Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
wahr?«
»Möglicherweise. Was machst du an diesem Wochenende?«
»Ich besuche mit Kevin und Star ein Autorennen in Atlanta.«
»Also, das ist für mich verrückt. Kann Star dem etwas abgewinnen?«
»Klar, sie mag so etwas unheimlich. Und sie kennt sich mit Rennwagen auch ziemlich gut aus.«
Diane sprang aus dem Bett und zog sich an. Sie schnürte sich gerade die Stiefel, als ihr Frank den Arm um die Hüfte schlang und sie auf die Wange küsste. »Pass auf, wo du hintrittst.«
»Mache ich doch immer.«
Sie lud ihre Ausrüstung in den Geländewagen und fuhr zu Neva, um sie abzuholen. Sie waren beide ähnlich gekleidet – Schnürstiefel, Jeans, T-Shirts und darüber Flanellhemden. Neva verstaute ihre Ausrüstung auf der Rückbank und setzte sich nach vorne zu Diane.
»Aufgeregt?«, fragte sie Diane.
»Ziemlich nervös. Meine Eltern halten mich für verrückt.«
»Lustig, so hat mich gerade auch jemand genannt. Das packen Sie schon. Wie ich gehört habe, beschäftigen Sie sich auch mit Tai-Chi?«
Neva nickte. »Das mag ich sehr. Es entspannt einen so richtig.«
»Soviel ich weiß, ist es ein Ziel von Tai-Chi, einen ruhigen Geist zu entwickeln und sich der eigenen Umgebung voll bewusst zu werden.«
»Eine Menge Leute glauben, man lerne dabei, die äußere Welt zu vergessen. In Wirklichkeit bewirkt es das genaue Gegenteil.«
»Das wird Ihnen unten in der Höhle sehr helfen. Sie müssen sich Ihrer Umgebung ständig bewusst sein, genau registrieren, wo Sie schon gewesen sind, und immer vor Gefahren auf der Hut sein. Mit zunehmender Übung wird es einem zur zweiten Natur.«
»Bei unseren Klubtreffen haben wir über die verschiedenen Gangarten in einer Höhle gesprochen. Man sollte aufpassen, dass man nicht zu schnell ermüdet.«
»Das ist ein wichtiges Thema. Erschöpfung ist einer unserer Hauptfeinde. Denken Sie immer daran, beim Gehen Ihren Kopf möglichst hoch zu halten. In einer Höhle gibt es die natürliche Tendenz, vornübergebeugt zu gehen.«
»Mike erzählte mir, wir würden unsere Klubtreffen künftig im Museum abhalten.«
»Ich hielt das für eine gute Idee. Wahrscheinlich oben in der Gesteinsabteilung.«
Nach einer kurzen Pause fragte Neva: »Wer hat den Mann im Krankenhaus umgebracht? Diesen Everett Littleton, so hieß er doch?«
»Das ist immer noch offen. Die diensthabende Krankenschwester erinnert sich ganz schwach an einen Krankenpfleger, der die Intensivstation betreten haben soll. Mehr haben wir im Moment nicht. Garnett glaubt anscheinend, dass es Steven Mayberry war.«
»Und Sie?«
»Ich weiß es nicht. Er muss zumindest unerschrocken und umsichtig sein. Man könnte es wohl auch waghalsig nennen.«
»Everett Littleton hat die drei im Wald getötet?«
»So sieht es zumindest aus. Ich glaube, er wollte mir mitteilen, dass er sie hingerichtet habe, aber nun, da er tot ist, werden wir vielleicht nie die ganze Geschichte erfahren.«
»Hat er auch Chris, Kacie und Raymond umgebracht?«
»Auch das weiß ich nicht. Chief Garnett glaubt, dass sie entweder von Everett Littleton oder von Steven Mayberry ermordet wurden.«
»Also wurde aus Steven Mayberry, dem Forstwissenschaftsstudenten, Steve, der Super-Ninja-Serienkiller?«, wunderte sich Neva. »Vieles daran will mir einfach nicht in den Kopf.«
»Offensichtlich gibt es hier noch jede Menge offener Fragen. Aber unsere Arbeit ist jetzt getan. Wir haben alle Tatortspuren gesichert und ausgewertet und unsere Berichte abgegeben. Jetzt ist es Aufgabe der Polizei und des Staatsanwalts, den Fall zu lösen und jemandem den Prozess zu machen, wenn es dann noch jemanden geben sollte, dem man den Prozess machen kann.«
»So viele Tote und bisher noch keine einzige Anklage«, zog Neva ihr vorläufiges Resümee.
Mike Seger und ein ziemlich kräftiger junger Mann mit einem kurzen, zotteligen Bart warteten auf dem Bürgersteig vor Mikes Haus auf sie.
»Das ist Dick MacGregor«, sagte Mike. »Seinem Vetter gehört das Land, auf dem die Höhle liegt.«
»Ja, es ist meine Lieblingshöhle«, sagte MacGregor. »Hat Ihnen meine Karte gefallen? Ich habe damit bereits als Kind angefangen. Ich habe keine großen kartographischen Kenntnisse, deswegen habe ich sie auf meine eigene Art und Weise angefertigt.«
»Das einzig Wichtige an einer Karte ist, dass sie wiedergibt, was tatsächlich da ist«, sagte Diane.
Mike warf ihr einen prüfenden Blick zu, als er auf die Rückbank kletterte. Diane war durchaus zu Schmeicheleien bereit, wenn diese ihr Zugang zu
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