Die Virus-Waffe
Ich glaube
nicht, dass es noch eine zusätzliche Sauerstoffflasche war.
Außerdem hat der Taucher das Seil vertäut, nachdem er
die Geräte an Bord gezogen hat. Wenn am Ende der Leine
nur ein Gewicht hing, warum sollte er sich dann diese
Mühe machen?«
Hawkins schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«
»Weil dieser Taucher meiner Meinung nach das Wrack
gefunden und etwas daraus hochgebracht hat. Er hat es
deshalb nicht sofort ins Boot gezogen, weil er sich vorher
überzeugen wollte, dass niemand ihn beobachtet.«
»In einem Boot auf dem Mittelmeer?«, spottete Haw-
kins.
»Sie wären überrascht, wie viele Boote dort herumfah-
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ren«, antwortete Nicholson. »Fischerboote, Yachten, Kreuz-
fahrtschiffe, Wasserskiboote. Wenn er etwas gefunden hat
und den Fund geheim halten wollte, ist es nur logisch, dass
er sich umsah, bevor er es an Bord holte.«
Hawkins nickte zögernd. »Einverstanden, John. Ich ge-
be zu, dass Ihr Szenario Sinn macht, aber trotzdem beruht
es ausschließlich auf Indizien. Aber da Sie hier mit mir re-
den, haben Sie wohl bereits Schritte unternommen. Wie
wollen Sie die Situation kontrollieren?«
»Ich habe ein Team nach Kreta geschickt. Es dürfte be-
reits dort sein. Ich habe die Leute angewiesen, die Reste des Learjet zu suchen und vollkommen zu vernichten, nachdem sie den Koffer mit den Flaschen geborgen haben.«
»Und die Akten auch, hoffe ich?«
»Selbstverständlich auch die.«
»Und der Taucher? Kann N-PIC das Boot identifizie-
ren? Und können Sie den Taucher über das Boot ausfindig
machen?«
Nicholson schüttelte den Kopf. »Wir brauchen den
Taucher nicht mehr ausfindig zu machen.«
»Wieso nicht?«
»Ich habe die Datenbank überprüft, bevor ich Sie ange-
rufen habe. Ich habe nach irgendwelchen Nachrichten ge-
sucht, die möglicherweise mit dieser Angelegenheit in
Verbindung stehen. Es gab zwei neue Einträge, die meines
Erachtens damit zu tun haben. Heute Morgen hat eine
griechische Zeitung den Tod eines Mannes namens Spiros
Aristides auf Kreta gemeldet. Er war ein illegaler Taucher.
Und das CDC in Atlanta hat gerade auf ein Hilfeersuchen
der örtlichen kretischen Gesundheitsbehörden reagiert.«
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Nicholson beobachtete Hawkins scharf. In dem nachlas-
senden Tageslicht sah er, dass dessen Gesicht deutlich
blasser geworden war. »Warum das CDC?«, erkundigte
sich Hawkins. »Was für ein Problem gibt es denn? Und
was hat den Taucher umgebracht?«
»Es handelt sich möglicherweise um eine Epidemie. Die
Kreter haben gemeldet, dass Aristides vermutlich durch
Ebola ums Leben gekommen ist, vielleicht auch durch ein
anderes, außerordentlich schnell wirkendes Filovirus.«
Hawkins lehnte sich auf dem Sitz zurück und starrte
durch die Windschutzscheibe ins Leere. »Das ist es also«,
sagte er schließlich. »Sie haben Recht. Es ist die einzige logische Erklärung. Dieser Taucher hat das Wrack entdeckt,
den Koffer geborgen, ihn geöffnet und die Flaschen gefun-
den. Und jetzt ist er tot, weil er diese Flaschen geöffnet hat.
Mein Gott, was für ein Fiasko. Ich habe gedacht, nein, ge-
hofft, dass wir nach all den Jahren nie wieder etwas davon
hören würden.« Er schüttelte den Kopf. »Und was jetzt?
Welche weiteren Schritte werden Sie unternehmen?«
Nicholson antwortete nicht sofort, sondern vergewisser-
te sich mit einem Blick, dass sie nach wie vor unbeobachtet
waren. Als er schließlich antwortete, klang seine Stimme
leise und beinahe traurig. »Wir, oder vielmehr ich, müssen
die Firma und Amerika beschützen. Ich bin der letzte akti-
ve Agent der Agency, der genau weiß, was passiert ist und
warum wir es tun mussten. Es dürfen unter keinen Um-
ständen irgendwelche Einzelheiten von CAIP an die Öf-
fentlichkeit durchsickern. Das bedeutet, ich musste einige
harte Entscheidungen treffen, und keine, CJ, fällt mir
schwerer als diese hier.«
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Er griff in seinen Mantel und zog eine kleinkalibrige Pis-
tole mit einem Schalldämpfer heraus. Er richtete ihre
Mündung direkt auf Hawkins’ Brust.
»Es tut mir wirklich Leid, CJ«, fuhr Nicholson fort, als
der alte Mann noch blasser wurde und sich versteifte. »Sie
können mir glauben, dass mir das nicht leicht fällt. Trotz-
dem muss ich dafür sorgen, dass alle Agenten, die mit
CAIP zu tun hatten, vollkommenes Stillschweigen bewah-
ren. Und leider gibt es nur eine Möglichkeit, die das hun-
dertprozentig gewährleistet.«
Hawkins richtete sich auf, und
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