Die vier Söhne des Doktor March
mir zu Hause gab es das oft und meine Brüder mochten es«, antwortete ich mit meinem einfältigsten Gesicht.
Sie lächelte mich freundlich an, mit einem so scheinheiligen und hinterhältigen Lächeln, daß es mir kalt den Rücken herunterlief. »Meine Söhne mögen das nicht.« - »Keiner?« -»Keiner. Ich konnte sie noch nie dazu bringen, welche zu essen!« und dann strickte sie an einer blau-gelben Scheußlichkeit weiter. (Diesmal für Stark.) Schlußfolgerung: Der Knabe schert sich einen Dreck um mich. Sehr ermutigend. Ich habe am Bahnhof angerufen. Immer noch nichts. Auf jeden Fall soll es einen Schneesturm geben. Glauben Sie, daß mich das überrascht? Gute Nacht. Ich hab' die Schnauze voll.
Aber was sollte das mit diesen verfluchten weißen Rüben? Ist das ein Symbol? »Im Unterbewußtsein des Kranken symbolisieren weiße Rüben den schlaffen Penis des Vaters, auf den er fixiert ist; er tötet seine Opfer, weil er sie verdächtigt, damit Lust zu erleben und die Mutter ersetzen zu wollen.« Weiße Rüben sind im weiteren Sinne ein Symbol für den Mann, und der Verrückte, der nicht verrückt ist, Doktor Knock, ist demzufolge homosexuell. Bravo, Jeanie, das Buch ist wirklich eine Hilfe. Ich habe es heute abend zu Ende gelesen.
Ich muß mir ein anderes besorgen.
Tagebuch des Mörders
Guten Tag, Jeanie.
Ich habe von dir geträumt.
Und was du getan hast, war nicht sehr sauber.
Du solltest dich schämen.
Du Schlampe.
Schlampe, Schlampe, Schlampe. Ich bin nervös. Mir ist warm. Du mußt mich nicht an Gerissenheit übertrumpfen, Jeanie, verstehst du? Verstehst du, Tochter einer Hure? Du glaubst, daß ich nicht weiß, was deine Mutter getan hat? Du solltest mich nicht unterschätzen, Jeanie. Ich bin kein Zwölfjähriger, weißt du, ich bin ein Mann. Ein richtiger Mann. Und ich werde dir zeigen, was das ist, du eingebildete Nutte. Papa sagt immer, daß es Schlampen gibt, die man mit der Peitsche führen muß. Aber vielleicht geht auch ein Beil, was meinst du? Schlampen wie Karen. Wie die anderen.
Ich bin schweißnaß, es tropft auf das Blatt, aber glaub' nicht, daß das Tränen sind. Ich weine nie. Ich habe keine Zeit zum Weinen. Zuviel zu tun. Ich muß mich um so viele Nutten kümmern. Im Moment benutze ich ständig Schimpfwörter, und ich mag das, auch wenn es schlecht ist. Wenn die Leute im Dorf mit mir reden, lächle ich und habe dabei lauter sehr schmutzige Schimpfwörter im Kopf, und sie haben keine Ahnung davon.
Ich bin nicht Mark. Nicht Clark. Nicht Stark. Auch nicht Jack. Ich weiß nicht, wer ich bin. Ich weiß es nicht, verstehst du?
Aber ich liebe weiße Rüben.
Jeanies Tagebuch
Und wenn es wahr wäre? Wenn er es wirklich nicht weiß? Wenn er in sein Tagebuch nur schreibt, wenn er verrückt ist? Wenn er sich nicht daran erinnert, wer er ist? Er weiß nur, daß er einer von ihnen ist, aber welcher? Aus diesem Grund schreibt er. Weil er hofft, sich zu erinnern. Damit er endlich weiß, wer er ist. - Es klingelt. Ich werde nachsehen.
Raten Sie, wer das war? Das waren die Bullen. Sie haben die gleichen Fragen gestellt wie letzten Monat. Offenbar hat jemand etwas gesehen. Einen Schatten draußen, in jener Nacht, mit einer karierten Hose. (In dem Fall war das mehr als ein Schatten.) In diesem Viertel hat jeder karierte Hosen, als ob sie Streifen nicht kennen würden. Aber immerhin, die Sache nimmt Formen an. Ich glaube, sie werden ihn schließlich kriegen. O.K., Jeanie, du hast dir eine Tasse Tee mit Brandy verdient. Und warum nicht gleich zwei?
Tagebuch des Mörders
Mama hat gesagt, daß Sharon in drei Tagen ankommen wird. Papa ist mit Jeanie weggefahren, die in der Buchhandlung vorbeigehen wollte. Es schneit heftig. Ich habe Lust, etwas zwischen meinen Fäusten zu zerquetschen. Ich habe kräftige Hände. Ich kann Tiere mit bloßen Händen töten. Selbst Hunde. Den Hund von Franklins zum Beispiel. Ein dreckiger Köter, der immer bellte. Ich habe ihm das Genick gebrochen. Ich bin sehr stark. Genau wie Clark, lieber Spion, ich habe dich nicht vergessen. Bitte Clark doch darum, dir zu zeigen, wie stark er ist. Schön und stark. Übrigens, was ist mit den weißen Rüben?
Ich habe Durst. Ich habe das Gefühl, meine Zunge schwillt an und erstickt mich. Ich muß den Mund geöffnet lassen. Heute nacht habe ich in mein Bett gemacht. Die Feuchtigkeit hat mich geweckt, ich habe schnell das Leintuch gewechselt. Jetzt liegt es zwischen den anderen, du kannst ja im Wäschekorb herumwühlen, wenn es dir Spaß
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