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Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Titel: Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kösel-Verlag <München>
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bevor ich mich in Verantwortung erzieherisch betätige, muss ich Selbsterziehung geleistet und Verantwortung in mein eigenes Leben gebracht haben. Ein Elterntrainings-Programm bringt diese Zusammenhänge auf den Punkt: »Kindererziehung ist Selbsterziehung«.
    Die Entscheidung für eine ermutigende Erziehung
    Grundvoraussetzung für eine ermutigende Erziehung ist, dass sich möglichst viele Menschen für einen solchen Prozess des Erwachsenwerdens von Kindern und Jugendlichen einsetzen. Dies wurde in den vorausgehenden Abschnitten verdeutlicht. Aber so einfach, wie sich diese Forderung vielleicht anhören mag, ist sie nicht zu verwirklichen. Das Erziehungsgeschehen ist durch konträre Positionen geprägt: Soll der Einzelne oder die Gemeinschaft gefördert werden? Kann es um das Erleben des Moments gehen? Soll ›in Watte gepackt‹ werden oder ist die Lebensrealität im Blick? Strafen oder wegsehen? Welche Relevanz kommt geäußerten Bedürfnissen zu? Ist Faktenwissen sinnvoll? Wo sind Grenzen zu setzen und wo nicht? Cool bleiben oder Gefühl zeigen? Und in welchem Verhältnis befinden sich Macht und Ohnmacht in der Erziehung? Eltern und andere Erzieher stehen häufiger in solchen Polarisierungen, als ihnen lieb ist. Jede Entscheidung grenzt gleichzeitig andere Positionen aus. – Hier eine Orientierungshilfe.
    Ich oder andere?
    »Der Mensch wird am Du zum Ich« – in dieser Wort-Kargheit bezieht Martin Buber seine Position zu diesem im Alltag sehr offenkundigen Gegensatz. Nur die Beachtung durch ein Du schafft Selbstvertrauen und bildet gleichzeitig die Basis zur Entwicklung von Vertrauen gegenüber anderen. Aber was heißt das für das Phänomen des Egoismus? Müssen wir nur lange genug warten, bis aus dauernd saugenden Blutegeln soziale Menschen werden? Oder benötigen wir nur eine neue Sichtweise, um das permanente Erheischen von Vorteilen als soziales Tun zu deuten? Nein, der Umkehrschluss des Buber-Textes lautet: Wenn der Mensch nicht einen angemessenen Bezug zu einem Du findet, wird er kein Ich, kein personales Sein entwickeln. Insoweit sind Egoisten keine ich-bezogenen, sondern ich-lose Menschen. 14 Ein fehlendes Selbst sucht immer verzweifelter nach einer Basis der eigenen Existenz und steigert sich letztlich in die Ich-Sucht. Vieles, was uns unter der schillernden Chiffre ›Selbstverwirklichung‹ präsentiert wird, entlarvt sich so als Egotrip auf Kosten anderer.
    Aber sogenannte Egoisten sind nicht Eindringlinge ferner Galaxien, sondern Sprösslinge unserer Erde. Mangelhafte soziale Kontakte, Selbstüberlassung, Gefühlskälte und fehlende Deutlichkeit im Umgang mit Regeln bilden den Nährboden für ein solches Wachstum. Aber auch eine überproportionale Zuwendung an Liebe, Aufmerksamkeit, Geld oder Zeit kann zu solchem Verhalten führen. Tyrannen werden nicht geboren, sondern entwickeln sich unter unseren Augen, sind Ausdruck des Unvermögens der primären Bezugspersonen. Wer in Unkenntnis über vorhandene Grenzen aufwächst, gerät schnell ins Niemandsland. Der Weg aus diesem Terrain führt zur Forderung nach einem neuen Umgang mit Kindern und Jugendlichen, beginnend mit der Feststellung einer Schwangerschaft. Diese Betrachtung hebt die häufig feststellbaren Diskrepanzen zwischen Menschen mit unterschiedlicher sozialer Reife nicht auf, erleichtert aber eine Trendwende.
    Demnach entwickelt sich ein eigenständiges Ich in einer durch ›Wollen und Lassen‹ geprägten Auseinandersetzung mit anderen Menschen, ist eine Gemeinschaft so stark, wie die Mitglieder Eigenständigkeit und Verantwortung füreinander einbringen. »Alles, was gut für dich ist, ist auch gut für andere«, so die Thesenkarte eines psychologischen Instituts. Somit ist im Umkehrschluss alles, was für den Einzelnen schädlich ist, letztlich auch gemeinschaftsschädigend. Störend für das Gleichgewicht in Sozietäten ist aber auch, nur geben und nicht annehmen zu wollen. Asozial ist, wer mehr aus dem Zusammenleben mit anderen herauszieht, als er einzubringen bereit ist. Sozial ist, wer Positives in Personengemeinschaften einbringt und die Fähigkeit hat, Defizite und Störungen im Agieren und Reagieren möglichst nicht entstehen zu lassen bzw. diese durch geeignete Maßnahmen zu reduzieren. Jede Ermutigung fördert und stabilisiert soziales Verhalten. Achtung und Anerkennung ergeben sich in dem Maße, in welchem dieses Zusammenwirken vom Einzelnen – insbesondere durch das Erbringen von Vorleistungen – gefördert wird.
    »Jeder

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