Die vier Söhne des Doktor March
wiederholen, die wir am Abend singen werden, denn Mama hat ganz schön viele Leute zum Zuhören eingeladen und Clarissa wird kommen, um Klavier zu spielen. Sie begleitet uns immer, wenn wir singen. Sie ist eine gute Begleitung.
Wir haben eine gute Stimmlage und eine schöne, ernste Stimme, scheinbar sehr ergreifend. Weil Mama es liebt, daß wir alle vier im Stehen und in einer ordentlichen Reihe, mit weißem Hemd natürlich, den Namen des Herrn preisen, begleitet uns Clarissa und nicht Jack. Das sieht mehr nach einem Chor aus, dem »Chor der Engel« ; du hast Glück, du kannst ihn bald live erleben .
Du wirst schon sehen, Jeanie, wie ein Weihnachtsabend bei uns ist!
Jeanies Tagebuch
Ich bin perplex. (Das ist lustig, ich hätte nie geglaubt, daß ich dieses Wort eines Tages verwenden würde . Um ehrlich zu sein, gibt es viele Dinge, von denen ich nie geglaubt hätte, sie tun zu können . )
Ich habe das Buch gefunden. Versteckt unter den Unterhosen vom Doktor. Und deshalb bin ich perplex. Wer hat es dort versteckt? Der Doktor, um seinen Sohn zu decken? Oder ist vielleicht der Doktor …? Nein, ich rede Unsinn.
Dennoch, es muß doch eine Erklärung geben. Ich habe immer gedacht, die Alte ist auf dem laufenden. Aber weshalb nicht der Doktor?
Ich habe den Eindruck, daß man Katz und Maus mit mir spielt. Gestern abend haben wir den Baum geschmückt. Ich war völlig geschafft, als ich nach oben ging. Heute morgen habe ich sein übliches Kauderwelsch gelesen. Er ist voller Vorfreude, das Schwein! Ich muß Erkundigungen über diese Clarissa einholen. Wieviel Frauen gibt es in diesem verfluchten Kaff noch, die er abschlachten könnte?
Ich werde ihm eine Nachricht hinterlassen:
Du, der Du blutbefleckt bist, müßtest Angst davor haben, den Namen des Herrn anzurufen, denn die Hand Gottes wird den Verbrecher ergreifen und ihn in Asche verwandeln …
Das gefällt mir. Das erinnert mich an die Schwüre im Gefängnis, wie haben wir uns amüsiert! Ich gehe, die Alte ruft mich. Als Strafarbeit Bügeln und Flicken.
Tagebuch des Mörders
Der Herr riecht schlecht, der Herr ist schmutzig, er riecht alt, er riecht nach feuchten Betten. Du bist nur eine Sklavin, Jeanie, du fürchtest den Befehl dieses senilen Greises, aber ich, ich bin frei, ich bin wie ein kosmischer Held, der das Universum durchstreift und sich über die Götter lustig macht, ich bin der Meister des Buchs, der Schreiber des Todes, das verborgene Gesicht Gottes, das dich mit weißen und gesunden Zähnen anlächelt …
Meine Zähne dagegen sind von innen her völlig verfault, alles, was ich esse, wird schwarz und faulig, meine Zähne sind voller Würmer, alles, was ich ablecke, nimmt den Geschmack von Schwefel an und fängt an zu stinken. Glaubst du, daß Clarissa eine Schlampe ist?
Aber was soll's, Jeanie, was bedeutest du schon? Schläfst du? Dir geht ein Licht nach dem anderen auf, aber du machst keine Punkte, nimm dich zusammen, meine Gute, nimm dich zusammen!
Manchmal habe ich den Eindruck, dich sehr gut zu kennen .
Jeanies Tagebuch
Das stimmt, daß er mich kennt. Ab und zu habe ich sogar das Gefühl, daß er mich nachäfft.
Der Morgen war ziemlich ausgefüllt. Anordnungen, Inventur für Weihnachten, Staubwischen usw. Sie haben ordentlich zugelangt beim Frühstück. Die Alte hat mir vom »groooßen Weihnachtsaaabend« erzählt: Sie werden sich vollstopfen, den Herrn preisen und ihm Opfer darbringen. Warum nicht auch eine Jeanie und eine Clarissa? Im Gefängnis gab es eine Französin, sie nannte mich Jeanissa, sprach es »Djenissa«, darüber mußte sie lachen. Scheinbar ist das ein Name für eine Kuh.
Im Fernsehen haben sie heute nachmittag einen Sciencefiction-Film gezeigt. Es war die Geschichte eines Dinges, das die Gestalt von Personen annahm, um sich ihrer zu bemächtigen. Man konnte nie wissen, in wen sich dieses Ding gerade verwandelt hatte, jeder konnte es sein, sie oder ich . oder er?
Einverstanden, ich schäme mich zwar, das zu schreiben, aber ich habe es gedacht: Und wenn es ein Etwas wäre, das menschliche Gestalt angenommen hätte, ein blutrünstiges Ding, das mir Theater vorspielte und mich auf falsche Fährten lockte: Hexerei, Neurosen, Schizophrenie, Mord im Orient-Express … gut was, man sollte auch ein wenig lachen. Heute abend wird der Herr Doktor eine Lichterkette für den Baum mitbringen.
Die Mutter von Karen ist vorbeigekommen, um die Mütze zurückzubringen, die Sharon in ihrem Wagen vergessen hatte. Ich habe die Mütze in
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