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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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rief er in der Absteige an.
    »Auf 8 D liegt ein Kranker. Kümmern Sie sich mal um den. Am besten rufen Sie einen Krankenwagen.«
    Auf der Heimfahrt überlegte er, wie er seinen Bericht für Sergeant Boone formulieren wollte; seiner Meinung nach hatte Ronald J. Bellsey mit dem Mord an Dr. Ellerbee wirklich nichts zu schaffen.
    Heiligabend am Nachmittag trafen die beiden Mädchen daheim bei Delaneys ein. Mary und Sylvia, zwei strotzende junge Damen, die auf die Mutter hinauszukommen schienen. Beim Anblick des Weihnachtsbaumes brachen sie in Jubelrufe aus.
    Kaum legte sich dieser Jubel, teilten sie ihren Eltern aber auch schon mit, dass sie am Abend bei Tisch fehlen würden; sie seien nämlich mit zwei ganz reizenden jungen Herren verabredet.
    »Was heißt hier junge Herren?« fragte Monica streng. »Wo habt ihr die kennengelernt?«
    Mutter und Töchter gerieten daraufhin in einen aufgeregten Wortwechsel, bei dem heftig gestikuliert wurde, und Delaney sah erheitert zu.
    Es kam heraus, dass die beiden Mädchen auf der Fahrt von Boston im Zug zwei reizende höhere Semester vom Brown-College kennengelernt hatten, die in Manhattan daheim waren und Mary und Sylvia zum Dinner ins ›Plaza‹ geladen hatten, von wo aus sie anschließend zu Händels Messias in die St.-Patricks-Kathedrale gehen wollten, dann noch in de Mitternachtsmesse.
    Monica jammerte; »Ihr kennt die beiden doch aber überhaupt nicht! Ihr gabelt in der Eisenbahn zwei wildfremde Männer auf und geht mit denen aus? Edward, verbiete ihnen das gefälligst! Wer weiß, was das für Unholde sind.«
    »Na, ich weiß nicht«, sagte er lässig. »Unholde pflegen selten die Mitternachtsmesse zu besuchen. Werdet ihr hier von ihnen abgeholt?«
    »Um acht schon«, sagte Sylvia, »einer von beiden leiht sich den Wagen seines Vaters aus.«
    »Du brauchst dich wirklich nicht zu sorgen, Mama, es sind zwei sehr respektable junge Männer. Sie haben tadellose Manieren.«
    »Richtig altmodische Kavaliere«, schwärmte Sylvia, »sie halten einem sogar die Tür auf!«
    »Ich schlage vor, ihr bittet sie auf einen Drink, wenn sie euch abholen kommen«, sagte Delaney. »Eure Mutter und ich werden sie in Augenschein nehmen, und wenn sie auf uns einen guten Eindruck machen, verschwindet ihr. Falls sich herausstellt, dass ihr es mit gierig sabbernden Unholden zu tun habt, fällt euer Ausflug ins Wasser.«
    »Es sind wirklich keine Unholde«, behauptete Sylvia, »im Gegenteil, sie sind eher schüchtern. Jedenfalls mussten Mary und ich den größten Teil der Unterhaltung in der Bahn bestreiten.«
    »Außerdem kommen Unholde nicht im Smoking«, kicherte Mary, »deshalb wird es höchste Zeit für uns, dass wir uns umziehen. Los, Sylvia, wir müssen noch auspacken.«
    »Nur zu«, versetzte Delaney mit gespielter Verbitterung, »geht nur euren egoistischen Vergnügungen nach. Eure Mutter und ich warten schließlich erst seit ein paar Monaten darauf, euch zu sehen, aber was macht das schon? Amüsiert euch im ›Plaza‹, esst Fasan und trinkt Champagner. Eure Mutter und ich bescheiden uns unterdessen mit Kartoffelsalat und Würstchen, wenn es hochkommt, genehmigen wir uns sogar ein Bier. Nehmt nur keine Rücksicht auf uns.«
    Die Mädchen schauten ihn entsetzt an, doch gleich darauf wurde ihnen klar, dass er scherzte, und sie umarmten und küssten ihn. Er half ihnen, die Koffer hinaufzutragen, und als er wieder herunterkam, sah er, dass seine Frau gerade den Kalbsbraten in die Röhre schob.
    »Was hältst du davon?« fragte sie besorgt.
    »Wir sehen uns diese ›jungen Herren‹ mal an«, meinte er achselzuckend, »immerhin wollen sie die Mädchen daheim abholen, das kann allemal als Positivum verzeichnet werden.
    Da klingelte es an der Haustür. »Wer kann denn das sein? Sag bloß nicht, die brünstigen Freier kommen schon drei Stunden früher.« Durch den Spion erblickte er jedoch einen livrierten Boten mit einem enormen Blumenbukett.
    Er öffnete.
    »Mr. und Mrs. Delaney?«
    »Ja.«
    »Ich wünsche ein schönes Fest.«
    »Ebenfalls.«
    Er unterschrieb den Lieferschein, gab dem Jungen einen Dollar Trinkgeld und schleppte das Arrangement in die Küche. »Jetzt sieh dir das mal an.«
    Das ist ja ein ganzes Blumenbeet! Soll das für die Mädchen sein?«
    »Nein. Angeblich ist es für die alten Herrschaften, für dich und mich.«
    Monica entfernte das Seidenpapier, mit dem die Blüten bedeckt waren, und bestaunte Nelken, Teerosen und Flieder, alles sehr kunstvoll arrangiert. »Was für eine

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