Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
gestehen zu wollen, aber dann bricht er immer wieder vorher ab.«
»Also haben wir es mit einem Verrückten zu tun. Okay, ich lasse ab jetzt Ihre Wohnung überwachen. Vielleicht haben wir ja Glück. Ich rufe auch gleich Braden an.«
Ja, vielleicht haben wir Glück, und er rückt mir hier auf die Pelle, dachte Diane. Sie legte auf und dachte noch einen Moment über dieses Telefongespräch nach. Er wirkte überhaupt nicht gewalttätig. Er klang ganz ruhig. Aber viele Mörder wirken ganz ruhig. In der Tat ist es oft das Töten selbst, das sie beruhigt.
Sie schüttelte den Kopf. Sie wollte jetzt eine Zeit lang nichts mehr von Verbrechen hören. Sie nahm ihre Tasche und verließ ihr Büro. Vielleicht konnte sie heute Nacht endlich einmal durchschlafen.
Als sie bereits die halbe Eingangshalle durchquert hatte, schoss ihr plötzlich eine Idee durch den Kopf. Sie drehte sich um und fuhr mit dem Aufzug in den ersten Stock, in dem die Geologieabteilung des Museums lag. Wenn sie Glück hatte, würde noch jemand dort arbeiten.
Schon von weitem sah sie, dass im Erdwissenschaftssaal das Besucherlicht brannte, also musste noch jemand da sein.
Dieser Saal war ein regelrechtes Gewirr von Ausstellungsnischen und Trennwänden. Zuerst kam sie an einer Nische vorbei, die als Höhle gestaltet war. Nachbildungen von Stalagmiten schmückten den Eingang. Im Innern waren Stücke von echten Stalagmiten und Stalaktiten ausgestellt sowie Gipskristallformationen, die wie Schneeflocken aussahen. Außerdem gab es Schaukästen mit unterschiedlichen Höhleninhalten und die geologische Geschichte des Gebiets um Rosewood, eine Lehrtafel über die Vermessung von Höhlen, riesige Fotografien der wichtigsten Höhlen in den Vereinigten Staaten und eine virtuelle Tour durch die Lechuguilla- und die Carlsbadhöhlen. Diane mochte diese Ausstellung zwar, aber man musste sie dringend überarbeiten. Sie vermittelte nichts von der Schönheit und dem Geheimnisvollen, das solche Höhlen ausstrahlten und das sie immer wieder aufs Neue faszinierte. Sie ging an der Ausstellungsabteilung über Vulkane und Plattentektonik und der über den Wasserkreislauf vorbei in den danebenliegenden Gesteins- und Mineraliensaal.
Dessen Strahlen und Funkeln begeisterte Diane, sooft sie herkam. Im Zentrum stand eine dunkelpurpurne Amethystdruse, die so riesig war, das sie selbst in voller Größe hineingepasst hätte. Seitlich davon stand eine ähnlich große aufgeschnittene und polierte Achatdruse, die ganz mit Quarzstreifen durchsetzt war. Auch das Aussehen aller anderen ausgestellten Gesteine und Mineralien war so schön und beeindruckend wie ihre Namen – Quarzkristalle in allen Regenbogenfarben, die unterschiedlichsten Goldpyrite, Turmaline, Feldspate, Olivine und Spinelle. Der ganze Raum sollte auf die Besucher einen atemberaubenden Eindruck machen. Diane durchquerte den Raum und bewunderte dabei hier und da ein besonders schönes Stück, bis sie zur Edelsteinabteilung kam.
»Chefin. Was führt Sie denn hierher?«
Diane riss ihren Blick von der Ausstellungsvitrine los, die sie gerade betrachtet hatte. »Hallo, Mike. Machen Sie heute Überstunden?«
»Ich stelle einige Dünnschliffe für Dr. Lymon her.«
»Sie verstehen nicht vielleicht zufällig etwas von Edelsteinen, oder?«
»Meine Fachgebiete sind eigentlich die Sedimentstratigraphie und die Kristallographie. Aber tatsächlich kenne ich mich etwas mit Edelsteinen aus. Für welchen Stein interessieren Sie sich denn?«
»Diamanten.«
»Gute Wahl. Was genau möchten Sie wissen?«
Diane war froh, dass er ihr die Bemerkung über die Diamanten als beste Freunde eines Mädchens erspart hatte. Er hätte sie damit auch wirklich enttäuscht. »Sie sind teuer, nicht wahr?«
»Sie können sehr teuer sein. Das hängt von der Qualität ab. Der Wert eines Diamanten bemisst sich nach Schliff, Reinheit, Farbe und Karatgewicht. Bei Diamanten ist die Größe tatsächlich wichtig.« Er grinste. »Denken Sie daran, sich einen zu kaufen?«
»Ich brauche diese Information für meine Arbeit im Kriminallabor.«
»Großartig. Heißt das, dass ich bald forensische Edelsteinkunde als weiteres Fachgebiet angeben kann?«
»Das hängt davon ab, ob mir Ihre Auskünfte weiterhelfen.«
»Ich bin ganz Ohr, Chefin. Was möchten Sie wissen?«
»Ich möchte eigentlich wissen, ob die Person, die den Stein gekauft hat, sich diesen damals überhaupt leisten konnte. Ich vergaß allerdings die Besitzerin danach zu fragen, wie viel er gekostet
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