Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
gut«, sagte Diane laut. »Das hat uns jetzt überhaupt nicht weitergebracht.«
Sie versuchte erneut, den Sheriff und Garnett anzurufen. Beide gingen aber immer noch nicht ans Handy. Sie wollte gerade zurück in den Konferenzraum gehen, um ihr Sandwich aufzuessen, als die Tür aufflog und Lynn Webber hereinstürzte. Andie folgte ihr dicht auf den Fersen.
»Dr. Fallon …« Andie hatte es offensichtlich nicht geschafft, Lynn aufzuhalten.
»Schon okay, Andie.« Andie zog sich zurück und schloss die Tür.
»Was wollen Sie und Garnett eigentlich dem armen Raymond anhängen?«
Diane setzte sich und bot auch Lynn einen Stuhl an. »Ich habe keine Ahnung. Was wollen wir ihm denn anhängen?«
»Spielen Sie hier nicht die Ahnungslose. Ich dachte, wir seien Freunde. Ich dachte, Sie hätten Raymond gemocht.«
»Das dachte ich auch, und ich mochte Raymond. Wenn Sie mir erklären, worüber Sie reden, kann ich Ihnen vielleicht schlüssigere Antworten geben.«
Lynn Webber ließ sich in den Stuhl vor Dianes Schreibtisch fallen.
»Garnett kam bei mir vorbei und deutete an, dass Raymond ein Dieb sei. Er stellte mir alle möglichen Fragen, zum Beispiel ob er Chris Edwards gekannt habe und dann noch ein paar Leute, von denen ich noch nie etwas gehört hatte. Und dann unterstellte er mir, dass ich etwas mit gestohlenen Diamanten zu tun haben könnte. Dabei mag ich Diamanten nicht einmal. Er sagte, er und Sie hätten sich das zurechtgereimt.«
»Hat er wirklich das Wort zurechtreimen benutzt?«
»Was? Nehmen Sie mich überhaupt ernst?«
»Das tue ich. Aber da wir uns nichts ›zurechtgereimt‹ haben, fällt es mir schwer, Ihnen zu folgen. Was genau hat er denn gesagt, das Sie so sehr auf die Palme gebracht hat?«
»Ich kann mich an seine genauen Worte nicht mehr erinnern. Er erzählte irgendetwas von Diamanten, die man unter Raymonds Besitztümern gefunden habe, und dann wollte er wissen, wo er die denn herhätte und ob ich dazu irgendetwas sagen könne. Es war die Art, wie er mich fragte, ob ich dazu etwas sagen könne! Ich meine, würde Garnett überhaupt einen echten Diamanten erkennen, selbst wenn er auf einen draufträte?«
Diane überlegte sich, was sie erzählen konnte, ohne etwas Vertrauliches preiszugeben. Aber da Garnett Lynn gegenüber die Diamanten erwähnt hatte, hatte er wohl nichts dagegen, wenn sie mehr darüber erfahren würde.
»Unter Raymonds Sachen hat man Diamanten gefunden, und die sind zweifellos echt. Einer meiner Geologen hier im Museum hat das überprüft.«
»Oh. Garnett sagte, dass sie wertvoll seien.«
»Ja, das stimmt. Möchten Sie sie sehen?«
»Also, ja, das wäre interessant. Wenn man mich schon verdächtigt, sie gestohlen zu haben, dann möchte ich sie wenigstens einmal gesehen haben.«
»Hat er Ihnen das wirklich unterstellt?«
»Er fragte mich immer wieder, ob Raymond sie in Chris Edwards’ Kleidung gefunden haben könnte.«
»Chris Edwards hatte doch gar nichts an«, sagte Diane.
»Glauben Sie ja nicht, dass ich ihm das nicht erzählt hätte. Er deutete dann an, dass sie in seinem Slip verborgen gewesen sein könnten. Jetzt frage ich Sie. Ich hätte es doch wohl gemerkt, wenn Raymond etwas in Chris Edwards’ Unterhosen gefunden hätte, oder? Dann fragte er mich nach der Kleidung der Erhenkten. Na ja, ich erzählte ihm dann, dass Sie bei der Obduktion der beiden ersten dabei gewesen seien und dass auch im Overall von Miss Rot nichts gefunden worden sei.«
Diane nahm Lynn mit in den ersten Stock und holte zum zweiten Mal an diesem Tag die Diamanten aus dem Safe. Sie stellte den Schmuckkasten auf einen Labortisch und öffnete ihn. Lynn betrachtete sie genau.
»Sie sehen gar nicht wie Diamanten aus.«
»Sie sind ungeschliffen.«
»Sie sehen sehr groß aus.«
»Das sind sie auch.«
»Und die hat man unter Raymonds Sachen gefunden?«
»Ja.«
»Oh, Raymond, in was hast du dich denn da hineinziehen lassen?«, flüsterte sie.
Diane legte die Diamanten zurück in den Safe und begleitete Lynn hinunter zur Eingangshalle.
Als sie dort ankamen, war Lynns Ärger völlig abgeklungen und sie war wieder die liebenswürdigste Person der Welt. Diane nahm sich vor, sie beim nächsten derartigen Anfall nicht mehr mit Samthandschuhen anzufassen. Gerade als Lynn das Museum verließ, klingelte Dianes Handy.
Endlich, dachte sie, als sie auf das Display blickte. Es war Garnett.
»Unser unbekannter Angreifer ist tot«, sagte er, bevor sie ihm noch von der Hooten-Familie erzählen konnte.
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