Die Virus-Waffe
Kabi-
nendachs. Die Passagierkabine hatte einmal sechs Sitze ge-
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habt, von denen jedoch nur noch fünf in ihren Befestigun-
gen auf dem Kabinenboden saßen. Der sechste lag auf der
Seite etwa zweihundert Meter weiter auf dem Meeresbo-
den, circa neunzig Fuß unter der Oberfläche. Diesen Sitz
und seinen gruseligen Passagier hatte Aristides zuerst ge-
funden.
Jetzt starrten ihn drei skelettierte Gestalten teilnahmslos
von ihren Sitzen an, auf denen sie mehr als dreißig Jahre
lang gehockt hatten. Er richtete nacheinander den Strahl
seiner Lampe auf sie. Ihre Kleidung war zum größten Teil
verschwunden, ebenso wie ihr Fleisch und der Stoff ihrer
Sitze. Die beiden Leichen direkt neben ihm waren zusam-
mengesunken, aber eine dritte, am Ende der Kabine, saß
immer noch unnatürlich aufrecht auf ihrem Sitz.
Aristides bekreuzigte sich und schwamm vorsichtig in
die Kabine hinein. Er vermied es, die beiden ersten Lei-
chen zu berühren, bis er die dritte besser sehen konnte. So-
fort wurde ihm der Grund für deren unnatürliche Haltung
klar. Ein großer Metallsplitter, vermutlich Aluminium, der
offenbar aus dem Rumpf des Flugzeugs gerissen worden
war, hatte die Rückenlehne des Sitzes durchdrungen und
steckte zwischen zwei Halswirbeln der Leiche.
Aristides beschrieb in der Mitte der zerstörten Kabine
langsam einen Kreis, während er mit dem Blick dem
Lichtkegel der Lampe folgte und nach etwas Wertvollem
oder Interessantem suchte. Als der Strahl zwischen zwei
Sitzrahmen fiel, hielt Aristides inne und betrachtete den
dunklen, unförmigen Gegenstand zwischen den Seealgen
und den Trümmern auf dem Boden der Kabine.
Vorsichtig bewegte er sich auf dieses Objekt zu, nahm
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die Lampe in die Linke und streckte seinen rechten Arm
aus. Er stieß den Gegenstand behutsam an, der daraufhin
ein Stück über den Boden rutschte. Dann zog er ihn zu
sich und betrachtete ihn genauer. Er schien aus verrotte-
tem Leder zu bestehen und sah aus wie eine Arzttasche.
Aristides klemmte die Lampe sorgfältig am Boden fest,
sodass sie die Tasche beleuchtete, und zog sein schweres
Tauchermesser aus der Scheide an seiner rechten Wade.
Während er die Tasche mit der Linken festhielt, rammte er
das Messer in die Seite und schnitt sie auf. Dann kippte er
sie um und betrachtete die kleine Flut aus korrodierten
medizinischen Instrumenten, die sich aus dem Schlitz er-
goss.
Mit einem Schulterzucken tat Aristides die Tasche ab
und konzentrierte sich auf den Gegenstand, der gleich
beim ersten Blick in die Kabine seine Aufmerksamkeit er-
regt hatte. Im Gegensatz zu der Ledertasche schwankte
dieses Objekt paradoxerweise sanft unter der Kabinende-
cke, statt auf dem Boden zu liegen. Das bedeutete, dass es
entweder schwimmen konnte oder, wahrscheinlicher noch,
wasser- und luftdicht war.
Aristides nahm seine Lampe hoch und griff nach dem
Gegenstand. Erst in dem Moment bemerkte er die kleine,
silbrige Kette, die daran herunterhing. Bei genauerer Be-
trachtung stellte er fest, dass es sich eigentlich um eine
Handschelle handelte, und jetzt erkannte er auch, dass die-
ses unförmige Objekt eine Art Aktenkoffer war. Die Hand-
schelle hatte den Koffer vermutlich am Handgelenk einer
dieser Leichen gesichert und ließ vermuten, dass der Ak-
tenkoffer etwas Wertvolles enthielt.
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Aristides wusste aus Erfahrung, wie schnell unter Was-
ser die Zeit verging, und kontrollierte seinen Zeitmesser.
Vorsichtig verließ er die Kabine, den Aktenkoffer in der
linken Hand. Er wollte, wenn möglich, die Identität des
Flugzeugs feststellen, bevor er wieder auftauchen musste.
Er band den Aktenkoffer an die Halteleine des Hebebal-
lons und schwamm zum Wrack des Rumpfes zurück. Auf
der Steuerbordseite am Ende der Kabine waren die Reste
eines Kennzeichens zu sehen. Er rieb mit seinen Hand-
schuhen über das Metall, bis er den ersten Buchstaben er-
kennen konnte. Er kratzte mit seinem Tauchmesser etwas
von den Algen ab, und darunter kamen neben dem Groß-
buchstaben ›N‹ drei Zahlen zum Vorschein. Spiros schrieb
alles auf seinen wasserfesten Block. Es schien noch eine
Zahl dort zu stehen, vielleicht sogar zwei Zahlen, aber er
konnte sie nicht entziffern, ohne zuvor mehr von den Al-
gen zu entfernen.
Aristides fragte sich, ob dieses Kennzeichen wohl auch
auf der anderen Seite des Flugzeugs stand, und schwamm
dort hinüber, um nachzusehen. Als er jedoch das zerfetzte
Loch im Rumpf sah, verflog sofort
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