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Die vierte Hand

Die vierte Hand

Titel: Die vierte Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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prägnantesten Vorurteilen seiner auf Geschlechtertrennung basierenden Erziehung.)
    Was Dr. Zajacs bescheidenen Beitrag zur fortschreitenden Verschmutzung des Charles River anging ... nun ja, wir wollen nicht ungerecht sein. Zajac war nie ein Verfechter ökologischer Korrektheit gewesen. Seiner hoffnungslos überholten Meinung nach wurde Tag für Tag sehr viel Schlimmeres als Hundescheiße in den Charles gekippt. Außerdem diente die Hundescheiße, die der kleine Rudy und sein Vater in den Charles River schleuderten, einem guten Zweck, nämlich dem, das Band der Liebe zwischen einem geschiedenen Vater und seinem Sohn zu festigen.
    Irma gebührt ebenfalls ein gewisses Verdienst, obwohl sie ein prosaischer Mensch war, der sich eines Tages mit Dr. Zajac die Handfreßepisode auf Video ansehen und sagen würde: »Ich hatte keine Ahnung, daß Löwen dermaßen schnell etwas auffressen können.« Dr. Nicholas M. Zajac, der so gut wie alles wußte, was es über Hände zu wissen gab, konnte sich den Film nicht ansehen, ohne auszurufen: »O Gott, mein Gott - gleich ist sie weg! Herr des Himmels, sie ist weg! Ratzeputz weg!«
    Natürlich schmälerte es die Chancen von Patrick Wallingford, Dr. Zajacs erster Wahl unter den möglichen Handempfängern, keineswegs, daß er berühmt war; ein auf Millionen geschätztes Fernsehpublikum hatte den schrecklichen Unfall miterlebt. Tausende von Kindern und unzählige Erwachsene litten noch immer unter Alpträumen, obwohl Wallingford seine Hand vor über fünf Jahren verloren hatte und der im Fernsehen gesendete Film von dem Unfall selbst keine dreißig Sekunden lang war. »Dreißig Sekunden können sich ganz schön ziehen, wenn man dabei ist, eine Hand zu verlieren, besonders die eigene«, hatte Patrick gesagt. Menschen, die Wallingford begegneten, besonders zum ersten Mal, machten unweigerlich eine Bemerkung über seinen jungenhaften Charme. Frauen äußerten sich über seine Augen. Früher war Wallingford von Männern beneidet worden, doch die Art und Weise, wie er verstümmelt wurde, machte dem ein Ende; nicht einmal Männer, das eher zu Neid neigende Geschlecht, konnten jetzt noch neidisch auf ihn sein. Mittlerweile fanden ihn Frauen und Männer unwiderstehlich. Um Patrick Wallingford, von Anfang an die erste Wahl des Bostoner Chirurgenteams, zu finden, hatte Dr. Zajac kein Internet gebraucht. Interessanter war, daß www.needahand.com auf dem Gebiet potentieller Spender einen überraschenden Kandidaten zutage gefördert hatte. (Eigentlich verstand Zajac unter einem Spender eine frische Leiche.) Dieser Spender hingegen war nicht nur am Leben - er erfreute sich auch bester Gesundheit!
    Seine Frau schrieb Schatzman, Gingeleskie, Mengerink & Partner aus Wisconsin. »Meinem Mann ist der Gedanke gekommen, daß er seine linke Hand Patrick Wallingford hinterlassen möchte - Sie wissen schon, dem Löwenmann«, schrieb Mrs. Otto Clausen.
    Ihr Brief erreichte Dr. Zajac mitten an einem schlimmen Tag mit dem Hund. Medea hatte ein ziemlich großes Stück Gartenschlauch gefressen, so daß eine Magenoperation erforderlich wurde. Eigentlich hätte der schwer mitgenommene Hund übers Wochenende beim Tierarzt bleiben und sich erholen müssen, aber es war eines der Wochenenden, an denen der kleine Rudy seinen Vater besuchte; ohne Medeas Gesellschaft wäre das sechsjährige Scheidungsopfer womöglich wieder in seine frühere Untröstlichkeit verfallen. Ein unter Medikamenten stehender Hund war immer noch besser als gar kein Hund. Hundehaufenlacrosse würde an diesem Wochenende ausfallen, aber es würde eine Herausforderung sein, Medea daran zu hindern, ihre Fäden zu fressen, und außerdem gab es immer noch das verläßliche Küchenuhrspiel und das noch verläßlichere Genie von E. B. White. Es wäre sicherlich ein guter Zeitpunkt, Rudys stets experimenteller Ernährung eine gewisse konstruktive Konsolidierung angedeihen zu lassen.
    Kurzum, der Handchirurg war nicht ganz bei der Sache. Wenn der Charme von Mrs. Otto Clausens Brief etwas Unaufrichtiges hatte, so entging es Zajac. Seine Versessenheit auf die Publicitymöglichkeiten überlagerte alles andere, und daß das Paar aus Wisconsin sich unerschrocken für Patrick Wallingford als würdigen Empfänger von Otto Clausens Hand entschieden hatte, würde eine gute Story abgeben. Zajac fand es keineswegs merkwürdig, daß Mrs. Clausen anstelle von Otto selbst die Hand ihres Mannes offeriert hatte. Otto hatte lediglich eine kurze Erklärung unterschrieben; den

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