den Deputy geht, dann reg dich ab! Ich wollte gar nichts von ihnen. Der Deputy war einfach nur süß, da wollte ich Hallo sagen. «
    Megan seufzte entnervt und sah mich an. Die grüne Armaturenbeleuchtung verlieh ihren Pupillen einen unwirklichen Schimmer.
    » Okay, E.W., es geht weder um meinen Bruder noch um seinen Freund. « Sie riss das Lenkrad nach rechts und bog in eine andere Straße ein. » Oder vielleicht doch. Es geht um deine Klamotten, das Antatschen älterer Jungs, deinen Wunsch, hinter Terrance herzujagen– um all das. « Sie schnippte verärgert mit den Fingern. » Es geht darum, dass du zu mir sogar so etwas wie ›reg dich ab‹ sagst! Das bist nicht du, Emily. Irgendetwas stimmt gerade im Moment nicht mit dir, und du erkennst das offensichtlich nicht. Also bringe ich dich nach Hause, wo du ins Bett gehen, aufwachen und wieder du selbst sein kannst. «
    Ich öffnete den Mund, um zu protestieren. Ohne mich anzusehen streckte mir Megan den Zeigefinger ins Gesicht und sagte: » Keine Diskussion. «
    Urplötzlich empfand ich den Wagen als schrecklich einengend. Es war, als wäre ich in einem Käfig aus verrostetem Stahl eingepfercht, der nach verschlissenem Kunstleder und labbrigen alten Nachos mit Käse stank, die am Teppich des hinteren Fußraums klebten. Es tröstete mich wenig, dass Megan meine Wärterin war, die, was barsches Benehmen betraf, gerade zur Höchstform auflief. Ich starrte ihr bleiches, langes Gesicht mit der Riesennase von der Seite an und hasste sie. Ich wollte ausholen und sie zu Boden schmettern, mich vor ihr aufbauen und ihr klarmachen, dass ich nicht eines dieser verängstigten kleinen Mädchen war, das sie herumkommandieren konnte.
    Stattdessen kam mir beim Blick aus dem Fenster eine Idee.
    » In Ordnung « , sagte ich. » Du hast recht. Das bin nicht ich. « Mithilfe der altmodischen Fensterkurbel öffnete ich das Fenster und ließ den kühlen Wind, der durch den Spalt eindrang, durch mein Haar fahren.
    » Wie auch immer « , erwiderte Megan. » Terrance ist ein Trottel, aber wir werden ihn uns ein andermal vornehmen– wenn du nicht mehr auf dem Kleber-Schnüffel-Trip oder was auch immer bist. «
    » Ja, klar. « Das Fenster war inzwischen ganz geöffnet. Ich streckte den Kopf hinaus und atmete die Luft durch meine geöffneten Lippen ein. Dann machte ich den Mund ganz auf und ließ die Zunge heraushängen. Und dann– Megan ignorierte mich zugunsten grimmiger Blicke auf die dunkle Straße– öffnete ich blitzschnell den Sicherheitsgurt, streckte die Arme aus dem Fenster und ergriff den alten Fahrradträger, der auf dem Dach der alten Rostlaube befestigt war. Ich schwang mich aus dem Fenster, und es gelang mir, meine hochhackigen Schuhe in die Tür zu spreizen. Anschließend ließ ich mich so weit hinaushängen, wie es meine Arme erlaubten. Während ich den Fahrradträger umklammerte, raste ich mit einer Geschwindigkeit von über fünfzig Stundenkilometern die dunkle Vorortstraße hinunter. Geparkte Autos und Bäume schossen an mir vorüber, und es fühlte sich an, als wolle der Wind, der unter mir vorbeipfiff, mich auf den harten Asphalt schleudern. Das machte mir keine

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