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Die vier Söhne des Doktor March

Die vier Söhne des Doktor March

Titel: Die vier Söhne des Doktor March Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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hast gewagt, es anzuschauen. Wie du mein kleines, geliebtes Tagebuch entweiht hast … Gottlose! Ketzerin! Deine Freveltaten häufen sich! Ich bin hier der Meister, das hast du noch nicht begriffen, der Meister! Sharon hatte es auch nicht begriffen. Arme Sharon … Ich bin der Meister, und ihr seid mein Spielzeug. Und du wagst es, mir ins Gesicht zu blicken, wo sich alle vor mir niederwerfen? Die Welt ist aus den Fugen.
    Ich mußte die Blätter zerreißen, die du besudelt hast, sie sind häßlich geworden, sie stanken, sie stanken, hörst du? Sie stanken nach Angst, diesem abscheulichen Geruch, den die anderen abgaben, als sie begriffen, was geschah, dem scheußlichen Geruch, den auch du mit dir herumträgst und der nur auf ein Loch wartet, um herauszukommen, sich durch das Fleisch hindurch zu verbreiten; dem scheußlichen Geruch, den man in Höhlen und tief in Löchern einschließt, damit wir hier weiteratmen können, wir, die Lebenden. Mir ist übel, mir ist übel, ich will nicht, daß du lebst, ich will nicht mit dir spielen, ich will nicht mit dir spielen!
    Nichts wird mich daran hindern, wieder anzufangen. Wieder und wieder. Solange ich will. Ich werde dir sagen, wann. Ich werde dir sagen, wo. Und du wirst nichts tun können. Denn ich bin der Meister.
    Jeanie
    Könntest Du nicht damit fortfahren, das Leben Eurer Familie zu erzählen, statt von Dir zu sprechen? Das ist interessanter. Die Beerdigung Deines Bruders zum Beispiel, das muß doch ein großartiger Augenblick gewesen sein …
    Tagebuch des Mörders
    Schon wieder diese Schweinereien auf meinen Blättern … Was ist los mit dir, wirst du verrückt? Was willst du erreichen? Willst du mich reizen, mich wütend machen, mich dazu bringen, mich zu verraten, nur weil ich wütend bin . glaubst du, ich bin dumm? Du glaubst vielleicht, liebe Jeanie mit dem reinen Herzen, daß ich bei Tisch schreiend aufspringe: »Aber Jeanie, weshalb beschmieren Sie immer wieder mein Tagebuch?«
    Du träumst, Jeanie . du glaubst, ich kann mich nicht beherrschen, weil ich mich zu Recht ereifere? Du glaubst, mich zu reizen, indem du mir mit Zack, dieser halben Portion, in den Ohren liegst? Du ziehst vorschnelle Schlüsse. Schau, wie ruhig ich bin. Wie ich dich durchschaue . Von Anfang an habe ich dich durchschaut. Ich habe dir sogar erlaubt, das Buch zu finden. Ich wußte, daß du dich freuen würdest, es zu finden. Zudem beschäftigt es dich.
    Versuch also, ab und an ein wenig hinter die Dinge zu blicken … Ach! Außerdem gebe ich es auf, schließlich bist du nichts weiter als eine armselige Kreatur und ich kann nichts für dich tun!
    Jeanies Tagebuch
    Das zeigt, daß ihn das Gespräch mehr interessiert als sein gewöhnlicher Mischmasch. Kein Wunder! Achtzehn Jahre, ohne mit jemandem über diesen merkwürdigen Verrückten zu sprechen, der in ihm steckt! Wenn er mich nicht hätte, müßte er mich erfinden! Das ist es übrigens, was er mit seinem schweinischen Tagebuch getan hat, irgendwas oder irgendwen erfinden, mit dem er reden kann .
    Gestern habe ich im Dorf ein Buch über Hexerei und ein anderes über Teufelsbeschwörungen gekauft. Komisch, daß es in einem kleinen Dorf wie hier Kundschaft für so was gibt .
    »Ich habe Stammkunden«, meinte der Typ mit geheimnisvoller Miene zu mir.
    Ich habe das alles studiert: Beschwörungsformeln, Besessenheiten, Pipapo, ich habe schon das Gefühl, mir wachsen Bocksbeine! Auf jeden Fall habe ich eine schöne Teufelsaustreibung gefunden, gerade richtig für widerspenstige und besonders teuflische Dämonen. Ich muß eine Inszenierung finden, die dazu paßt. Nur nichts überstürzen.
    Ich habe ihm keine Nachricht hinterlassen. Ich habe lediglich seine Blätter in kleine Stücke zerschnitten. Ich konnte mich nicht beherrschen; meine Lust, ihm in die Fresse zu schlagen, ist zu groß. Aber jetzt habe ich ein bißchen Angst. Ich werde versuchen, so wenig wie möglich zu schlafen.
    Tagebuch des Mörders
    Ich hasse dich.
    Du hast mein Werk verwüstet, meine Sprache, meine Stimme; du hast es mit deiner scharfen Schere verwüstet und verstümmelt, klapp, klapp, du wolltest mich umbringen, ich weiß es, ich kenne den Genuß der Schere, klapp, klapp, die über dem Fleisch klappert, über meinem Fleisch aus Papier; du bist wie diese Verrückten im Fernsehen, eine Wahnsinnige, das bist du, eine Wahnsinnige, eine häßliche und alte Wahnsinnige; ich hasse dich.
    Ich muß. Nein, das wirst du nicht lesen. Aber es muß dennoch sein. Die Zeit vergeht, während

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