Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
könnte diese Reporterin nicht davon abhalten, doch noch zum Tatort vorzudringen.«
»Das ist Pris Halloran von diesem kleinen Fernsehsender in Atlanta, WXNG«, sagte Chuck. »Sie fährt immer durchs Land, hängt an ihrem Funkgerät und wartet auf die große Story. Meistens macht sie dann aus einer kleinen Mücke einen großen Elefanten.«
»Der Typ neben ihr ist Kyle Anthony«, sagte Leon. »Einer der großen Sender in Atlanta hat ihn rausgeworfen, nachdem er wegen Kokainbesitz verhaftet worden war.«
»Ich glaube, beide sind ganz versessen darauf, endlich einmal ganz groß rauszukommen«, sagte Chuck. »Anscheinend rückt sie diesen Holzleuten ganz schön auf die Pelle.«
Diane konnte sehen, wie recht er hatte: Chris und Steven standen mittlerweile mit verschränkten Armen und gesenktem Kopf der Reporterin gegenüber.
»Würden Sie bitte dieses verdammte Ding aus meinem Gesicht nehmen? Oder sind Sie etwa auf eine Nahaufnahme meiner Mandeln aus?« Chris’ ärgerliche Stimme klang deutlich vom Fahrweg bis zu ihnen herüber.
»Es sieht so aus, als ob Mr. Edwards etwas Unterstützung bräuchte«, sagte Leon.
Alle drei gingen schnellen Schrittes hinüber. »Alles in Ordnung hier?«, fragte Leon.
»Ich führe gerade ein Interview«, fauchte ihn Pris Halloran an.
»Wir müssen zurück zu unserer Arbeit«, sagte Steven, öffnete blitzschnell die Tür des Rovers und schlüpfte auf den Fahrersitz.
»Übrigens«, gab ihm Diane Rückendeckung, »wenn der Sheriff vorne an der Straße auftaucht und Sie dort nicht vorfindet, werden Sie kaum Gelegenheit haben, ihn heute noch einmal zu sprechen.«
Diese Bemerkung setzte die Reporterin und ihren Kameramann endlich in Bewegung. Sie sprangen in ihren Geländewagen, setzten bis zu einer Ausweichstelle zurück und waren bereits außer Sicht, als Chris und Steven ihren Wagen anließen.
»Bringen Sie mich auf den neuesten Stand«, sagte Diane zu Jin, als sie endlich an den Schauplatz des Verbrechens zurückgekehrt war.
Jin reichte ihr die Zeichnungen, die er und Neva angefertigt hatten.
»Wir haben etwas Interessantes gefunden.« Er führte sie auf dem Pfad, den sie bereits genau untersucht und gereinigt hatten, zu einer der hängenden Leichen. »Fällt Ihnen etwas auf?«
Diane musterte den Leichnam genau, wobei sie versuchte, den Geruch des verwesenden Fleisches nicht in ihr Bewusstsein treten zu lassen. Sie betrachtete die an den Gelenken zusammengebundenen Hände, die bereits weitgehend skelettiert waren.
»Verdammt noch mal«, rief sie plötzlich aus.
Der Mörder hatte doch tatsächlich dem Opfer die Fingerspitzen abgeschnitten, so dass die Fliegen ihre Eier in die offenen Wunden legen konnten, was den Madenbefall natürlich bedeutend beschleunigte. Aus diesem Grund war das Fleisch an den Händen viel schneller als das des restlichen Körpers aufgefressen worden.
»Verdammt ist genau der richtige Ausdruck«, sagte Jin. »Keine Chancen auf irgendwelche Fingerabdrücke.«
»Ich nehme an, bei den anderen beiden sieht es genauso aus.«
»Ja. Aber vielleicht gewinnen wir ja aus dem Zustand der Schlingen nähere Erkenntnisse. Ich würde gerne dabei sein, wenn Sie die untersuchen. Ich wollte das schon immer mal lernen.«
»Was haben Sie auf dem Boden gefunden?«
»Einen Haufen Käfer, Maden und Insekten. David hat eine richtige kleine Sammlung angelegt. Aber das ist im Moment alles.«
Plötzlich meldete sich Neva aus dem Gitterquadrat, das am weitesten von Dianes Standort entfernt lag. »Ich habe hier etwas gefunden.«
Diane ging über die bereits untersuchten Gitter zu ihr hinüber und bückte sich, um Nevas Fund zu begutachten.
»Es ist eigentlich nur ein Stück Seil«, meinte Neva eher verlegen, »und hier gibt es ja ziemlich viele Seile und …«
Dieses Seil hier war zwischen den Blättern auf dem Boden kaum zu erkennen gewesen. Es bestand wie die Todesschlingen aus Hanf, hatte keine Knoten und zeigte an einigen Stellen Abnutzungs- und Scheuerspuren.
»Das ist ein wichtiger Fund«, sagte Diane. »Vielleicht hat es der Täter fallen lassen. Fotografieren Sie es und machen Sie eine Zeichnung, aber ich werde es dann später selbst bergen.«
»Geht klar.«
»Wenn Sie es zeichnen, geben Sie genau darauf acht, wie das Seil daliegt und sich überkreuzt.«
Neva nickte. »David und Jin haben mir erzählt, dass Sie auch forensische Knotenanalysen durchführen. Davon habe ich noch nie gehört.«
»Es kann manchmal ganz nützlich sein. Es ist erstaunlich, wie oft
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