Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Titel: Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kösel-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
Selbst-sein-Wollens bietet die Chance, Wichtiges von Nebensächlichem zu unterscheiden, Fehlendes auszugleichen und Störendes zu reduzieren. »Auf sich selbst hören zu können, ist eine Vorbedingung dafür, dass man auf andere hören kann; bei sich selbst zu Hause zu sein ist die notwendige Voraussetzung, damit man sich zu anderen in Beziehung setzen kann«, so der Psychoanalytiker Erich Fromm. 84 Dadurch wird ein Wachstum der Persönlichkeit möglich, mit der Folge eines größeren Selbstwerts. Die dabei zu gewinnende neue Vitalität wird sich gleichermaßen in mehr Lebensmut, verstärkter Lernbereitschaft und erweiterter sozialer Kompetenz auswirken. Dies würde nicht nur eine substanzielle Voraussetzung für die Übernahme verantwortlicher Erziehung schaffen, sondern auch das Leben in Partnerschaft, Familie, Beruf und Gesellschaft insgesamt erleichtern.
    Respekt und Anerkennung erreicht, wer sich und andere respektiert und anerkennt. Dies gilt für die Erziehung ebenso wie für alle übrigen zwischenmenschlichen Bezüge. Seelenlose Moralapostel können am ehesten der Abschreckung dienen. Eltern bringen dann ihre Kraft in die Erziehung ein, wenn sie selbst Zeit und Zuwendung von ihren Eltern erhalten haben. Im Alter, wenn sie selbst wieder der Unterstützung und Hilfe bedürfen, können sie dann in gelingenden Beziehungen von den eigenen Kindern wieder einiges davon im Generationenverhältnis zurückerhalten.
    Konsequenzen für die Erziehung von Kindern und Jugendlichen
    In polemischen Diskussionen wird nicht selten der Vorwurf geäußert, dass das ganze Gerede um Grenzen in der Erziehung eigentlich nur Ausdruck eines Machtanspruches von Eltern sei. Ein Standardeinwurf: »Kinder merken schon von sich aus, wenn es reicht oder nicht mehr geht.« Sicher ist feststellbar, dass hier und dort Kinder selbst ihre Grenzen erkennen und anerkennen, und es mag auch sein, dass manche Grenzverdeutlichung Ausdruck von Macht und Anspruch ist. Sich in Überfürsorge äußernde Ängstlichkeit ist häufig ein weiterer Grund für zu viel Enge. Aber mit diesen Bemerkungen wird keinesfalls das Thema ›Die Bedeutung von Grenzen für das Zusammenleben von Menschen‹ unwesentlich. Das alltägliche Miteinander belegt, dass tief sitzende eigene Unsicherheiten sowie eine große Angst vor den Folgen von notwendigen Verdeutlichungen gegenüber Kindern und Jugendlichen das erzieherische Handeln prägen. Dazu hat sicher auch die aus Amerika importierte ›Frustrations-Aggressions-These‹ beigetragen. Viele Eltern vermeiden daher möglichst jede Form von Auseinandersetzung.
    In der antiautoritären Erziehung wurde dann von vielen Eltern und anderen Erziehungskräften eine sich wissenschaftlich gebärdende Legitimation für eine repressionsfreie, sprich grenzenlose Pädagogik gesehen. Erzieherisches Unvermögen mutierte so ›über Nacht‹ zu angeblich progressiver Reformkraft. Aber selbst hartgesottene 68er haben zwischenzeitlich feststellen müssen, dass die damit in Deutschland ausgelöste Welle keinesfalls zu mündigeren Bürgern oder verbesserten Erziehungsbedingungen geführt hat. Ein Propagieren von Leitsätzen wie ›Tu, was du willst, ignoriere konsequent wichtige Regeln, Übereinkünfte und Grenzsetzungen, kurz, alles, was von außen kommt, und höre auf niemand, außer dich selbst‹ 85 muss normale Erdenbürger in die Irre führen, da wir immer von anderen Menschen umgeben sind und gegenseitige Rücksicht zum Postulat jeglichen Zusammenlebens gehört. Ein Lebensprinzip aber, welches dem ›Mann im Mond‹ gemäß sein mag, ihm aber in seiner Einsamkeit auch keine neuen Perspektiven beschert, sollte wirklich suchende Menschen nicht zusätzlich verunsichern. Die Kurzform des kategorischen Imperativs ›Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem andern zu‹ gilt zeitübergreifend für jegliche Form des Zusammenlebens. Selbst in Sozietäten lebende Tiere handeln danach. So ergeben sich Sinn und Funktion von Grenzmarkierungen ausschließlich daraus, dass sie mir und anderen einen abgesicherten Freiraum gewährleisten. Jegliche Grenzverdeutlichung muss sich daran messen lassen.
    Dazu zwei Hervorhebungen:
    ❯ Wer sich zu stark auf das Begrenzende konzentriert, verliert die Bedeutung des schutzgebenden Raumes aus dem Blick.
    ❯ Ein Nicht-deutlich-Machen von Grenzen – real gibt es keine Grenzenlosigkeit – führt zur Maßlosigkeit. Diese wiederum äußert sich letztlich in Tyrannei oder Verwahrlosung.
    Bedeutsam ist

Weitere Kostenlose Bücher