Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
Ungewöhnlicheres als diese Leichen?«
»Na, vielleicht die Reste eines Lagerfeuers, Reifenspuren, irgendwelche Gegenstände – alles, was nicht natürlicherweise in einen solchen Wald gehört.«
Sie zögerten einen Moment, tauschten kurze Blicke aus und richteten danach ihre Augen wieder auf Diane. »Nur die Hufspuren«, sagte Chris. »Aber wir haben uns auch hauptsächlich die Bäume angeschaut.«
Steven stimmte zu. »Niemand darf hier ein Lagerfeuer anzünden. Dessen Rauch würde auch sofort auffallen. Sie halten ja auch immer Ausschau nach Waldbränden, besonders bei dieser Trockenheit.«
»Sie?«
»Die Förster und Waldranger. Jeder hier würde diesen Rauch bemerken und weitermelden.«
Diane schaute auf den Rücksitz des Rovers.
»Darf ich mir mal Ihre Karte anschauen?«
»Wir haben sogar eine Kopie, die wir Ihnen überlassen könnten«, sagte Chris.
Er öffnete den Kofferraum und holte ein Versandrohr aus braunem Karton heraus.
»Wir haben unser Untersuchungsnetz darauf eingetragen, aber das macht Ihnen sicherlich nichts aus.«
Er nahm die Karte aus dem Rohr und breitete sie auf der Motorhaube des Rovers aus. In diesem Augenblick fielen Diane die vielen Schleifspuren und Rillen an der Seite des Wagens auf. Für einen Moment begann ihr Herz schneller zu schlagen. Allerdings war der Wagen ein altes Modell und wurde fast nur in rauhem Gelände eingesetzt, da waren derartige Spuren zu erwarten. Außerdem war sie sich sicher, dass der Sheriff die beiden und ihr Fahrzeug noch überprüfen würde. Sie hatten die Leichen immerhin gefunden, da war das reine Polizeiroutine. Und doch … Sie atmete noch einmal tief durch.
»Wir sind genau hier.« Chris zeigte auf einen Punkt auf der Karte, der direkt neben einer Linie lag, die als Fahrstraße ausgewiesen war. »Die Körper sind hier.«
»Überall, wo sich die eingezeichneten Gitterlinien kreuzen, führen wir eine genaue Punkt-Stichprobe durch«, fügte Steven hinzu.
»Und wo waren die Hufspuren?«, fragte Diane.
»Etwa hier.« Chris fuhr mit dem Finger eine blaue Linie entlang, die als Cobb Creek gekennzeichnet war.
»Gib ihr doch auch noch diese Extrakopie, die wir von der Luftaufnahme dieses Gebiets hier haben«, sagte Steven.
»Klar.« Chris holte auch diese aus dem Versandrohr und legte sie neben der Karte auf die Motorhaube. »Sehen Sie, man kann genau erkennen, was für Bäume hier wachsen.« Das konnte nun Diane überhaupt nicht. Trotzdem nickte sie. »Und schauen Sie mal, hier die Stelle neben dem Bach. Dort sind die Bäume eindeutig kleiner. Hier hat vor zehn Jahren dieser Kahlschlag stattgefunden. Hier haben wir die meisten unserer Untersuchungen durchgeführt, und hier ist der Platz, wo jetzt die Leichen hängen.« Er rollte die Karten wieder zusammen, steckte sie zurück ins Versandrohr und reichte es ihr.
»Danke. Das ist sehr nett von Ihnen«.
»Keine Ursache.«
In diesem Moment hörten sie Motorengeräusche.
Der Deputy kommt zurück, dachte sich Diane. Aber da tauchte plötzlich ein großer Geländewagen auf.
»O Gott«, rief Chris aus.
4
D iane wusste genau, was Chris und Steven in diesem Augenblick dachten. Auch ihr schoss dieser Gedanke durch den Kopf – der Mörder kam zurück. Als das Fahrzeug langsam ausrollte, hatten allerdings die Buchstaben WXNG, die auf einem Magnetschild standen, das an der Seite des Wagens angebracht war, auf Chris und Steven eine ausgesprochen beruhigende Wirkung. Das galt nun allerdings gar nicht für Diane, die an die Fahrertür herantrat.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie die Frau am Steuer, nachdem diese das Seitenfenster heruntergelassen hatte.
»WXNG-Nachrichten.« Die etwa fünfundzwanzigjährige Frau mit braunen Haaren und Augen musterte Diane erst einmal von oben bis unten, bis sie die Ausweiskarte bemerkte, die diese immer noch um den Hals trug. »Was können Sie uns erzählen?«, fragte sie.
»Überhaupt nichts. Haben Sie schon mit dem Sheriff gesprochen?«
»Sein Deputy meinte, er sei noch am Tatort. Wir haben gehört, es sei so ein Rassending.«
Ding, dachte Diane. Was für eine Art, über einen Mord zu sprechen. Diane überlegte sich ihre Antwort genau. Sie sah bereits die Nachrichtenüberschrift »Kein Kommentar« vor sich, wenn der Sprecher so etwas äußern würde wie: »Die Beamten am Tatort verweigerten jeden Kommentar auf die Frage, ob es sich dabei um ein rassistisch motiviertes Verbrechen handeln könnte.«
»Was meinen Sie genau?«, fragte Diane vorsichtig nach.
»Wir
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