Die vierte Zeugin
Titel:
Die vierte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Tanja u.a. Kinkel
,
Oliver Pötzsch
,
Martina André
,
Peter Prange
,
Titus Müller
,
Heike Koschyk
,
Lena Falkenhagen
,
Alf Leue
,
Caren Benedikt
,
Ulf Schiewe
,
Marlene Klaus
,
Katrin Burseg
Wirtin?«
Erschrocken fuhr sie herum. In der Tür standen zwei hünenhafte Männer, den ernsten Blick auf sie gerichtet.
»Fragt wer?« Sie stemmte die Hände in die ausladenden Hüften.
»Die Büttel des Stadtvogts von Köln«, entgegnete der größere der beiden. Es klang barsch. »Also?« Er blickte sie fordernd an.
Ursel streckte das Kinn vor. Als gestandene Wirtin wusste sie, wie sie mit Kerlen umzugehen hatte. Doch sich mit Stadtbütteln anzulegen, war alles andere als klug. Schnell setzte sie ein gewinnendes Lächeln auf.
»Ja, ich bin Ursel Rumperth, Wirtin dieses Hauses. Wie kann ich euch helfen?«
»Kennst du einen Flussschiffer namens Clewin?«
Sie zögerte. »Ich kenne viele Leute.«
»Das hat er dich nicht gefragt«, mischte sich der andere ein.
»Was wollt ihr von Clewin?«
»Er soll bei dir wohnen.«
»Sagt wer?«
»Weib, ich verliere langsam die Geduld mit dir. Zeig uns seine Schlafstatt.«
»Clewin wohnt nicht mehr bei mir.«
»Wir wollen deine Zimmer sehen.«
Wieder stemmte sie die Hände in die Hüften. »Hat der Stadtvogt euch aufgegeben, so unverschämt zu sein? Ich habe derzeit nur einen Gast, damit ihr’s wisst. Und nicht einmal der ist hier, sondern wie ganz Köln beim Prozess.«
»Der Prozess ist soeben abgebrochen worden. Wir wollen die Zimmer sehen«, wiederholte der Büttel ungerührt.
Die Wirtin schluckte ihre Wut herunter. Es würde nichts nützen, sich gegen den Befehl aufzulehnen. Je schneller sie die Kerle wieder aus der Schänke bekam, desto eher kehrte Ruhe ein. Sie ging in den Nebenraum, nahm die Schlüssel für die Kammern vom Holzbrett und bedeutete den Männern mit einem Wink, ihr zu folgen. Schweigend stapfte sie die Stufen hinauf und machte im oberen Flur Halt. »Ich habe nur drei Kammern. Eine davon bewohne ich selbst.«
»Sperr uns auf, damit wir einen Blick hineinwerfen können.«
Ursel verzog das Gesicht. »Bitte sehr, dann werde ich euch öffnen.«
Sie schloss auf, trat zur Seite, wartete, bis die Büttel jeden Winkel des Raumes überprüft hatten, sperrte wieder ab und ging zum nächsten Zimmer. Die Einrichtung dort war spärlich, und nur durch ein Kleid, das auf einem Schemel neben dem Bett lag, konnte man ausmachen, dass es sich um Ursels Schlafstube handelte. Als sie bei der dritten Kammer angelangt waren, zögerte Ursel. »Hier wohnt mein derzeitiger Gast. Es behagt mir nicht, euch einfach Zutritt zu gewähren. Wenn ihr es wagen solltet, auch nur ein Teil anzufassen, werde ich mich gewaltig über euch beschweren.«
»Schließ auf und lass uns nachsehen. Wenn Clewin nicht darin ist, hast du nichts zu befürchten.«
Ursel wollte noch eine Bemerkung machen, beließ es aber dabei und drehte den Schlüssel herum. Mit einem Ruck drückte sie die Klinke hinunter. Die Tür ließ sich nicht öffnen. Mit einem nervösen Lächeln blickte sie die Büttel an.
»Was ist? Machst du nun auf?«
»Ich versuche es ja. Sie klemmt. Schon hundert Male wollte ich das in Ordnung bringen lassen.«
Barsch schob einer der beiden Männer sie beiseite. »Gnade dir, wenn du uns in die Irre zu führen versuchst.«
»Aber ich …« Weiter kam Ursel nicht. Mit einem kräftigen Stoß brachte der Büttel die Tür zum Aufschnellen.
»Kein Grund, gleich das Holz aus dem Rahmen zu schlagen«, maulte Ursel leise. Sie trat hinter den Männern ein, die den Raum mit festen Schritten durchmaßen. Mehrfach bückten sie sich, um auch den hintersten Winkel nicht undurchsucht zu lassen. Der eine warf dem anderen einen Blick zu und zuckte mit den Schultern.
»Habe ich es euch nicht gesagt?« Ursel setzte ein triumphierendes Lächeln auf.
Rasch verschloss sie die Tür, kaum dass die Büttel herausgetreten waren.
»Wann hast du diesen Clewin zuletzt gesehen?«
»Ist schon länger her«, sagte die Wirtin und stieg die Treppe hinab. »Meine Schänke steht die ganze Zeit sperrangelweit offen. Lasst uns unten sprechen, wenn ihr noch etwas wollt.«
Im Erdgeschoss angekommen, erwartete Ursel, die beiden nun loszuwerden. Als jedoch keiner von ihnen Anstalten machte, die Wirtschaft zu verlassen, hob sie in fragender Geste die Hände. »Ist noch etwas?«
»Hast du eine Ahnung, wo dieser Clewin sich aufhalten könnte?«
Ursel zögerte. »Ich weiß es nicht sicher, doch sonst ist er oft im Hafen untergekommen, bei einer Witwe namens Else.«
Gerade wollte sie das Haus beschreiben, als der größere der beiden Büttel die Hand hob. »Du wirst mit uns kommen und uns zeigen, wo sie
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