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Die vierte Zeugin

Die vierte Zeugin

Titel: Die vierte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja u.a. Kinkel , Oliver Pötzsch , Martina André , Peter Prange , Titus Müller , Heike Koschyk , Lena Falkenhagen , Alf Leue , Caren Benedikt , Ulf Schiewe , Marlene Klaus , Katrin Burseg
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ausgestrecktem Arm auf Frau Imhoff gedeutet und gesagt, man solle doch einmal die Beklagte fragen, wofür sie dem einäugigen Clewin Geld gegeben habe, wenn man schon von Mord an Andreas Imhoff spreche. Du kennst ihn doch auch, diesen Clewin, oder? Er war schon einmal hier. Ein übler Geselle, dem ich alles zutraue. Da habe ich mich schon gefragt, was eine wie die Imhoff mit so einem Beutelschneider zu tun hat. Und ich war nicht der Einzige im Gerichtssaal, das kannst du mir glauben.«
    Ursel erstarrte. Sofort musste sie wieder an die Geschichte denken, die Clewin ihr erzählt und die sie wiederum dem Vogt berichtet hatte. Was hatte der Vogt damit gemeint, als auch er von Geld sprach, das Agnes Clewin gegeben haben soll? War es der Lohn für eine Mordtat? Blutgeld?
    »Das ist ja ungeheuerlich!«, platzte es unvermittelt aus ihr heraus. »Und der Anwalt des Engländers? Was hat der dazu gesagt?«
    »Dieser Bellendorf? Nun, dem schien das gut in den Kram zu passen. Er hat gefordert, den Tod von Andreas Imhoff eingehend zu untersuchen und nach weiteren Hinweisen zu forschen. Auch dein Name ist gefallen, Ursel«, fügte Urban leise hinzu.
    Erschrocken schlug die Wirtin die Hand vor den Mund. Jetzt ergab das alles einen Sinn. »Der Kerl hat es tatsächlich gewagt, Agnes Imhoff als Mörderin zu bezeichnen? Und das Gericht hat ihm geglaubt?«
    Rudolf Urban nickte.
    »Und ihr Anwalt hat es ihm durchgehen lassen?«
    Rudolf zuckte mit den Achseln. »Ja. Jetzt, wo du es ansprichst, fällt es mir auch auf. Aber gewiss wird der alte von Homburg wissen, wie man eine solche Sache anzugehen hat. Außerdem scheint dieser von Küffen auf Agnes’ Seite zu stehen.«
    »Von Küffen? Habe noch nie von ihm gehört.«
    »Ein junger Mann, noch keine zwanzig und von hagerer Gestalt. Aber er scheint blitzgescheit zu sein. Er ist der ehemalige Assistent von Mathis von Homburg. Er war es, den man des Gerichtes verwiesen hat, weil er sich zu sehr einmischte. Einige Male ist er damals gar aufgesprungen und hat sich direkt an Bellendorf gewandt. Sehr zum Ärger seines Meisters, der ihn ein ums andere Mal an der Jacke gezerrt und ihm bedeutet hat, wieder seinen Platz einzunehmen, bis sie ihn schließlich rausgeschmissen haben.«
    »O je, die arme Agnes. Auch noch einen Heißsporn an ihrer Seite, der womöglich das Hohe Gericht gegen sie aufgebracht hat.«
    »Ich weiß nicht.« Urban rieb sich nachdenklich das Kinn. »Wenn du mich fragst, hat sich die Imhoff den ganzen Schlamassel selbst eingebrockt.«
    Ursel war unbehaglich zumute. Wieder musste sie an die Geschichte des einäugigen Clewin denken. Sie passte aufs Haar zu dem, was Charman ausgeführt hatte. Oder hatte der Seemann womöglich im Auftrag ebendieses Engländers gehandelt und den Nährboden für dessen Falschaussage bereitet? War Clewin der von Richard Charman gedungene Mörder von Andreas Imhoff und sie, Ursel, selbst auf eine List hereingefallen, als sie ihr Wissen bedenkenlos an den Vogt weitergetratscht hatte? Ihr wurde immer unwohler in ihrer Haut.
    »Es sieht nicht gut aus für deine Frau Imhoff«, durchbrach Rudolf Ursels Schweigen.
    »Aber ich bitte dich, Rudolf!«, fuhr diese auf. »Du kennst sie doch ebenso gut wie ich. Ja, ich gebe zu, um die Ehe mit Andreas war es nicht zum Besten bestellt, und Herr Imhoff war kein guter Mann und Vater. Aber nie und nimmer hätte sie ihn umgebracht oder jemanden dafür bezahlt. Das traue ich ihr nicht zu.«
    »Nur wird sie das jetzt vor Gericht beweisen müssen.« Der Zimmermann leerte den Krug.
    »Gibst du mir noch eines, Ursel? Aber diesmal zahl ich’s dir. Und wenn du magst, schenk dir auch eins auf meine Kosten ein.«
    Die Wirtin nahm das Gefäß und schöpfte eine weitere Portion aus dem dampfenden Topf, der über der kleinen Feuerstelle hing. Für sich selbst füllte sie etwa die halbe Menge in einen Krug, dann wandte sie sich wieder ihrem Gast zu.
    »Ursel, was ist mit uns? Bekommen wir nichts mehr?« Einer der Männer war aufgestanden und stellte vier leere Krüge vor Ursel ab.
    »Aber Hans, hier ist noch keiner verdurstet. Setz dich wieder hin. Ich bring euch gleich das Bier.«
    Rasch füllte sie die Gefäße auf und trug sie hinüber.
    »Du siehst heut wieder zum Anbeißen aus.« Hans holte mit dem Arm aus und war nahe daran, seine Hand auf ihr Hinterteil niedersausen zu lassen. Doch Ursel gebot ihm mit barscher Stimme Einhalt.
    »Wenn du es wagst und mich anpackst, schütt’ ich dir das heiße Bier über den Kopf und du fliegst

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