Die Virus-Waffe
haben es mit einer Person zu tun, die
genau weiß, was hier vorgeht und wonach sie suchen
muss. Dass dieser Jemand bereit ist, einen Polizisten und
zwei unschuldige Passanten umzubringen, legt nahe, dass
hier viel auf dem Spiel steht. Und ich fürchte, der Einsatz
wird immer höher.«
Lower Cedar Point, Virginia
Kurz nach 20 Uhr erreichte Hawkins den Lower Cedar
Point und parkte dicht am Ufer. Er blickte über den Poto-
mac auf Dahlgren und die untergehende Sonne. Im Nor-
den schob sich dichter Verkehr über die Harry W. Nice
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Memorial Bridge, über welche die US 301 von Virginia
nach Maryland führt.
Nach ein paar Minuten wurde die Beifahrertür seines
Wagens geöffnet, und Hawkins drehte sich zu dem Mann
herum, mit dem er zuvor telefoniert hatte. Er war grauhaa-
rig, groß und massig und trug trotz der Wärme einen lan-
gen schwarzen Ledermantel.
»John«, begrüßte Hawkins ihn knapp.
»C J.«
»Wie konnte das passieren?«, wollte Hawkins wissen.
»Ich dachte, das Wrack läge zu tief, als dass Taucher es
finden könnten.«
»Das dachte ich eigentlich auch. Aber nachdem der
Learjet das erste Mal getroffen wurde, scheint der Pilot die Maschine noch einmal unter Kontrolle bekommen zu haben. Er hat Kurs auf die nächste Landmasse genommen,
bei der es sich zufällig um Kreta handelte. Das hätte eigentlich kein Problem sein sollen, weil das Wasser in dieser
Gegend des Mittelmeers sehr tief ist. Bedauerlicherweise
ist der Learjet jedoch zwischen zwei Inseln etwa zwanzig
Meilen südlich von Kreta aufgeschlagen.
Überall in dieser Gegend ist das Meer so tief, dass man
den Boden nur mit einer speziellen Ausrüstung absuchen
kann.
Aber genau an dieser Stelle beträgt die Wassertiefe nur
gut hundert Fuß. Es ist zwar nicht mein Fachgebiet, aber
angeblich stellen hundert Fuß für einen Taucher mit Atem-
gerät kein unüberwindbares Problem dar. Solange der
Taucher weiß, was er tut.«
»Wie sicher sind Sie, dass das Flugzeug gefunden wur-
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de?«, fragte Hawkins nach einer Weile. »Es müssen doch
Dutzende abgestürzter Maschinen im Mittelmeer liegen.
Welche Beweise haben Sie?«
John Nicholson zuckte mit seinen breiten Schultern.
»Im Moment sind es nur Indizien, aber ich glaube, sie
sprechen für sich. Sie erinnern sich an den Beobachtungs-
satelliten, den wir über der Absturzstelle positioniert ha-
ben?«
Hawkins nickte.
»Gut. Vor ein paar Tagen wurde von N-PIC ein Boot in
der Gegend registriert. Es ankerte etwa eine Viertelmeile
von der Absturzstelle entfernt. Es gab nur ein Foto, und
darauf war keinerlei Aktivität zu sehen. Nur das Boot, das
vor Anker lag und auf den Wellen schaukelte.«
»Und daraus haben Sie geschlossen, dass Taucher das
Wrack entdeckt haben? Das ist sehr dünn, John.«
Nicholson nickte. »Das sehe ich auch so. Aber ich be-
trachtete es als Weckruf und bat N-PIC, beim nächsten
Überflug unseres Vogels weitere Bilder zu schießen. Einige
Tage passierte gar nichts, dann wurde mir eine Serie von
Fotos vorgelegt, die alle dieselbe Szene zeigen. Immer das-
selbe Boot am selben Ort. Diesmal konnten wir auch den
Taucher erkennen. Er zog drei Sauerstoffflaschen an Bord.
Mein Tauchspezialist hat mir erklärt, dass die Verwen-
dung von drei Oxygen-Flaschen darauf schließen lässt,
dass er entweder sehr lange oder sehr tief getaucht ist. Nur sehr wenige Taucher halten sich lange in einer mittleren
Tiefe auf. Das interessanteste Unterwasserleben findet sich
gewöhnlich auf oder kurz über dem Meeresgrund.«
»Trotzdem erscheint mir das nicht schlüssig«, erwiderte
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Hawkins. »Sie haben nur ein schlichtes Boot dort gesichtet.
Das beweist noch nicht, dass der Taucher das Flugzeug-
wrack auch gefunden hat. Wir wissen ja nicht einmal si-
cher, ob nach dreißig Jahren dort unten überhaupt noch
etwas zu finden ist.«
Nicholson nickte wieder. »Schon, aber das war noch
nicht alles. Auf dem letzten Foto konnte man das Ende der
Leine erkennen, an der er seine Sauerstoffflaschen gesi-
chert hatte. Die Leine hing noch im Wasser, und es ist
deutlich zu erkennen, dass noch etwas daran befestigt
war.«
»Könnte ein Gewicht gewesen sein«, meinte Hawkins.
»Oder vielleicht eine weitere Sauerstoffflasche.«
»Könnte es«, stimmte Nicholson zu, »aber das glaube
ich nicht. N-PIC hat die Gestelle der Sauerstoffflaschen ge-
zählt, die man auf dem Boot sehen konnte. Ihre Zahl passt
zu den Flaschen, die man auf den Fotos sieht.
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