Die vier Söhne des Doktor March
Turnschuhe, bunte Sweater und Mützen aus Wolle oder Baumwolle, Jack seinerseits bevorzugt klassische Kleidung, das gute alte Polohemd, das immer lässig aussieht, und Lederschuhe. Meine kleinen Brüder. Ich bin plötzlich ganz gerührt, wenn ich an uns, meine kleinen Brüder, denke.
Ich pfeife auf Superman und andere Superhelden mit ihren idiotischen Geschichten, ich, ich bin ein Superheld, nicht im Weltraum, nein, hier, auf der Erde, mit echten Opfern, echten Schlampen, die viel gefährlicher und schmutziger sind als ein Haufen losgelassener Außerirdischer. Ich und meine Brüder, wir sind wirklich Asse. Papa ruft uns, ich laufe, ciao, liebes Tagebuch, dreckige Schlampe!
Jeanies Tagebuch
Ein köstlicher Abend. Doktor Milius ist ein großer, gutaussehender alter Mann, sehr würdevoll, nicht sehr lustig, aber immerhin … Seine Frau ist eine dicke, feurige Blondine, begeistert von sich selbst, hingerissen vom Anblick so gutaussehender, kräftiger Burschen, mit einer Tonne Diamanten zwischen den Brüsten, schönem Schmuck übrigens (und schönen Brüsten, wenn ich den zügellosen Blicken meines Doktors Glauben schenke), also, »mein liebes Tagebuch«, würde ich sagen, es war ein exquisiter, fürstlicher Abend.
Erstens hatte der Steinbutt viel Erfolg. Außerdem konnte ich meine Umgebung genau beobachten: Clark hat unglaublich viel Wasser getrunken, ich habe an diesen furchtbaren Durst gedacht, von dem er spricht; Stark hat sich Pommes frites nachgeben lassen - die Sache mit den Pommes frites habe ich nicht vergessen. Ich habe ruhig und diskret serviert, der gute Geist des Hauses, während die anderen sich schmatzend und grunzend den Bauch vollschlugen. »Also, lieber Doktor, was halten Sie von der polychromen griechischen Kunst?« Ein Schluck Burgunder, ein großer. »Nun ja, lieber Kollege, ich denke, daß sie sehr überfeinert ist.« Drei Gabeln Kartoffel, schmatz . »Erzählen Sie mir von der Felsenmalerei des dritten vorchristlichen Jahrtausends in der südwestlichen Ecke von Abessinien, ja, das ist interessant.«
Die schrille Stimme dieser völlig bescheuerten Blondine, die um jeden Preis am Gespräch teilnehmen möchte: »Und wie weit sind Sie mit den Backenzähnen?« - »Nun ja, meine Liebe, es geht vorwärts … Sie will sich Jacketkronen machen lassen, aber ich bin dagegen, sie hat noch sehr gute Zähne, und dieser Kuchen, wie guuut er ist, hausgemacht, wirklich uuunglaublich!«
Schau an, schau an, noch ein kurzer und geiler Blick meines Doktors auf die Frau des anderen? Die Alte schien weniger alt, geschminkt, gut gekleidet, letztendlich gäbe sie eine ganz ansehnliche Frau ab, vornehm, ich würde sogar sagen »fein«. Die vier Ungeheuer kamen im Anzug, sehr elegant . wenn man bedenkt, daß einer von ihnen noch ins Bett macht!
Tatsächlich wirkten alle sehr entspannt und sahen nicht aus, als ob sie etwas zu verbergen hätten. Einmal hat die Blondine »Karen, diesen schrecklichen Mord« angesprochen, aber der Doktor meinte, es wäre ihm lieber, das Thema nicht bei Tisch anzusprechen, in Anwesenheit der Kinder. (Welche Kinder?)
Ich müßte alle Aufzeichnungen von Anfang an noch mal lesen können, sie vielleicht fotokopieren? Übrigens ist es gar nicht einfach, ein Tagebuch zu führen, weil zwischen dem, was wirklich passiert, und dem, was mir durch den Kopf geht, eine große Lücke bleibt. Und weil ich langsamer schreibe als ich denke, gibt es Dinge, die ich unterwegs vergesse.
Das neue Buch ist kompliziert, ich verstehe kein Wort und habe die Nase voll davon, Bücher zu lesen, während ich darauf warte, daß man mich abmurkst. Es muß rasch etwas geschehen.
Tagebuch des Mörders
Es ist Nacht. Ich bin in meinem Zimmer und schreibe. Ich höre das Geräusch des Stiftes auf dem Papier, mein süßes, weißes Papier wie Milch, ein wenig cremig, alle schlafen. Ich dagegen, ich schlafe nicht, ich bin wach. Ich lausche auf ihren Atem.
5 Finte
Tagebuch des Mörders
Mama ist heute abend mit Papa zu Bett gegangen, ich kann mir vorstellen, was sie tun. Sie berühren sich wahrscheinlich und küssen sich und vielleicht, nein, daran will ich nicht denken, ich habe feuchte Hände, ich trockne sie an meiner Schlafanzughose ab, ganz nah bei meinem … Ich darf ihn nicht berühren, sonst muß ich Pipi machen.
Sie wissen nicht, daß ich sie wiedererkannt habe, die Blondine aus dem Theater. Das war ein starkes Stück, sie hierher mitzunehmen. Jetzt bin ich sicher, daß Papa und sie … Wenn Mama das wüßte.
Ich
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