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Die Violine des Teufels

Die Violine des Teufels

Titel: Die Violine des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Gelinek
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Augenblick noch einmal durchleben.
    »Vielen Dank. Diese Arie aus der Matthäuspassion ist in einem Tempo, das ich trotz meines vorgerückten Alters noch bewältige. Aber die Teufelstrillersonate ist für jemanden mit beginnender Parkinsonkrankheit wie mich eine ganz andere Sache. Zum Glück habe ich Studenten, die das Stück absolut zufriedenstellend spielen können, so dass ich mich darauf beschränken kann, ihnen von hier unten aus ein wenig Rat zukommen zu lassen. Aber jetzt haben Sie hoffentlich gute Neuigkeiten für mich, mit denen ich Anes Mutter den Tag versüßen kann, wenn ich nach Hause komme.«
    »Die Ermittlungen haben gerade erst begonnen, aber wir haben schon einen großen Schritt nach vorn getan«, sagte Perdomo. Villanueva hielt sich diskret im Hintergrund, wie sein Chef es ihm beim Verlassen des Hotels aufgetragen hatte.
    »Die arabische Aufschrift – das habe ich in der Presse gelesen. Bei der Vorstellung, dass dieser Kerl meiner Tochter noch Blut abgenommen hat, nachdem er sie erdrosselt hatte, dreht sich mir der Magen um!«
    Dem Inspector schoss der Gedanke durch den Kopf, dass es umgekehrt viel schrecklicher gewesen wäre, aber jetzt war selbstverständlich nicht der rechte Augenblick, dem trauernden Vater so etwas zu sagen.
    »Señor Larrazábal, es gibt eine Hypothese, der wir noch nicht nachgegangen sind, die wir aber nicht ausschließen dürfen. Ich meine die Möglichkeit, dass der Täter den Mord mit dem Raub bemänteln will.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Es ist natürlich möglich, dass der Mörder Ihre Tochter ausschließlich deshalb getötet hat, um in den Besitz der Geige zu gelangen, denn es handelt sich ja um ein sehr wertvolles Instrument. Aber was, wenn er eigentlich nur Ihre Tochter ermorden wollte, und es auch getan hätte, wenn die Violine nicht da gewesen wäre?«
    »Aber das ist doch absurd, wer sollte mein Mädchen töten wollen? Das Einzige, was sie in ihrem Leben getan hat, ist, Musik in alle Winkel der Welt zu tragen.«
    »Um diese Frage zu klären, sind wir ja heute hier. Ich würde gerne mit Ihnen über den engsten Kreis Ihrer Tochter sprechen, angefangen bei ihrem Verlobten, Señor Rescaglio.«
    »Ein sehr netter Bursche und ein sehr guter Cellist. Er kommt übrigens heute Nachmittag nach Vitoria, denn als er zum letzten Mal hier bei meiner Tochter war, hat er ein paar Sachen hiergelassen, weil er dachte, er würde nicht lange fort sein.«
    »Ein paar Sachen? Könnten Sie das etwas genauer formulieren?«
    »Partituren und Bücher. Manchmal brachten er und Ane ihre Instrumente mit und spielten zu Hause improvisierte Duette.«
    Perdomo musste an Galdóns Theorie vom Verbrechen aus Leidenschaft denken und beschloss, sich genauer nach Rescaglio zu erkundigen.
    »Señor Larrazábal, sind Sie sicher, dass es in der Beziehung zwischen Ihrer Tochter und Señor Rescaglio keine Brüche, keine rätselhaften Knicke gab?«
    »Ich habe sie natürlich streiten sehen, wie es alle Paare tun, aber auch ich zanke mich noch nach über vierzig Ehejahren mit meiner Frau, denn es gibt keine Frau, die ihren Mann nicht ab und an mal wahnsinnig macht.«
    »Und ist Ihnen aufgefallen, dass sie sich in den letzten Monaten mehr oder heftiger gestritten hätten?«
    »Wenn ich ehrlich sein soll, würde ich eher sagen, es war umgekehrt, das habe ich auch zu meiner Frau gesagt: Andrea war so aufmerksam und anhänglich gegenüber meiner Tochter wie nie zuvor.«
    »Das ist ja interessant. Können Sie sich das irgendwie erklären?«
    »Vermutlich lag es daran, dass sie endlich einen Hochzeitstermin festgelegt hatten. Sie wollten Ende September heiraten.«
    Villanueva bedeutete Perdomo mit einer Geste, er wolle sich einen Moment zurückziehen, um einen Anruf zu tätigen. Er hatte beschlossen, Galdón Rescaglios Besuch in Vitoria sofort zu melden. Perdomo gab ihm mit einem kaum merklichen Nicken die Erlaubnis und fuhr mit der Befragung fort.
    »Unter welchen Umständen lernten Ihre Tochter und Rescaglio sich kennen, und seit wann waren sie zusammen?«
    »Hmmm. Ich glaube, sie sind zusammen, seit sie vierzehn waren. Meine Frau könnte Ihnen das genauer sagen, aber ich meine, sie hätten sich in einer Arztpraxis hier in Vitoria kennengelernt, weil beide an Mononukleose leiden. Das ist eine sehr unangenehme Krankheit, und die beiden fingen an, sich darüber auszutauschen, wie man sie besser ertragen kann.«
    Perdomo hatte bereits sein Notizbüchlein gezückt. Für gewöhnlich schrieb er, wenn er sich bei

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