Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit
wesentlich mehr Spezialhinweisen und zu beachtenden Eigenheiten in die abwesenheitsbedingte Pflege gegeben. So nachvollziehbar und wichtig diese Sorgfalt im Umgang mit Pflanzen und Tieren ist, so fragwürdig wird der Vergleich zu den Rahmenbedingungen bei der Übergabe von Kleinstkindern an sogenannte Tagesmütter. Eine Abstimmung über wichtige Erziehungsgrundsätze scheint eher von peripherer Bedeutung. Doch ob sie kinderlieb ist, wird häufig gefragt, was immer das sein mag. Die Situation bei der Übergabe von Babys und Kleinst-Kinder an die Mitarbeiterinnen von Krippen ist meist vergleichbar.
Wenn solches Agieren den Umgang zwischen Eltern und Kindern prägt, erhalten Blumen – ob im Sinne des kleinen Prinzen oder der reisebedingten Überlassung der Nachbarin gegenüber – mehr Beachtung als die uns anvertraute nachfolgende Generation.
Beziehungen in Kontinuität und Stabilität
Auch wenn der Satz ›Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen‹ auf das Ja der Eheleute innerhalb der Trauung bezogen ist, so rückt er auch die lebensprägende Verantwortung für eine verlässliche Eltern-Kind-Beziehung ins Blickfeld. Denn ein Beziehungs-Crash wirkt auf Kinder nicht wie ein grippaler Infekt, sondern eher wie ein Herzinfarkt. Zu viele Einzelschicksale belegen, dass Kinder unter einer elterlichen Trennung oft zeitlebens leiden. So sollen Therapeuten oft über viele Jahre die seelischen Blessuren abmildern, welche aus dem Erleben von Zerrissenheit, Entwertung und Beziehungsbruch entstanden sind.
Es stellt sich jedoch die Frage, ob die Gefühle und Bedürfnisse der betroffenen Töchter und Söhne in solchen Krisen überhaupt einen besonderen Stellenwert haben. Alle müssten wissen, dass ein positives Elternhaus die beste Voraussetzung für das Heranwachsen von Kindern ist, dass Beziehungsbrüche zum aufgedrückten Lebensbegleiter werden. Ist dies auch noch im Blick, wenn die Zeichen in einer Ehe auf Sturm stehen? 13 Welche Relevanz innerhalb des häufig dann einsetzenden Scheidungsszenarios haben die vorhersehbaren Folgen dieses Schrittes für diejenigen, welche einmal als ›das Ein und Alles‹ der noch intakten Beziehung bezeichnet wurden? Finden die zu erwartenden Verlustgefühle, Selbstzweifel, Versagensängste, emotionalen Zerrissenheiten, Konzentrationsprobleme und Essstörungen als Kriterien zur Entscheidung überhaupt Berücksichtigung? Langsam stirbt so jegliche Hoffnung auf die Zukunft. Setzt dann nach einer Trennung auch noch der Kampf um die Kinder ein, sind allen erdenklichen Grausamkeiten Tür und Tor geöffnet.
Manche Scheidung ist vielleicht wirklich das kleinere Übel, viele Krisen könnten jedoch anders als durch Auseinandergehen bewältigt werden. Denn persönliche – und damit partnerschaftliche – Lebensqualität entwickelt sich durch das Meistern von Problemen, nicht durch Flucht. Wird diese – auch im Konflikt liegende – Chance nicht aufgegriffen, werden die Beteiligten meist schneller von einer vergleichbaren Situation eingeholt als erwünscht, wenn auch unter veränderten Rahmenbedingungen.
Aber Beziehungen in Kontinuität und Stabilität werden nicht nur durch Trennungen negativ tangiert. In vielen offiziell intakten Familien existieren Umgangsstile, welche diese Grundvoraussetzung für ein Erwachsenwerden ebenfalls massiv gefährden. So werden Kinder vernachlässigt, gedemütigt, heruntergemacht, sich selbst überlassen, missbraucht. Wenn sie keine alters- und situationsgemäße emotionale Zuwendung erhalten, ist dies damit vergleichbar, ihnen Atemluft oder Essen vorzuenthalten. Beziehungen brauchen Zeit, Nähe, Wärme, Behutsamkeit, Verständnis, Pflege, Geduld und Wertschätzung in einem Rahmen von Kontinuität und Stabilität. Beziehungen lassen sich nicht kontingentieren, ein- oder ausschalten, konservieren oder erkaufen. Sie verlieren ihre Tragfähigkeit, wenn der Pulsschlag des Herzens ausbleibt. Wenn wir in diesem Zusammenhang die Gesetze der Ökonomie auf unser Handeln übertragen, würde manchem Zeitgenossen der erhebliche Kostenfaktor der eigenen emotionalen Armut bilanziert. »Immer da, immer nah«, so wirbt eine Versicherung. Es wäre großartig, wenn viele Kinder und Jugendliche versichert sein könnten, Eltern und andere wichtige Personen als Wegweiser an ihrer Seite zu wissen.
Jeder Erziehungsstil ist Ausdruck der jeweiligen Persönlichkeit. Sind hier Korrekturen sinnvoll oder notwendig, geht dies nur über eine Änderung des eigenen Person-Seins. Denn
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