Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vier Söhne des Doktor March

Die vier Söhne des Doktor March

Titel: Die vier Söhne des Doktor March Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
Vom Netzwerk:
aufnehmen … Und es unten deponieren. Ich werde nach dem Essen ostentativ (auch das ist ein schwieriges Wort) nach oben gehen. Kaum werde ich dann wieder unten sein, wird er sich darauf stürzen, und in dem Moment kann ich hinaufeilen und ihn überraschen . Wenn meine Nase nicht so laufen würde, hätte ich Lust zu singen!
    Tagebuch des Mörders
    Jeanie ist gerade nach oben gegangen, ich habe sie gesehen, sie grinste hinterlistig. Was führst du im Schild, Jeanie? Ich hoffe, es ist besser als dein Essen. Ich werde nachsehen.
    Deine kleine Hausfrauenfalle. Aber ich werde dennoch einige Vorkehrungen treffen. Den alten Hasen lehrst du das Laufen nicht, Jeanie, und ich bin ein alter Hase, mit sehr viel Erfahrung Also, das wäre das, nicht wahr . Glaubst du, daß mir das etwas ausmacht, ich lache darüber, daß du dabei bist, es zu verbrennen, verstehst du? Ich lache darüber, ich höre die zerknüllten Blätter, ich höre, wie die Blätter verbrennen, mein Buch, mein Buch, oh, du weißt nicht, was du tust, und hör auf, diesen dummen Zauberspruch zu wiederholen, du willst mir mein Leben rauben, meine Kraft rauben, Jeanie.
    Ich habe das Tonband gestoppt und spreche mit dir. Hörst du mich? Hörst du meine Stimme? Du hast gerade dein Todesurteil unterzeichnet, du Abschaum, Worte vermögen gar nichts gegen mich, ich habe den Kreidekreis um mich gezogen, ich bin geschützt, ich bin geschützt, noli me tangere, Jeanie, auch ich kenne Worte, die verletzen und schmerzen wie Messerstiche. Du hast dem Buch das Leben genommen, Dummkopf, und dir auch, dein Leben, das im Geräusch der Flammen, die du selbst entfacht hast, aus deinen Adern entweicht. Böse, du bist böse, jemand kommt, ich spüre es, du bist es, nicht wahr, ich höre deinen Atem …
    Jeanies Tagebuch
    Er war da! Ich hätte ihn beinahe erwischt! Er war da, über das Tonband gebeugt, er flüsterte, ich habe seine verrückte Stimme gehört, ganz schwach und böse, er dreht mir den Rücken zu . Nein, so war es nicht, sondern folgendermaßen: Ich gehe geräuschlos nach oben, ich höre ein Flüstern, das höher und tiefer wird, als ob sich zwei Stimmen überschnitten. Ich stehe hinter der Tür, ich halte den Atem an, ich öffne schlagartig die Tür, ich sehe jemanden, der mir den Rücken zudreht, jemanden, der einen Pelzmantel über die Schultern gelegt hat und in das Mikrofon spricht, ich sehe das eine Sekunde lang, den hochgeschlagenen Mantelkragen, der den gesenkten Kopf verdeckt, ich denke: Sie war es, sie war es, ich kann nichts anderes denken. Sie dreht sich um, sie trägt eine Maske, es geht so schnell, eine Faschingsmaske, die lacht.
    Ich gehe auf sie zu, sie kommt auf mich zu, ich habe den Revolver in der Hand, ich habe sie in der Hand, aber, ich weiß nicht wie, sie schleudert mir den Mantel ins Gesicht, ich schlage um mich, ich schieße nicht, weil der Revolver runterfällt, gleichzeitig erhalte ich einen Schlag, einen Schlag in den Bauch, sehr stark, das Essen kommt mir hoch, ich sacke zusammen, jemand zieht den Mantel über meinen Kopf. »Ich spiele nicht mehr mit«, schreie ich, »ich mache nicht mehr mit!« Der Revolver liegt neben mir, eine Hand ergreift ihn. Ich schreie: »Nein! Nein!«
    »Jeanie?« (Das ist die Stimme der Alten.) »Jeanie, wo sind Sie?« Jemand stößt mich, ich falle, ich werfe den Mantel ab, kein Revolver mehr, ich renne wie eine Verrückte, ich renne die Treppe hinunter, unten erst halte ich an.
    Die Alte trägt gerade Tee auf, der Doktor liest ein Magazin, Mark schaltet das Fernsehgerät an, Stark sucht eine Illustrierte, Clark schaut sich im Garderobenspiegel an, Jack sitzt am Klavier, er fängt gerade an, Star Spangled Banner zu spielen. Ich bekomme keine Luft mehr, ich huste. »Aber Jeanie, wissen Sie, in welchem Zustand Sie sind?« fragt mich der Doktor über den Rand seiner Zeitung hinweg, dann senkt er wieder den Kopf.
    Einen Moment lang hatte ich den Eindruck, daß sie alle grinsten, daß sie alle vor sich hin grinsten, daß sie über mich lachten. Ich werde mich rächen, bei unserem Herrgott, ich werde mich rächen.
    Ich habe keinen Revolver mehr. Er hat ihn mitgenommen. Was soll ich tun? Wird er mich umlegen? Nein, denn er ist nicht der Mörder, dieser Andrew ist der Mörder. Dieser Husten, ich huste ununterbrochen, ich bin müde. Ich bin nach oben gegangen, um den Mantel wegzuräumen. Neben der Tür lag die Faschingsmaske, ich habe mich über das Geländer gebeugt und gefragt: »Wem gehört diese Maske?« Sie zuckten alle

Weitere Kostenlose Bücher