Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
»unser viktorianisches Gurkenglas wird dort erwähnt.«
Jonas rieb sich die Hände. »Das ist ja großartig. Das ist mehr, als ich erwartet habe.«
»Gut gemacht, Kendel«, sagte Diane noch einmal. »Das haben Sie sehr gut gemacht.«
»Auf dem Rückweg habe ich mir überlegt, dass wir uns in unserer Ausstellung auf die 12. Dynastie konzentrieren sollten – so etwas wie ›Das Alltagsleben im Ägypten der 12. Dynastie‹.«
»Gute Idee«, sagte Diane. »Dadurch werden wir aus der Handvoll Ausstellungsstücke, die wir besitzen, das meiste herausholen können. Ich stelle mir da so eine Zeitleiste vor, die zeigt, was gleichzeitig in anderen Teilen der Welt geschah. Vereinbaren Sie ein Treffen mit unseren Ausstellungsplanern, und dann legen wir los. Es wäre gut, wenn wir die Eröffnung unserer neuen Abteilung mit einer Fundraising-Veranstaltung zur Einwerbung neuer Spenden verbinden könnten.«
»Möchten Sie, dass ich die Fühler nach weiteren Erwerbungen ausstrecke?«, fragte Kendel.
»Lassen Sie mich erst einmal in unser Budget schauen. Es ist wahrscheinlich besser, unsere Mittel vorerst für die Ausgestaltung der Ausstellung zu verwenden. Wir können sie später immer noch erweitern.«
Diane stellte Kendel Lynn vor, die zwischen Jonas und Korey stand und Dianes Stellvertreterin aufmerksam musterte.
»Freut mich, Sie kennenzulernen. Schöne Schuhe haben Sie an«, sagte Lynn. »Gucci?«
»Michael Kors«, sagte Kendel und reichte Lynn die Hand.
Ein Techniker trat auf den Gang hinaus. »Wir sind bereit für unseren Patienten.«
Er schob die fahrbare Krankentrage in den Untersuchungsraum und forderte die anderen auf, sich in den Beobachtungsraum zu begeben, in dem sich schon einige Krankenhausmitarbeiter versammelt hatten.
Die Mumie war inzwischen eine richtige Berühmtheit geworden. Jemand hatte sogar die örtliche Zeitung benachrichtigt. Eine junge Reporterin, die wie eine Journalistikstudentin aussah, und ein ähnlich junger Fotograf eilten gleich hinter Diane und ihren Mitarbeitern in den Raum.
»Danke, dass Sie mich dazu eingeladen haben«, sagte Lynn. »Das kann ich nach Raymonds Begräbnis gut gebrauchen.«
»Ich wäre froh, wenn Sie sich hinterher den Scan anschauen und Ihre Meinung dazu sagen würden.«
Der Beobachtungsraum war tatsächlich viel zu klein für die zahlreichen Zuschauer, die hier zusammengeströmt waren. Es wurde immer heißer, was allerdings außer Diane niemand zu bemerken schien. Als sie alle ihre Plätze eingenommen hatten, erzählte Jonas den Reportern, Technikern, Krankenschwestern und Ärzten die Geschichte dieser Mumie.
Diane konnte sich vorstellen, dass seine Vorlesungen an der Universität großartig gewesen sein mussten. Er verwob alle Informationen, die sie bisher über ihre Mumie gesammelt hatten, in eine einzige faszinierende Geschichte. Während er sprach, beobachtete Diane, wie die Techniker die Mumie von der Trage auf die CT-Liege umluden. Der Fotograf machte ein Bild nach dem andern, als die Mumie ihre Reise in die Röhre des Computertomographen begann.
»Chevron eins eingerastet«, sagte der Techniker am Beobachtungsschirm. Ein paar Zuschauer lachten, einige verdrehten die Augen, die meisten schauten verständnislos drein.
»Ach, Sie sind ein Stargate- Fan«, sagte Diane.
»Aber sicher«, antwortete er und versuchte dabei den Tonfall der Protagonisten dieser Fernsehserie nachzumachen.
»Ich auch«, sagte Diane.
Die Mumie bewegte sich vor und zurück durch die CT-Röhre, und auf dem Monitor erschienen die ersten Bilder der Schädelhöhle.
»Seht euch das an.«
»Unglaublich.«
»Das muss wehgetan haben.«
Jeder gab gleichzeitig seinen Kommentar ab, als der Oberkiefer und die Abszesse zu sehen waren.
»Sie haben recht«, sagte Lynn. »Das muss ihn umgebracht haben.«
»Warum hat man ihm nicht einfach diese Zähne gezogen?«, fragte ein Arzt.
»Ich weiß es nicht«, sagte Jonas. »Sie kannten zwar eine Art von Zahnbehandlung, aber sie haben fast nie Zähne gezogen.«
In diesem Moment klingelte ein Handy, und drei Viertel der Anwesenden drehten sich unwillig um, um nach dem Schuldigen zu suchen.
»Im Krankenhaus müssen Sie Ihr Handy ausschalten«, sagte eine Krankenschwester. »Sie könnten unsere Geräte stören.« Inzwischen war klar, wer der Übeltäter war: die Journalistin.
Die junge Frau lächelte und zuckte die Schultern. »Es dauert bestimmt nur eine Minute.«
»Nein, sofort«, bekräftigte die Schwester.
Aber die junge Frau hörte nicht
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