Die vierte Todsuende
arbeitet. Die anderen kenne ich nicht.«
»Na, dann wollen wir mal für Stühle sorgen - fünf sollten reichen.«
Die Stühle fanden sich in der Küche und im Wohnzimmer und wurden im Halbkreis vor Delaneys Schreibtisch aufgestellt. Auch an Aschenbecher wurde gedacht.
»Eigentlich wollte ich sie alle meine Protokolle über die Befragung der sechs Patienten lesen lassen«, sagte Delaney, »aber davon bin ich abgekommen. Ich möchte nicht, dass sie sich durch meine Beurteilung beeinflussen lassen. Wir weisen sie nur kurz ein, teilen jedem einen Verdächtigen zu und lassen sie machen. Mittags müssten wir spätestens so weit sein. Ihr beide sucht euch je drei der Neuen aus, die ihr dirigieren wollt, und je nachdem, wie sich das anlässt, könnt ihr in den nächsten Tagen wechseln.«
Kurz vor neun trafen die ersten ein. Boone nahm sie in Empfang und zeigte ihnen, wo sie ihre Mäntel lassen konnten. Dann führte er sie ins Arbeitszimmer und machte sie mit Jason und Delaney bekannt. Um 9 Uhr 15 war auch der letzte eingetrudelt, und Boone schloss die Tür. Delaney verzichtete auf seine Brille, fest davon überzeugt, dass ein kommandierender General mit Brille einfach unglaubhaft wirkt; er empfand das als Merkmal körperlicher Schwäche, die er verbergen wollte.
Er begann dann auch in forschem Ton: »Mein Name ist Edward X. Delaney, ehemals Reviervorsteher im 251. Revier, später Chef der Kriminalpolizei bis zu meiner Pensionierung. Es dürfte Ihnen bekannt sein, dass ich auf Wunsch des stellvertretenden Commissioners dem derzeit diensttuenden Chefinspektor Suarez bei den Ermittlungen in der Mordsache Ellerbee behilflich bin. Der Fall ist Ihnen allen vertraut.«
Alle nickten.
»Gut. Ich brauche also die Einzelheiten hier nicht zu wiederholen. Übrigens, falls Sie möchten, dürfen Sie rauchen.«
Er wartete, bis einige Zigaretten brannten. Ein gewisser Brian Estrella, dürr wie eine Bohnenstange, stopfte umständlich seine Pfeife.
Delaney kündigte an, erster Auftrag seiner »Sonderkommission«, wie er sich ausdrückte, sei die Überprüfung von sechs ehemaligen Patienten des Ermordeten, die bereits ein- oder mehrmals gewalttätig geworden seien. Er betonte, es handele sich nicht eigentlich um Verdächtige, sondern eher um Personen, die zu überprüfen sich lohnen könne. Möglich sei, dass man sich später mit weiteren ehemaligen Patienten Ellerbees werde befassen müssen.
»Als erstes sollten Sie feststellen, ob die Betreffenden polizeibekannt sind oder vorbestraft.«
Nach einer Weile fuhr er fort, werde möglicherweise jedem der Anwesenden einer der sechs Patienten fest zugeteilt, doch zunächst werde man ihnen willkürlich täglich jemand anderen zuweisen, mit dem sie sich zu beschäftigen hätten.
»Dies geschieht in der Hoffnung, dass es Ihnen gelingt, denjenigen Patienten zu finden, zu dem Sie den besten Kontakt herstellen können, der also beispielsweise zu einem von Ihnen freier spricht, mehr aus sich herausgeht als gegenüber den anderen. Und jetzt will ich Ihnen näher beschreiben, was das für eine Art Leute sind, mit denen Sie es zu tun haben.«
Er sah befriedigt, dass alle ihre Notizbücher und Kugelschreiber zückten, und gab dann eine kurze Darstellung der Krankengeschichten der sechs Patienten. Als er damit am Ende war, wandte er sich an Boone: »Haben Sie noch was anzufügen, Sergeant?«
»Nicht, was die Personen betrifft, Sir, aber ich möchte auf den Hammer hinweisen…«
»Das wollte ich eben tun.«
Die Mordwaffe, so Delaney, sei höchstwahrscheinlich ein Treibhammer, bislang unauffindbar, und keiner der Befragten habe angegeben, einen zu besitzen. Die Suche nach diesem Hammer sei ein wichtiger Teil ihres Auftrages. Ferner erwähnte er die beiden Sorten Fußabdrücke und wies seine neuen Helfer an, ausdrücklich nach Überschuhen, Stiefeln, Galoschen oder sonstiger schützender Fußkleidung zu fragen.
»Können Sie die Schuhgrößen feststellen, um so besser. Die Abdrücke wurden fotografiert, und die Bilder sind hier einzusehen. Sonst noch was, Boone?«
»Nein, Sir.«
»Sie Jason?«
»Nein, Sir.«
»Wie steht es mit Ihnen?« wandte er sich an die anderen, »irgendwelche Fragen?«
Die Detektivin Helen K. Venable hob die Hand. »Sind all diese Leute als… als geistesgestört zu betrachten, Sir?«
Es folgte amüsiertes Kichern, doch Delaney verzog keine Miene. »Ihre Aufgabe erfordert von Ihnen nicht nur Geduld, sondern auch viel Einfühlungsvermögen. Es kann gut sein, dass Ihr
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