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Die Violine des Teufels

Die Violine des Teufels

Titel: Die Violine des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Gelinek
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nichts enthielt, warf er sie wütend in die Ecke und rief: »Weißt du was? Je länger das hier dauert, desto weniger kann ich glauben, dass du zwar genau weißt, wo dein Personalausweis ist, aber nicht, wo der Reisepass ist. Mal sehen, ob ich deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen kann.«
    Rescaglio nahm die Schere, die er sich wie eine Machete an den Gürtel gehängt hatte, doch da klingelte das Telefon.
    »Das ist mein Vater«, sagte Gregorio, als er die Nummer im Display sah.
    »Sehr gut, ich gehe ran. Ich hab’s dir ja schon mal gesagt, aber ich sag’s noch einmal: Kein Wort, bis ich es dir sage. Verstanden?«
    Gregorio nickte.
    Rescaglio nahm ab und wartete, um sicherzugehen, dass der Anrufer wirklich Perdomo war.
    »Gregorio?« Im Hintergrund war Verkehrslärm zu hören, allerdings nicht besonders laut. Sicherlich saß der Inspector im Auto.
    »Gregorio ist hier bei mir, Inspector Perdomo, beruhigen Sie sich.«
    »Wer spricht da? Wer sind Sie?«
    »Ich bin Ihr Mann, Inspector, Andrea Rescaglio. Erlauben Sie mir, Ihnen dazu zu gratulieren, wie Sie den Fall Ane Larrazábal gelöst haben. Im Gegenzug erwarte ich allerdings, dass Sie auch mein Talent anerkennen, mich in dieser komplizierten Situation in eine hervorragende Ausgangsposition zu bringen.«
    »Wovon reden Sie da?«, fragte Perdomo verdutzt. Doch noch während er die Frage aussprach, begriff er, dass Rescaglio der Kopf hinter dem Verbrechen war, auch wenn ihm das Motiv noch nicht klar war. Dennoch erschien es ihm am klügsten, sich dumm zu stellen.
    »Im Ernst, ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Sie reden.«
    Rescaglio schwieg und wägte Tonfall und Wortwahl des Polizisten ab. Er kam zu dem Schluss, dass ihm kein Wort zu glauben war.
    »Kommen Sie, Inspector, beleidigen Sie nicht meine Intelligenz. Georgy hat sich sofort mit mir in Verbindung gesetzt, als er den Anruf des Erpressers erhielt. Denn zuerst dachten wir beide, dass er das war: ein Erpresser. Wir dachten an einen Musikerkollegen oder einen Angestellten des Auditorio, der am Abend des Mordes etwas gesehen oder zu sehen geglaubt hatte. Aber als ich heute Morgen im Radio hörte, dass es sich um eine Falle der Polizei handelte, wusste ich sofort, dass ich auch in Gefahr bin. Ich weiß nicht, was Georgy Ihnen vor seinem Tod noch alles erzählt hat, aber es würde mich doch sehr wundern, wenn er nicht meinen Namen erwähnt hätte.«
    »Sie irren sich, Rescaglio. Er hat nur gesagt: ›Sie wäre sowieso gestorben.‹ Mehr nicht. Vielleicht können Sie uns ja erklären, was er damit sagen wollte.«
    »Mir wäre es lieber, Sie würden das selbst herausfinden, vorzugsweise, wenn ich bereits außer Landes bin. Ich haue nämlich ab, Inspector. Und wenn Sie erst meinen Fluchtplan hören, wird er Ihnen genial erscheinen, da bin ich sicher. Oder wissen Sie etwa nicht, dass wir Musiker Experten in der Kunst der Fuge sind? In Bach-Fugen natürlich. Sie können doch Latein? Fuga – Flucht?«
    Perdomo hatte den Eindruck, dass sein Gesprächspartner ein nervöses Lachen unterdrückte, aber vielleicht war es ja nur ein Hustenanfall.
    »Wie sind Sie in meine Wohnung gekommen? Wie haben Sie herausbekommen, wo ich wohne?«
    »Ich sehe schon, Gregorio hat Ihnen nichts von unserer zufälligen Begegnung neulich erzählt. Wahrscheinlich weil er Ihnen dann auch hätte erzählen müssen, dass er immer noch in der Metro spielt, obwohl Sie ihn ausdrücklich gebeten hatten, es nicht mehr zu tun.«
    Beschämt senkte Gregorio den Blick.
    »Ich will mit meinem Sohn sprechen, jetzt sofort. Holen Sie ihn ans Telefon!«
    »Ich gebe hier die Befehle, Perdomo. Ich werde Ihnen jetzt kurz die Situation erläutern. Gregorio und ich machen eine kleine Reise nach Tokio, für die wir den Reisepass des Jungen benötigen. Können Sie sich vorstellen, dass er nirgends zu finden ist, obwohl wir überall in der Wohnung gesucht haben?«
    »Ich verlange, mit Gregorio zu sprechen. Er soll mir selbst sagen, dass es ihm gutgeht.«
    Rescaglio deckte die Sprechmuschel ab und wandte sich in strengem Tonfall an den Jungen.
    »Sag ihm, dass es dir gutgeht und ich dich nur dann am Ende der Reise freilasse, wenn ihr beide tut, was ich sage.«
    Gregorio wollte den Hörer ergreifen, aber Rescaglio ließ es nicht zu, sondern bedeutete ihm, er werde ihn für ihn halten.
    »Papa?«, fragte Gregorio mit bebender Stimme.
    »Geht es dir gut, Junge?«
    »Ja, aber er hat eine Schere.«
    »Und es wäre wirklich sehr bedauerlich, wenn ich sie gegen

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