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Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Titel: Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kösel-Verlag <München>
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braucht mal Hilfe«, steht auf dem Button einer Hilfsorganisation. Und jeder ist auch zur Hilfe fähig. Arme und Reiche, Große und Kleine, Frauen und Männer, Praktiker und Theoretiker sind gleichermaßen aufeinander angewiesen. Unterschiedliche Kulturen bieten viele Ansatzpunkte gegenseitiger Bereicherung. Menschen können auf Dauer nicht ohne andere Menschen leben. Das gilt nicht nur für das Zusammenleben innerhalb pluraler Gesellschaften, sondern ebenso für den Umgang zwischen unterschiedlichen Nationen.
    Ich oder andere? Die Lösung liegt in der Synthese von Eigennutz und Gemeinnutz.
    ›Hier und Jetzt‹ oder Zukunft?
    »Das Glück kennt nur Minuten, der Rest ist Wartezeit«, diese Song-Botschaft vertraute einst Hildegard Knef dem Mikro an. Zupacken und festhalten, den tristen Alltag ausblenden. Jetzt sofort muss es sein, ›es lebe der Augenblick‹. Dies will die Welt der Genusssucht zum Lebensprinzip erheben. Aber weshalb ausblenden, was bald sein wird, denn einige Stunden später ist schon morgen und das ›Hier und Jetzt‹ von gestern prägt den neuen Augenblick. Trotzdem versuchen immer wieder neu unzählige Zeitgenossen, diesen Zusammenhang zwischen ›Gestern, Heute und Morgen‹ zu ignorieren, ob im Zusammenleben mit anderen Menschen oder im Umgang mit sich selbst. Auch wenn manche es zu verdrängen suchen: Unser Denken und Handeln von heute gründet im Gestern und prägt unser Schicksal von morgen.
    In dieser Spannung stehen junge Menschen ganz besonders, denn das Zukünftige wird häufig als so fern empfunden. »Weshalb der ganze Lernstress in der Schule, wo niemand weiß, wie es in fünf oder elf Jahren in der Berufswelt aussieht?« »Sexualität macht mir jetzt Bock, da werde ich doch nicht über die geile Situation hinausdenken!« Zwei typische Facetten im Denken und Empfinden von Heranwachsenden. Die Erfahrung der Folgen von Unterlassungen oder Fehlverhalten für sich selbst und andere ist noch nicht so ausgeprägt. Viele Erwachsene bieten prächtige Ansatzpunkte zur Nachahmung. Schließlich haben die es ja auch irgendwie geschafft.
    Herkunft = Zukunft: Verbessern Sie die Zukunftschancen Ihrer Kinder, indem Sie die Herkunftsvoraussetzungen optimieren!
    »Ich bin zigmal gegen Wände gelaufen, ehe ich begriff, welche Nachteile durch ein Missachten von Konsequenzen des momentanen Tuns kurze Zeit später auf mich einstürzten. Als ich dies endlich geschnallt hatte, erlebte ich trotzdem noch viele neue Crash-Situationen, ehe ich raffte, mich in der Situation angemessener zu verhalten«, sagte ein 25-Jähriger mir nach vielen persönlichen Rückschlägen seit seinem Auszug aus dem Elternhaus. Er scheint wesentlich weiter zu sein als viele seiner Altersgenossen. Denn nur die Erfahrung, dass der Genuss des Augenblicks massiv getrübt oder verkürzt wird, wenn die Rahmenbedingungen auf Zukunft nicht stimmen, wird den scheinbaren Gegensatz von Vergangenem, Momentanem und Zukünftigem aufheben und zu einem weniger kurzsichtigen Umgang mit diesen Lebensgesetzen führen.
    In Kürze: Die Herrschaft des Augenblicks verdrängt die Vergangenheit, ignoriert die Zukunft und lässt dem Leben keinen angemessenen Raum!
    Geäußertes Bedürfnis oder erkennbarer Bedarf?
    »Die zum Ausdruck gebrachten Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen sollen Maßstab des Handelns sein!« So lautete das Credo der Erziehungswissenschaft in der Folge der 68er-Umbrüche in unserer Gesellschaft. Scharfe Kontroversen zwischen konservativen und progressiven Vertretern wurden ausgefochten, werteorientierte Ansätze hatten neuen Strömungen Platz zu machen. Die Pädagogik schuf sich durch die Ergebnisse soziologischer Forschungen eine neue Basis. 15 Das Wollen junger Menschen wurde zur Maxime des Handelns erhoben. Dieser häufig als Erfahrungswissenschaft bezeichnete Ansatz hatte zur Folge, dass von Pädagogen getätigte Überlegungen zu Zielen von Erziehung, allgemein verbindlichen pädagogischen Kriterien und zeitüberdauernden Werten als Auswurf reaktionären Denkens diskreditiert wurden.
    Auf den Punkt gebracht: Pädagogische Institutionen entwickelten sich so zu Bedürfnis-Verwirklichungs-Anstalten. Dieses neue Selbstverständnis fand schnell Eingang in die erzieherische Alltagspraxis und führte zu grundlegenden Veränderungen. Sobald es zu Auseinandersetzungen zwischen Erziehenden und Kindern bzw. Jugendlichen kam, wurde der Rückzug angetreten oder, wenn es gar nicht mehr ging, Zuflucht in autoritären Reaktionsmustern

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