Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
der unterschiedlichen Museumsabteilungen gebrütet, als Garnett anrief und sie bat, ihn und den Sheriff im Krankenhaus zu treffen.
»Vielleicht erzählt er Ihnen etwas, was er uns nicht erzählt hat«, sagte er. »Er war ja so erpicht darauf, mit Ihnen zu reden.«
»Sie werden auf keinen Fall mit meinem Mandanten reden.«
Der vom Gericht bestellte Pflichtverteidiger des Unbekannten stand vor der Tür zur Intensivstation und hinderte Diane, Sheriff Braden und Chief Garnett am Weitergehen.
»Ihr Klient«, bellte Sheriff Braden, »hat in meinem County drei junge Menschen umgebracht, die kaum älter als zwanzig waren. Einer von uns wird mit ihm reden.«
Tim Preston, der Anwalt, der selbst nicht viel älter als zwanzig aussah, blieb mit untergeschlagenen Armen vor ihnen stehen, ohne sich einen Millimeter zur Seite zu bewegen. »Sie können überhaupt nicht beweisen, dass mein Mandant damit etwas zu tun hat.«
»Wir haben Ihren Mandanten am Wickel«, sagte Garnett. »Wir haben seine DNA bei den Gehängten von Cobber’s Wood gefunden.«
»Verfügten Sie über einen Gerichtsbeschluss, der Ihnen erlaubte, seine DNA zu nehmen?«
»Den brauchten wir nicht. Er hinterließ sein Blut überall in Dr. Fallons Apartment«, sagte Sheriff Braden.
»Wie heißt er eigentlich?«, fragte Diane.
»Das weiß ich nicht.«
»Was meinen Sie damit, Sie wissen es nicht?«, fragte Braden.
Preston ließ die Arme sinken. »Er spricht auch mit mir nicht. Er ist immer noch in kritischem Zustand. Wenn ihr Polizist nicht so schnell einen Mann niedergeschossen hätte, der nur ein Handy in der Hand hatte …«
»Er brach in Dr. Fallons Wohnung ein und überfiel sie. Sie kam gerade noch mit dem Leben davon. Meine Männer gingen dann hinein, um ihn festzunehmen, da zog er etwas aus seinem Gürtel, das wie eine Schusswaffe aussah – nachdem er aufgefordert worden war, die Hände hochzuheben. Wir dulden hier kein solches Er-war-nur-ein-armes-unschuldiges-Opfer-Gehabe«, sagte Garnett. »Und jetzt möchten wir wissen, wer er ist.«
»Er spricht nicht – weder mit Ihnen noch mit mir. So ist es nun einmal. Die Ärzte geben ihm im Moment eine Fünfzig-fünfzig-Chance, dass er überlebt. Wenn Sie ihn vor Gericht stellen wollen, dann lassen Sie ihn jetzt lieber in Ruhe.«
»Wir würden gerne wissen, wer die Opfer waren, damit wir ihre Familien benachrichtigen können«, sagte Diane.
»Nein. Er sagt nichts. Was ist denn daran so schwer zu verstehen?«
»Nun, das ist ja richtig verrückt«, sagte Sheriff Braden, als er, Diane und Garnett zu ihren Autos zurückgingen. »Da haben wir ihn auf frischer Tat ertappt und können dann nicht einmal den Namen dieses Hurensohns erfahren.«
»Den bekommen wir schon früher oder später«, sagte Diane. Sie stieg in ihren Wagen und fuhr zurück ins Museum. Als sie gerade ihr Auto abstellte, klingelte das Handy. Es war Neva. »Ein plastischer Chirurg hat sich auf unsere Anfrage hin gemeldet.«
40
N eva saß bereits am Konferenztisch des Kriminallabors, als Diane eintraf. Vor ihr lagen mehrere Fotos sowie ihre Zeichnungen der Opfer. David und Jin kamen ebenfalls dazu.
»Was haben Sie uns zu bieten?«, fragte Diane.
»Erst einmal muss ich Ihnen erzählen, dass ich die Sache mit den Tätowierungslisten ziemlich schnell aufgegeben habe. Ich habe sie auch von Anfang an falsch angefasst. Ich stellte eine bessere Version von den Aufnahmen dieser Tatoos her, damit sie nicht wie ein Leichenfoto wirkten, und ich formulierte meinen Begleittext so, als ob es sich um vermisste Personen handeln würde. Das war keine gute Idee bei dieser Gruppe, wie ich schon bald herausfand. Sie sind der Meinung, dass jeder das Recht habe, sich von seiner bisherigen Umgebung abzusetzen und ein neues Leben zu beginnen. Ich bekam also einige ziemlich wütende Rückmeldungen. Gott sei Dank waren die Ärzte zuvorkommender.«
Neva drehte die Fotos um. »Ich hatte in meinem Begleittext von Anfang an angegeben, dass ich die Knochen zweier Individuen identifizieren möchte. Gestern Abend hat dann jemand angebissen. Ein plastischer Chirurg aus Buffalo, New York, schickte mir eine E-Mail, in der er mich aufforderte, ihn doch einmal anzurufen.«
»Hatte er die Leute auf Ihren Abbildungen wiedererkannt?«, fragte Diane.
Neva nickte. »Er sagte, sie sähen wie Patienten von ihm aus. Ich schickte ihm dann Fotos des Nasenbeins und der Wirbelsäule von Miss Blau. Ich hoffe, das war in Ordnung so. Ich dachte, er erkennt vielleicht seine Arbeit
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