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Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Titel: Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kösel-Verlag <München>
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ermöglichen. Nur wer diese Zusammenhänge nicht ignoriert, orientiert sich am Leben.
    Die Einsicht in diese Zusammenhänge verschärft den Blick, Verwöhnmuster schneller zu erkennen und den Mut zu entwickeln, sie abzumildern und aufzulösen. Motor und Kraftgeber dazu ist die Erfahrung, dass dem momentanen Vorteil – z. B. etwas Unangenehmes nicht zu machen – ein über die Situation hinausweisender Nachteil gegenübersteht. Die geeignetste Form der Bekämpfung von Verwöhnung ist die, ihr nicht mit moralischen Bedenken, sondern mit der ökonomischen Frage des Ertrags zu begegnen. Langfristig ist die Rendite ohne Verwöhnung immer höher. Menschen mit dem Gedanken ›Der Geist ist sehend (willig), doch das Fleisch ist schwach‹, die den leichten Genuss sofort wollen, sollten sich klarmachen, dass dieses frühkindliche Schema einen Erwachsenen nicht länger zum Behinderten machen sollte.
    Auch wenn ein verantwortungsvolles Bewusstsein sagen sollte: »Ich will mich nicht durch eine solche Denke selbst blockieren«, reicht eine positive Grundeinstellung allein nicht. Dem Einzelnen muss erst das Maß der eigenen Trägheit und Konfliktvermeidung, der geheimen Kompensationswünsche und subtilen Sehnsüchte deutlich werden. Erst dann besteht die Chance, die jeden Elan lähmende eigene Angst zu überwinden, um mit Idee und Tatkraft die Herausforderungen des Lebens aufzugreifen, sich selbst neu auf den Weg zu machen. So wird Zukunft möglich, denn: ›Wer Hoffnung hat, hat auch Erfolg‹!
    Raus aus dem Verwöhnstrudel
    Als Folge der durch die Zivilisation bedingten Veränderungen leben wir weder mit der uns umgebenden noch mit unserer eigenen Natur im Einklang. Daher bleibt zur Existenzsicherung keine andere Wahl: »Der Mensch kann nur sein Großhirn gebrauchen, um nicht zu fallen!« 79 Der Konsumgüter-Terror ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass für viele Bereiche umgehend eine Neuorientierung und Umkehr ansteht. 80 Jegliches Verwöhnverhalten verschärft dieses Ungleichgewicht zwischen Natur und Technik sowie im zwischenmenschlichen Bereich. Krisen – ob moralischer, ökonomischer oder ökologischer Art – fordern zur Überwindung heraus. Je differenzierter Schwierigkeiten analysiert und neue Erkenntnisse zugelassen werden, desto umfassender sind Kurskorrekturen möglich.
    Konsequenzen für den Erzieher
    »Oft gebe ich meinen Kindern nach, bis ich sie nicht mehr ertragen kann, und dann werde ich so autoritär, dass ich mich selbst nicht mehr ertragen kann.« Dieses Not-Geständnis einer Mutter verdeutlicht, welche psychischen Spannungen im Wechselspiel von Laufenlassen und rigiden Ad-hoc-Entscheidungen entstehen können. Unbemerkt – aber lebenslang – verursachen die tief wurzelnden Defizite unterschiedlichste Kompensationszwänge. Im Kern geht es dabei um die Langzeitwirkung von Mangelerfahrungen im Bedürfnis nach Liebe und Dazugehörigkeit. Frühe Entwertungen und Kränkungen führen in der Regel über eine Quasi-Verarbeitung dazu, das, was man selbst nicht erhalten hat, anderen Menschen, insbesondere Kindern, entweder übermäßig zuzuführen oder es ihnen ebenfalls – vielleicht noch unerbittlicher – vorzuenthalten. Eigene erlittene Beeinträchtigungen führen so in etwas variierter Form zur Schädigung nachfolgender Generationen.
    Dreh- und Angelpunkt für jede personale Erstarkung ist eine angemessene Verarbeitung von selbst erlebter Minderwertigkeit, weil nur so Konfliktquellen beseitigt und neue Antriebsenergien freigesetzt werden können. Denn wenn Menschen sich innerhalb ihrer Sozialkontakte entweder inständig per Angriff oder Verteidigung, Star-Verhalten oder Selbstaufgabe inszenieren oder zwischen diesen Polen hin- und herpendeln, wird dies für alle Bezugspersonen unerträglich. Gleichzeitig behindert eine solche Persönlichkeitsstörung jegliche Lern- und Leistungsbereitschaft.
    Im Kern sind Minderwertigkeitsgefühle Ausdruck der Erfahrung bzw. Selbsteinschätzung, keinen anerkannten Platz in einer Gemeinschaft zu haben. Diese Bilanz führt zu der – nicht selten panischen – Angst, dass diese Un-Position von anderen leicht erkannt werden könnte. Alle dann einsetzenden Attacken, ob Unterwürfigkeit, Vertuschung, Blenden oder Machtgebaren, stellen den Versuch dar, davon ablenken zu wollen. Jede verfügbare Sicherheitsvorkehrung wird eingesetzt, damit das eigene ›Mangel-Selbst‹ nicht entlarvt wird.
    Um aus dieser prekären sozialen Isolation herauszukommen, sind viele kleine

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