Die vier Söhne des Doktor March
sich. Ich denke nach. Ich entspanne mich.
Mama sah heute mittag merkwürdig aus. Ich frage mich, was du ihr getan hast, Jeanie. Hast du versucht, ihr die Würmer aus der Nase zu ziehen? Warum solltest du das tun, Jeanie? Willst du, daß Mama krank wird?
Mit deiner übertriebenen Art, deine Nase überall hineinzustecken, hast du bereits Sharon soweit gebracht, diesen dummen Unfall zu haben. Es ist deine Schuld, daß Sharon tot ist, hörst du? Sei also weniger brutal bei deinem Vorgehen, Jeanie, sei kühler, meine Gute, wenn du nicht willst, daß Leichen deinen Weg säumen … Laß mir das Vergnügen zu töten, sei bloß nicht neidisch, das ist wirklich nichts für Mädchen, verstehst du?
Genug gescherzt, es ist Zeit. Ich muß meine Geschäfte vorbereiten.
Und was die Mutter von Karen angeht, Jeanie, glaubst du nicht, daß sie sich eigentlich umbringen müßte? Aus Kummer?
Jeanies Tagebuch
Dreckiges Schwein! Du glaubst, daß du mich kriegen kannst, wenn du versuchst, mir die Schuld in die Schuhe zu schieben? Hältst du mich für eine Klosterschülerin? (Dieser Gin brennt, das ist gräßlich, aber wenn schon . beim zweiten Schluck geht es schon besser.)
O. K., ich laß das mit deiner Mutter. Ich werde dir weder eine Gelegenheit noch einen Vorwand geben . lieber nachgeben . Aber rühr Karens Mutter nicht an, sonst … Sonst nichts, wie üblich. Ich fühle mich völlig machtlos.
Ich habe eine geniale Idee. Eingreifen durch kaltstellen. Ich werde erst den einen am Arm verletzen, am rechten Arm, und dann den anderen, zack, bis die Botschaften aufhören oder seine Handschrift sich verändert.
Einfach und gefahrlos wie »guten Tag«, ganz ungeschickt:
»Ach, verflixt! Ist das Ihr Arm, in den ich die Gabel gestochen habe? Sie müssen entschuldigen, ich dachte, es wäre das Hühnchen …« Oh! Treppe zu kräftig gebohnert, Pech gehabt, Bein gebrochen! Sabotage an den Autobremsen? Ach, wie schade! Nein, nicht die Bolschewisten, nur der Zufall. Alles kaputt? Ach, großes Unglück für Doktor; Doktor auch kaputt? Ach, großes Unglück für Land! Familie so bekannt, posthum ausgezeichnet mit dem Orden der Gesellschaft für Hinterlist. Der Präsident kommt zur Beerdigung. Und Jeanie? Sie ist schön, Jeanie, ganz in Schwarz, streng, die Haare straff nach hinten gekämmt; sie drückt dem Präsidenten die Hände; die Armen, die armen Kleinen, so liebenswert, so anständig, so gut von Haus aus. Mutter ist zusammengebrochen, nein: Mutter hat sich umgebracht, Kopf im Backofen, zusammen mit der brutzelnden Weihnachtsgans, schrecklich .
Höre jemanden hinter der Tür. Setze mein Glas ab, das nicht stehen bleiben will, dieses Glas . Kann die Uhrzeit nicht erkennen, die Uhr hat drei Zeiger. Sabotage an der Uhr? Würde gerne aufstehen, um nachzusehen. Ist aber unmöglich, den Stuhl zu bewegen. Alles schwankt. Befremdend. Vielleicht, vielleicht die Müdigkeit?
Dieses Bäumchen-wechsel-dich-Spiel in meinem Kopf … denke zuviel, bin zu nichts mehr zu gebrauchen, das Mädchen für alles ist zu nichts mehr zu gebrauchen .
Jemand atmet und zischelt und dreht am Türgriff; ja, ja, ich sehe, wie er sich dreht; hahaha, abgeschlossen. Oh, das ist merkwürdig, ich kann meine Schrift nicht mehr lesen, das ist ja alles auf chinesisch geschrieben; ich wußte gar nicht, daß ich Chinesisch kann …
Es reicht, dieser Krawall; schließlich wäre dieser Stuhl fast umgefallen; wo ist mein Revolver? Ach, ich sehe ihn, er liegt auf dem Bett, er ist wirklich hübsch . übrigens sollte ich ihn fertig putzen und die Kugeln wieder reinstecken, sonst bin ich wirklich in Gefahr.
Als ob sich jemand an der Tür riebe, wie eine dicke Katze, das nervt mich, ich mache auf.
Liebe Leser und Hörer, dies ist der Moment der Wahrheit, ja, die Schicksalsminute; ja, ja, immer mit der Ruhe; jetzt aber, hält er meine Tür für ein Bett, oder was? Ich geh' und geb' ihm eine hinter die Ohren …
Tagebuch des Mörders
Es hat mich plötzlich gepackt. Unmöglich zu widerstehen. Ich mußte einfach hingehen. Es war so stark . es zog mich von überall her an. Ich stand auf.
Ich ging auf Zehenspitzen den Flur hinauf, ich dachte nur noch an das eine, ich balancierte mit spitzen Fingern das Rasiermesser, es war schwer, als ob es mit Blut vollgesogen wäre, wie ein mit Blut vollgesogener Körperteil von mir, ein anderer Körperteil, der mich in die Länge zog.
Unter ihrer Tür sah man einen Lichtstreifen. Obwohl es spät war. Sie schlief nicht, sie erwartete mich. Ich
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