Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
wieder, selbst … selbst wenn die dazugehörende Nase fehlt.«
»Schade, dass er keiner dieser Chirurgen war, die die Knochen ihrer Patienten mit den Anfangsbuchstaben ihres Namens kennzeichnen«, sagte Jin.
»Und hat er? Hat er seine Arbeit wiedererkannt?«, fragte Diane.
»Er sagte, er habe in letzter Zeit viele rhinoplastische Operationen durchgeführt wie die, die an diesen Knochen zu erkennen sei. Und er meinte, die Zeichnungen würden einer ganz bestimmten Patientin von ihm ähneln. Als er erfuhr, dass ich diese Informationen zur Identifizierung von Leichen benötige, hat er mir per E-Mail diese Fotos geschickt.«
Die vier Fotos waren frontale und seitliche Aufnahmen einer jungen Frau vor beziehungsweise nach der Nasenoperation. Sie ähnelten Nevas Zeichnungen auf erstaunliche Weise.
»Da gibt es noch etwas Interessantes«, fuhr Neva fort. »Er hätte nämlich auch ihren Cousin operieren sollen. Hier sind die Aufnahmen, die vor der geplanten Operation von ihm gemacht wurden.«
Neva schob zwei weitere Fotos über den Tisch. Auch diese wirkten fast wie Kopien von Nevas Zeichnungen.
»Sie sagen, es habe bereits einen Operationstermin gegeben?«
Neva nickte. »Aber er erschien dann nicht zur Operationsvorbereitung. Die Sekretärin des Doktors versuchte ihn telefonisch zu Hause zu erreichen, aber niemand ging dort ans Telefon. Danach riefen sie in der Wohnung der Cousine an, und der Hauswart erzählte ihnen, die Familie sei verreist. Das ist doch interessant, oder?«
»Ja, tatsächlich. Offen gesagt bin ich erstaunt, dass das Ganze so gut geklappt hat. Gute Arbeit, Neva. Und wie heißen die beiden?«
»Ashlyn und Justin Hooten. Beide leben in Buffalo im Staat New York. Ich habe auch ihre Adressen und Telefonnummern.«
»Gut gemacht«, wiederholte Diane noch einmal. »Ich rufe gleich den Sheriff an.«
Diane konnte allerdings den Sheriff oder Garnett nicht gleich erreichen. Sie hinterließ eine Botschaft auf ihren Telefonen. Sie fragte sich, ob sie ins Krankenhaus zurückgekehrt waren, nachdem sie gegangen war.
Die Mittagessenszeit war schon vorbei, und sie war hungrig. Sie ging hinunter ins Restaurant, bestellte sich dort ein Club-Sandwich und nahm es mit in ihr Museumsbüro.
Andie aß gerade etwas an ihrem Schreibtisch. Eine Praktikantin, die etwa ebenso alt war wie Andie, leistete ihr dabei Gesellschaft.
»Läuft alles glatt hier?«, fragte Diane.
»Alles ganz ruhig heute. Keine seltsamen E-Mails, ausgebüxten Schlangen oder sonst etwas Ungewöhnliches.«
»Gut. Ich esse in meinem Büro. Ich hätte gerne ein bisschen Ruhe, also wenn das Museum nicht abbrennt …«
»Verstanden.«
Diane ging in den Besprechungsraum direkt neben ihrem Büro. Sie holte eine Flasche kaltes Wasser aus einem kleinen Kühlschrank, den sie sich dort hatte hinstellen lassen, und setzte sich mit ihrem Sandwich an den kleinen Konferenztisch.
Die Nachricht über die Hootens brannte ihr auf der Seele. Sie versuchte, sie zu ignorieren. Doch als sie die Hälfte des Sandwichs gegessen hatte, hatte sie sich entschieden. Sie würde den Anruf selbst erledigen, ohne zuvor mit Braden oder Garnett gesprochen zu haben. Die Identität der Opfer war der Schlüssel zur Lösung des Falles. Sie ging hinüber in ihr Büro und hob den Hörer ab.
Sie wählte erst Justin Hootens Nummer und ließ es genau fünfundzwanzig Mal klingeln. Keine Antwort. Danach wählte sie Ashlyn Hootens Nummer. Jemand hob nach dem dritten Klingelton ab und verkündete, dass sie mit dem Wohnhaus der Familie Hooten verbunden sei.
»Mein Name ist Diane Fallon von der Polizei in Rosewood, Georgia.«
Sie wollte erst einmal nicht erwähnen, dass sie die Leiterin des Kriminallabors dieser Stadt sei. Dies würde die andere Seite vielleicht zu sehr erschrecken. Obgleich sich die Fotos und Zeichnungen so sehr ähnelten, konnte es sich ja immer noch um einen Irrtum handeln.
»Ich suche eine mögliche Zeugin. Ist Ashlyn Hooten zu Hause?«
»Nein. Sie ist mit der Familie ihres Cousins in Urlaub gefahren.«
»Sind ihre Eltern da?«
Diane hörte im Hintergrund eine andere Stimme. »Wer ist dran, Nancy?«
»Sie sagt, sie sei von der Polizei. In Georgia.«
»Ich kümmere mich darum. Hallo. Ich bin Ashlyns Vater, ein Anwalt hier in Buffalo. Was genau wollen Sie?«
»Wann haben Sie Ashlyn das letzte Mal gesehen?«
»Was soll das? Hören Sie gut zu: Ich möchte, dass Sie aufhören, meine Tochter zu belästigen. Sie werden hier nicht mehr anrufen.« Er hängte auf.
»Also
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