Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
»Anscheinend hat ihn jemand umgebracht.«
41
W as ist passiert?«, fragte Diane Garnett, als sie im Krankenhaus eintraf.
Sie saßen im Wartezimmer neben der Intensivstation. Sheriff Braden drehte wieder einmal seinen Hut in der Hand und schaute verdrossen drein.
»Anscheinend kam einfach jemand herein und schnitt ihm die Kehle durch«, sagte Garnett. »Die Krankenschwester hatte gerade kurz das Zimmer verlassen, um einen anderen Patienten zu versorgen. Sie erinnert sich an einen Krankenpfleger. Das muss ganz schnell gegangen sein. Als sie zurückkam, war er am Verbluten. Sie haben alles versucht, um ihn zu retten, aber er hatte zu viel Blut verloren. Und dann noch diese Schussverletzung … Jedenfalls hat er es nicht geschafft.«
»Das ist seltsam.«
»Das ist auch eine Möglichkeit, es zu beschreiben«, sagte Garnett. »Jemand scheint zum Äußersten entschlossen zu sein.«
»Wenn wir die Opfer identifizieren können«, sagte Braden, »kann ich diesen verdammten Fall endlich abschließen. Haben Sie in dieser Frage irgendwelche Fortschritte gemacht?«, fragte er Garnett.
Garnett sah verärgert aus. Diane vermutete, dass er und Braden eine Meinungsverschiedenheit gehabt hatten. Cobber’s Wood war der einzige Tatort, der in Sheriff Bradens Zuständigkeitsbereich lag, und sie hatte den Eindruck, dass es ihm wahrscheinlich egal war, ob Garnett seine Fälle löste oder nicht, selbst wenn sie alle zusammenhingen.
»Ich weiß vielleicht, wer sie sind. Ich habe bereits versucht, Sie anzurufen«, sagte Diane.
Die beiden starrten sie an.
»Wir mussten innerhalb des Krankenhauses unsere Handys abstellen, deswegen konnten Sie uns nicht erreichen«, sagte Garnett. »Sie wissen, wer die Opfer sind?«
»Vielleicht. Ich habe Ihnen ja von den Diskussionsforen und Suchlisten im Internet erzählt, die Neva auf der Suche nach unseren Opfern auswertete. Tatsächlich meldete sich bei ihr ein plastischer Chirurg aus dem Norden des Staates New York. Er schickte uns Fotos von zwei seiner Patienten, und ich muss zugeben, dass sie unseren Opfern verblüffend ähnlich sehen.«
»Hat sie auch deren Namen bekommen?«
»Ja.« Diane erzählte ihnen alles, was sie von Neva erfahren hatte. »Als ich Sie nicht erreichen konnte, rief ich die Nummern an, die mir dieser Arzt gegeben hatte. Justin Hootens Familie war nicht zu Hause. Ashlyn Hootens Vater wimmelte mich ab. Ich glaube, sie hatten schon einmal mit der Polizei zu tun.«
Wenn Braden oder Garnett wegen ihrer Eigenmächtigkeit wütend waren, dann zeigten sie es zumindest nicht, deshalb machte sie weiter. »Ich würde es gerne noch einmal probieren.«
»Nur zu«, sagte der Sheriff. »Je schneller ich das vom Hals habe, desto besser.« Er stand auf und stapfte Richtung Toilette.
»Welche Laus ist denn dem über die Leber gelaufen?«, fragte Diane verwundert.
»Ich bin Lynn Webber ziemlich hart angegangen. Ich hatte mir überlegt, dass die Diamanten vielleicht irgendwo am Körper von Chris Edwards versteckt gewesen sein könnten – vielleicht in dessen Unterwäsche oder sonst an einem Ort, wo der Eindringling nicht nachgeschaut hatte. Und dann dachte ich mir, wenn sie nicht in Edwards’ Kleidung waren, warum dann nicht in den Overalls der Gehängten? Sie schien am Ton meiner Stimme Anstoß zu nehmen und hat ihm dann davon erzählt. Was sie angeht, ist unser Sheriff ein hoffnungsloser Fall.«
Diane hatte Garnett nur halb zugehört. Ihr Auge war auf ein Plakat gefallen, das für eine Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von Darmkrebs warb.
»Sie sagte auch«, fuhr Garnett fort, »dass Sie dabei gewesen seien, als sie die Kleidung von den Körpern von Blau und Grün entfernten, und dass Sie diese dann mitgenommen hätten. Auch die Kleider von Blau seien sofort in einen Plastiksack gesteckt worden. Ich hatte eigentlich nur nach einem Weg gesucht, wie man Bradens Morde mit meinen in Beziehung setzen könnte.«
»Und diese Verbindung gibt es tatsächlich«, sagte Diane, die immer noch das Plakat anstarrte. »Es gab da etwas, das Raymond ganz alleine tat, ohne dass ich oder Lynn Webber ihn dabei beobachteten.«
»Und was war das?«
»Er säuberte die Knochen.«
»Was?«
»Bevor ich eine gründliche Analyse der Knochen durchführe, werden diese durch einen chemischen Prozess gereinigt, bei dem alles Fleisch und alle Knorpel aufgelöst werden. Dies war Raymonds Aufgabe. Er säuberte die Knochen ganz allein. Als er am Ende dieses Prozesses die übrig gebliebene Lösung
Weitere Kostenlose Bücher