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Die Violine des Teufels

Die Violine des Teufels

Titel: Die Violine des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Gelinek
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Mal kurz und nicht ein Mal lang.
    »Wer ist da?«, fragte er.
    »Master and Commander!«
    Gregorio erkannte Andrea Rescaglios Stimme auf Anhieb, doch er wollte ganz sichergehen.
    »Andrea, bist du das?«
    »È arrivato Boccherini!«, erwiderte der andere in heiterem Ton. »Mit Cello und allem Drum und Dran.«
    Es irritierte Gregorio, dass Rescaglio plötzlich unangekündigt bei ihm zu Hause erschien, und so sah er zunächst noch durch den Spion.
    Tatsächlich erblickte er das unverwechselbare Gesicht des Cellisten, wenn auch ein wenig verzerrt durch das dicke Glas. Rescaglio schien zu spüren, dass der Junge ihn beobachtete, und winkte mehrfach.
    Da öffnete Gregorio ihm die Tür, und sofort wusste er, dass etwas nicht stimmte.
    Der Italiener hielt eine Schere in der rechten Hand – dieselbe, mit der er einige Tage zuvor die überhängenden Saiten an seiner Geige gekürzt hatte.
    »Hol deinen Pass, wir verreisen«, befahl er Gregorio in einem Ton, der dem Jungen das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Er schubste ihn in den Flur und schloss behutsam die Wohnungstür. Dann verriegelte er die Tür und legte obendrein die Kette vor. Das Cello trug er wie einen Tornister an zwei Riemen auf dem Rücken, und in der linken Hand hielt er einen Geigenkasten. Gregorio bekam Angst. Er versuchte zu scherzen.
    »Und die Geige? Ist die ein Geschenk für mich?«
    Rescaglio lächelte, legte den Geigenkasten auf einen Tisch und verpasste Gregorio ohne Vorwarnung eine kräftige Ohrfeige. Obwohl er so wuchtig zugeschlagen hatte, dass sich seine Hand in Gregorios Gesicht abzeichnete, verspürte der Junge eher Empörung als Schmerzen, aber sein Überlebensinstinkt sagte ihm, dass er sich die Wut, die nun in ihm aufstieg, nicht anmerken lassen durfte.
    »Ich bin nicht in Stimmung für solchen Blödsinn«, sagte Rescaglio kurz angebunden. Er hatte die Stimme nicht erhoben, was in den Ohren des Jungen umso furchterregender klang.
    »Such auf der Stelle deinen Pass, sonst wird es dir richtig, richtig schlecht ergehen, das schwöre ich dir.«
    Er hätte dem Jungen nicht erst die Schere vor die Nase halten müssen; Gregorio wusste auch so, wie die Drohung gemeint war. Ein unbeteiligter Beobachter hätte Gregorios Erwiderung unter diesen Umständen für sehr mutig gehalten.
    »Ich weiß nicht, wo er ist.«
    Zwar ahnte er, dass er womöglich gleich sehr ernsthafte Schwierigkeiten bekommen würde, da er Rescaglios Anordnung nicht befolgen konnte, aber was sollte er tun? Er sagte ja die Wahrheit. Sicher, sein Vater hatte ihm zwei Monate zuvor mit Hilfe seiner Kontakte im Polizeipräsidium in Rekordgeschwindigkeit einen Reisepass besorgt, weil sie eine Reise nach New York geplant hatten, zu der es dann doch nicht gekommen war. Aber der Junge wusste nicht einmal, ob der Pass schon hier in der Wohnung war oder noch irgendwo in einer Schublade im Büro seines Vaters lag.
    Er hob die Hände, um sich verteidigen zu können, falls Rescaglio ihm noch eine Ohrfeige verpassen wollte. Doch der sagte, nunmehr in freundlicherem Ton: »Schon gut. Hol deine Geige.«
    Der Junge gehorchte auf der Stelle und reichte Rescaglio sein Instrument.
    »Glaubst du, ich bewahre den Pass in der Geige auf?«
    Anstelle einer Antwort packte Rescaglio die Geige am Hals und schlug sie mehrfach gegen eine Stuhlkante. Die Geige gab einige einzelne Misstöne von sich und landete schließlich auf dem Boden, ein irreparabler Trümmerhaufen.
    »Du Arschloch!«, brüllte Gregorio. Vor Wut und Ohnmacht traten ihm die Tränen in die Augen. »Das war die Geige, die mein Vater mir gerade gekauft hat!«
    »Gregorio, ich will dir nicht weh tun«, warnte Rescaglio ihn im selben eisigen Ton, in dem er schon die ganze Zeit sprach. »Aber wenn du nicht tust, was ich sage, dann mache ich mit der ganzen Wohnung dasselbe, was ich eben mit deiner Geige gemacht habe. Oder besser noch, ich fackele sie einfach ab. Willst du das? Dass ich eure Wohnung abfackele? Willst du, dass alles, was hier drin steht, in Flammen aufgeht? Mal sehen.« Er ließ den Blick über die Gegenstände schweifen, die auf der Anrichte standen. »Was haben wir denn da? Einen Tauchpokal?« Rescaglio ergriff eine scheußliche Messingskulptur, die einen Taucher unter einer gewellten Meeresoberfläche darstellen sollte und einen teuflisch schweren Marmorsockel besaß. Rescaglio las die Aufschrift laut vor: » First Prize – Scuba Contest Sharm el-Sheik: Juana Sarasate. Wow, du hast eine Meisterin im Tauchen zur Mutter,

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