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Die vier Söhne des Doktor March

Die vier Söhne des Doktor March

Titel: Die vier Söhne des Doktor March Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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noch, ob der Revolver geladen, die Tür abgeschlossen und das Fenster zu ist. Gute Nacht.
    »Jeanie ist eine Idiotin. Jeanie sollte erschossen werden.«
    Wunderbar, mein Mädchen.
    Es ist 14 Uhr 30. Ich bin mir gerade klar darüber geworden, daß er nur deshalb so drohend und kaltschnäuzig auftritt, weil er sich bedrängt fühlt. Er kann nichts gegen mich tun, also kläfft er. Er bedroht mich. Er versucht, mich zur Aufgabe zu zwingen. Weil er genau spürt, daß ich ihn bedrängen kann und werde.
    Und gleichzeitig will er nicht, daß ich weggehe. Weshalb? Weshalb will er das nicht? Weil er jemanden zum Spielen gefunden hat, das ist jedenfalls mein Eindruck.
    Heute abend kommen ausnahmsweise Gäste in dieses Frankensteinhaus. Ein befreundetes Ehepaar, der Mann ist ebenfalls Arzt. Ich habe einen schönen Steinbutt vorbereitet, und die Alte hat sich an einem hausgemachten Kuchen verkünstelt. Die Kinderchen werden sich freuen, aber es gibt keine Kinderchen hier, sondern vier junge Männer.
    Aber selbst wenn man einräumt, daß sie ein wenig täppisch sind, im Grunde reden und benehmen sich alle wie zwölfjährige Kinder. Das ist es, was mich irritiert. Deshalb schaffe ich es nicht, seinen Worten ein Gesicht zuzuordnen. Weil sie zu keinem von ihnen passen. Es ist, als ob einer von ihnen geistig in seine Kindheit zurückfällt.
    Die Kinder des Hauses. Die immer zusammenhalten. Eine richtige Familie. Ein Werbeplakat fürs Vaterland.
    Der Schneesturm ist beeindruckend. Ich weiß nicht, ob die Gäste überhaupt kommen. Ich müßte meine Schürze bügeln. Die dicke, schmuddlige Jeanie wird ihre Schürze bügeln. In der hübschen Waschküche unten, neben dem Zimmer ihrer geschätzten Hausherrin.
    Wenn ich den ganzen Tag mit Bügeln verbringen würde, müßte ich ihn zu gegebener Zeit, wenn er das Zimmer seiner Mutter aufsucht, zwangsläufig vorbeischleichen sehen. Nein, das wäre dumm. Er würde sein Tagebuch mitnehmen, das wäre alles. Ich vergeude meine Kräfte mit diesem Unsinn. Apropos Kraft: Wo ist diese verfluchte Ginflasche, Trost und Hilfe für meine alten Knochen? Ich hab' die Nase voll, ich werde Mittagsschlaf machen.
    Tagebuch des Mörders
    Heute abend kommen Doktor Milius und seine Frau zum Abendessen. Ich kenne sie nicht. Er ist ein Kollege von Papa. Mama hat Jeanie gesagt, sie soll sich um die Küche kümmern und sich sauberhalten. Alle machen Mittagsschlaf. Aufbruch um 3 Uhr: Mark muß einen Klienten treffen, Stark will sich einen Computer kaufen, Clark muß zum Unterricht, und Jack hat eine Prüfung in Musiktheorie. Clark wird vielleicht Kapitän seiner Mannschaft. Er freut sich. Mark auch, weil sein Chef ihn einer großen Anwaltskanzlei empfehlen will, wenn er sein Diplom hinter sich hat. Stark hört nicht auf zu arbeiten, sie haben in einem Monat einen Test. Jack hat uns seine letzte Komposition vorgespielt, es war gar nicht schlecht, ein bißchen romantisch vielleicht, aber man kann eben nicht aus seiner Haut.
    Nun zu den ernsten Angelegenheiten. Scheinbar sucht die Polizei einen Burschen mit einer karierten Hose.
    Wenn Papa in der Garage nachsehen würde, würde er bemerken, daß bei dem Klamottenhaufen die karierte Hose fehlt, die er immer anzieht, wenn er am Auto herumbastelt. Bestimmt hat Mama sie weggeworfen, weil sie von Motten zerfressen war. Man wird daraus aber keine Affäre machen.
    Ich habe den Eindruck, daß Jeanie in ihrer Schürze etwas versteckt, etwas Schweres. Aber was? Hält sie sich für James Bond? Ist es vielleicht eine Pistole? Eine Bazooka? Nein, meine Jeanie tut das nicht, meine bevorzugte Schlampe, die ich mir bis zum Schluß aufhebe. Neulich haben sie im Fernsehen gezeigt, wie man ein Schwein tötet und ihm der Länge nach den Bauch aufschlitzt; das war ein Ding!
    Ich merke, liebes Tagebuch, daß ich mich von meinem ursprünglichen Vorhaben entferne, das darin bestand, dir in aller Ausführlichkeit unsere Familie zu schildern und meine Aktivitäten, meine verderblichen Aktivitäten, wie ein Staatsanwalt sagen würde, nur wegen dieses lästigen Spions, der mit dem Feuer spielt.
    Hältst du mich wirklich für einen Dummkopf? Also, wie gesagt, ich werde dir einmal mehr von uns erzählen.
    Das Baby von Bearys weint und hindert mich daran, mich zu konzentrieren. Das ist ärgerlich, ich mag Babys nicht, ich mag dieses Baby nicht.
    Mark trägt immer sehr elegante und teure Krawatten, er ist kokett, auf seine Art. Clark liebt schlampige Jogginganzüge mit Turnschuhen. Auch Stark mag

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