Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
dachte ich, dass es vor zwei Jahren um Tabakwaren gegangen sei. Ich bin mir aber sicher, dass damals etwas passierte und dass sie bis über beide Ohren drinsteckten. Vielleicht wollten sie auf eigene Rechnung handeln und sind dabei den falschen Leuten in die Quere gekommen. Hier kommt dann Alice Littleton ins Spiel. Sie war eine Studienanfängerin an der Uni von Pennsylvania, und sie stammte aus Georgia! Daran erinnerte sich wahrscheinlich Ashlyn Hootens Vater, als Sie ihn vorhin anriefen. Soweit ich weiß, war Alice ein kleines Südstaatenmädchen, das von diesen Großstadtgören aus New York wirklich beeindruckt war – obwohl Buffalo nun nicht gerade Manhattan ist. Das ist aber jetzt nicht gegen Südstaatler im Allgemeinen gerichtet.«
»Das habe ich auch nicht so aufgefasst.«
»Wie bereits erwähnt, musste ich mir die ganze Geschichte aus vielen einzelnen Informationen zusammenreimen. Alice wollte unbedingt dazugehören. Sie folgte Ashlyn und ihrer Clique wie ein kleines Hündchen überallhin. Als Ashlyn, Justin und Cathy in Schwierigkeiten gerieten, schickten sie die kleine Alice an ihrer Stelle mit einer Lieferung los. Dabei wurde sie getötet. Ashlyn und ihre Freunde sollen danach angeblich lammfromm geworden sein. Sie studierten jetzt wieder ganz eifrig und wurden richtig brave Kids. Ich glaubte, sie hätten tatsächlich ihre Lektion gelernt. Jetzt sieht es allerdings so aus, als ob sie sich danach noch tiefer reingeritten hätten. Diamanten. Du lieber Gott!«
Plötzlich kam Diane ein Gedanke. »Hatte Alice Littleton einen Bruder?«
»Steckt er da auch mit drin? Klar hatte sie einen Bruder. Everett Littleton. Deswegen weiß ich ja so viel von der ganzen Sache. Der arme Kerl fuhr ständig zwischen Pennsylvania und Buffalo hin und her und dann bis hinauf nach Ontario, um herauszufinden, was genau passiert war. Er wollte unbedingt, dass wir etwas gegen die Hootens unternehmen. Aber da war nichts, was wir tun konnten. Nichts davon war in unserem Amtsbezirk passiert. Manchmal würde ich wirklich gerne Leute aus grundsätzlichen Erwägungen heraus verhaften, aber das geht nun einmal nicht. Everett tat mir aufrichtig leid. Er war einige Jahre älter als seine Schwester Alice und hatte sie nach dem Tod ihrer Eltern aufgezogen.«
»Können Sie mir sagen, wie Everett aussieht?«
»Klar. Etwa ein Meter achtzig groß, braune Haare und Augen. Ungefähr zweiunddreißig Jahre alt. Er fährt einen Lastwagen, soweit ich mich erinnere, und zwar auf eigene Rechnung als Ein-Mann-Unternehmen.«
»Ich glaube, dass er Ashlyn und Justin Hooten und Cathy Chu umgebracht hat.«
»Was Sie nicht sagen! Dann hat er also das Gesetz in die eigenen Hände genommen. Die ganze Sache war von Anfang an eine einzige Tragödie.«
»Wenn ich Ihnen ein Bild schicke, könnten Sie ihn dann identifizieren?«
»Aber klar. Schicken Sie es mir einfach als E-Mail.« Er teilte ihr seine Adresse mit.
»Waren eigentlich noch andere Personen in diese Geschichte verwickelt?«
»Sie meinen neben den beiden Hooten-Kids und Cathy Chu? Ich weiß von keinen anderen. Könnte aber durchaus möglich sein. Warum?«
»An der Stelle, wo wir die Leichen gefunden haben, befand sich noch eine vierte, nicht verwendete Schlinge.«
»Eine Schlinge?«
»Ja, sie wurden erhängt.«
»Jesus, Maria und Joseph. Er machte es gleich richtig, alle Achtung. Vielleicht gab es da noch weitere Leute. Haben Sie eine Beschreibung?«
Diane wollte das bereits verneinen, als sie sich an ihren Angreifer erinnerte. Er hatte das richtige Alter, und seine Identität war unbekannt. »Er könnte ungefähr dasselbe Alter haben. Größe ungefähr ein Meter achtzig. Dunkles Haar. Muskulös. Neigt zu Gewalt. Aber er hatte vielleicht auch überhaupt nichts mit dieser Geschichte zu tun.«
»Ich kann mich einmal umhören. Ich muss sowieso mit den Eltern sprechen. Geben Sie mir Ihre Adresse, und ich schicke Ihnen die Röntgenbilder, die Zahnkarten und alles, was wir sonst noch bekommen können.«
Diane nannte ihm ihre Adresse im Kriminallabor, außerdem die Kontaktadressen von Chief Garnett und Sheriff Braden sowie Namen und Adresse des plastischen Chirurgen in Buffalo.
»Er hat die Röntgenaufnahmen von Ashlyn und Justin. Vielen Dank, dass Sie sich für mich Zeit genommen haben. Sie haben mir sehr geholfen.«
»Es war mir ein Vergnügen. Es tut mir nur leid, dass das Ganze für alle Beteiligten so schlecht ausgegangen ist. Haben Sie Everett schon gefasst?«
»Ja, es sieht so aus. Aber
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