Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
so?«
»Nicht wie Chris. Er redet viel über sich. Er hofft auf einen guten Job in der Papierfabrik seines Onkels. Er tut immer so, als ob er eine Menge Geld hätte, aber ich glaube das nicht. Zumindest hat er es nicht für mich ausgegeben. Meist aßen wir in irgendeinem Fastfood-Lokal.«
»Kennen Sie die anderen Freunde von Chris und Kacie?«
Madison zuckte mit den Schultern. »Eigentlich nicht. Die Jungs in ihrem Fachbereich, nehme ich an.«
»Wissen Sie, ob sie irgendwelche Freunde hatten, die dann plötzlich verschwunden sind?«
»Verschwunden sind? Wie meinen Sie das? So wie Steven?«
Diane hat sich verkleinerte Kopien von Nevas Zeichnungen machen lassen, die sie jetzt immer in ihrer Tasche trug. Sie holte sie heraus und zeigte sie Madison.
»Kennen Sie jemand von diesen Leuten?«
Madison schaute sich sorgfältig jeden von ihnen an. »Mir kommt keiner von denen bekannt vor. Was sind das für Leute?«
»Haben Sie in letzter Zeit von Steven gehört?«
»Nicht seit etwa einer Woche – seitdem er verschwunden ist. Worum geht es hier eigentlich?«
Sie schaute Diane mit großen, feuchten Augen an. Diane konnte deutlich sehen, dass sie Antworten haben wollte. Sie wollte wissen, was das alles bedeutete. Diane ging es da nicht anders.
»Wann haben Sie zum letzten Mal mit Steven gesprochen?«
»Mit ihm gesprochen? Schon lange nicht mehr. Vor über einer Woche hinterließ er eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter. Er wollte wohl mal mit mir ausgehen. Und dann meinte er, er werde jetzt bald den großen Reibach machen. Ich wurde aus dem Ganzen überhaupt nicht schlau. Ich habe auch nicht zurückgerufen. Eigentlich mag ich ihn nicht besonders.«
Bald den großen Reibach machen. Das war das erste Zeichen, dass hier irgendetwas vor sich ging. Sie war überrascht über die Erleichterung, die sie jetzt verspürte. Endlich war da etwas!
»Haben Chris oder Kacie jemals erwähnt, was er damit gemeint haben könnte?«
»Ich habe ihnen nichts davon erzählt. Es war ja nur eine kurze Mitteilung. Es hatte nicht viel zu bedeuten.«
»Hatten Sie den Eindruck, dass Chris bald zu etwas Geld kommen würde?«
»Na ja, er hat diesen Ring gekauft – allerdings dachte ich, er habe ihn mit seiner Kreditkarte bezahlt.«
»Aber deren Kreditrahmen kann doch nicht so hoch sein.«
»Als Student ist das sogar ganz einfach. Ich habe ungefragt bereits Dutzende Karten zugeschickt bekommen, die alle einen riesigen Kreditrahmen aufwiesen. Mein Vater ist Buchhalter, und er hält mir, seitdem ich drei Jahre alt war, ständig Predigten über die Gefahren des Schuldenmachens, deshalb benutze ich diese Karten nicht sehr oft, aber viele andere tun es.«
»Schien Chris in letzter Zeit über irgendetwas besonders zufrieden zu sein?«
Ihr Gesicht hellte sich auf. »Ja, jetzt, da Sie es erwähnen. Kacie erzählte mir, er sei in letzter Zeit wirklich happy gewesen, fast schon manisch. Sie wusste gar nicht, warum. Sie dachte, er habe einen wirklich guten Job in Aussicht und wolle sie damit überraschen.«
»Schien einer von ihnen vor irgendetwas Angst zu haben?«
»Nein. Erst nach dem Tod von Chris wurde Kacie zu einem richtigen Nervenbündel, wie Sie sich vorstellen können. Sie hatte Alpträume und schluckte Valium.«
»Handelten diese Alpträume von etwas Speziellem?«
Madison schaute Diane an, als ob diese schwachsinnig sei. »Sie hat Chris gefunden.«
»Ich weiß, aber ich dachte, sie könnte im Traum etwas erfahren haben, das ihr Unterbewusstsein ihr mitteilen wollte.«
»Sie hat mir nichts dergleichen erzählt. Es ging immer darum, dass sie Chris in diesem – diesem Zustand gefunden hatte.«
»Madison, wenn Ihnen noch etwas einfällt, und wenn es Ihnen noch so unbedeutend erscheinen mag, dann rufen Sie mich bitte an.« Diane holte eine Karte aus der Tasche und schrieb etwas darauf. »Ich habe Ihnen hier meine Handynummer und die Nummer von Chief Garnett aufgeschrieben. Er leitet die Ermittlungen in diesem Fall. Rufen Sie ihn oder mich an, wenn Sie sich an etwas erinnern oder einfach nur reden wollen.«
Madison nahm die Karte, drehte sie um und schaute auf die Nummern. Sie nickte. »Das werde ich. Versprochen.«
Ihre Tränen waren zwar getrocknet und ihre Nase hatte aufgehört zu bluten, aber sie sah trotzdem furchtbar traurig aus. Diane hätte ihr gern etwas Tröstliches gesagt, aber ihr fiel nichts ein, was ihren Kummer hätte lindern können. Sie kannte sich zwar mit Kummer gut aus, wusste aber immer noch nicht, wie man
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