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Die vier Söhne des Doktor March

Die vier Söhne des Doktor March

Titel: Die vier Söhne des Doktor March Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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wußte sofort, daß du mich erwartet hast. Das war es, was mich wach gemacht hat, nicht der Alptraum, nein, sondern deine Erwartung, dein Ruf in der Nacht, daß ich kommen und dir antun soll, was getan werden muß.
    Ich war da, ich zitterte, ich zittere immer, wenn ich so warte, ich war ganz steif an deiner Tür, ich belauschte dich auf der anderen Seite, ganz allein im dunklen Flur, das Rasiermesser auf meinen Schenkel gepreßt, das war der Augenblick, Jeanie, das war der Augenblick für dich .
    Ich rief dich, ich preßte meine Lippen an das Holz und flüsterte deinen Namen, ich liebkoste das Holz: »Antworte, antworte doch, ich bitte dich .«
    Ich schmiegte mich an die Tür, ganz eng, ich rieb meinen gestreiften Pyjamabauch daran, wie eine Katze, die auf ein Streicheln wartet, das Rasiermesser auf das Holz gepreßt, das langsam nachgab . Ich will, daß du herauskommst, daß du herauskommst und ins Messer läufst, öffne diese Tür, öffne sie! Du würdest so schnell sterben, ohne es zu begreifen, nur mein süßes Lächeln und diese schreckliche Wärme in deinem Bauch Ich höre, wie du aufgestanden bist und dann, plötzlich, diesen Lärm, diesen unglaublichen Lärm, den du gemacht hast, warum hast du diesen Lärm gemacht? Du hattest nicht das Recht dazu, man hatte den Eindruck, alles in deinem Zimmer bricht zusammen! Ich hörte Papas Stimme: »Was geht hier vor?«
    Papa ging und klopfte an deine Tür: »Haben Sie Probleme, Jeanie?« Ich hörte deine rauhe Stimme antworten: »Es geht, Monsieur, ich bin aus dem Bett gefallen, das ist alles .« Und dann ein Lachen, ein irres Lachen . Papa sagte zu uns: »Los, geht wieder schlafen.« Wir haben uns wieder hingelegt. Ich habe mich flach auf den Bauch gelegt und bin schließlich eingeschlafen .
    Gerade bin ich schlagartig aufgewacht. Schon wieder. Ich habe geträumt, daß Jeanie mich von hinten überrascht, sie erwürgte mich mit einem Schal, ich spürte, wie ich starb, und sie lachte unaufhörlich.
    Es war ein dummer Traum. Der Schal wand sich, wurde zur Schlange, die mir in den Mund kroch, schlüpfrig und klebrig, ich bin aufgewacht.
    Jetzt bin ich ruhig. Was für eine Dummheit hätte ich beinahe begangen! Ich muß mich ernsthaft in acht nehmen.
    Jeanies Tagebuch
    Verdammter Kater! Die Flasche ist leer. Ich muß sie heimlich wegwerfen. Nach dem Krach von gestern abend muß ich versuchen, mich ganz klein zu machen. Sie schauen mich alle schräg an. Ich habe einen dicken blauen Fleck an der Wange und einen anderen am Schenkel.
    Ich habe noch mal gelesen, was ich aufgeschrieben hatte, denn ich konnte mich an nichts erinnern. Das zeigt wieder mal, wie nützlich es ist zu schreiben . Mein Gott, wie konnte ich nur so dumm sein, ich hätte sterben können. Wenn ich nur daran denke, tut mir mein Kopf gleich noch mehr weh, ich werde eine Kopfschmerztablette nehmen.
    Ich muß gestürzt sein, als ich aufstehen wollte, denn der Stuhl lag auf dem Boden und das Tagebuch war aufgeschlagen. Ich bin auf dem Boden liegend aufgewacht, völlig durchgefroren. Oh, Jesus, Alkohol ist wirklich eine Sünde, du hattest recht, Mama!
    Sie sind gerade gegangen. Ich werde in die Bibliothek gehen. Gestern konnte ich nicht, sie hing den ganzen Tag an meinem Rockzipfel.
    Sie haben es vermutet? Richtig getippt: das Buch ist nicht mehr dort. Verschwunden! Ich habe überall gesucht: nichts. Er will mich glauben machen, daß ich geträumt habe. Oder er hat ein Gesicht hinzugefügt, daß ich nicht sehen soll .?
    Ach, ich vergaß, die Tanne ist da. Ein riesiges Ungetüm, voller Stacheln. Heute abend wird sie dekoriert, Kugeln und Girlanden. Bald ist Weihnachten. Wenn ich an Bobby, diesen Dreckskerl, denke, der Weihnachten in der Sonne von Acapulco verbringt, während ich vielleicht als Holzscheit für den Kamin diene .
    Wenn dieser Schwächling nicht mit der Kohle und dem Schmuck abgehauen wäre, wäre ich nicht hier, ich läge im Bikini und mit gespreizten Zehen am Strand!
    Ich habe noch nie das Zimmer vom Doktor durchsucht . Vielleicht lohnt sich die Mühe.
    Ich werde es tun. Tagebuch des Mörders
    Die Tanne ist da! Sie ist wunderbar! Wir haben sie mit Kugeln und goldenen Girlanden geschmückt, und sie strahlt in voller Pracht. Was für ein Vergnügen, diesen schönen Baum zu schmücken! Mama sang vor sich hin, Papa stand ganz oben auf der Leiter, um den Kristallstern anzubringen, es verspricht wirklich ein schönes Weihnachtsfest zu werden, besonders für mich.
    Wir müssen übrigens die Weihnachtslieder

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