Die Virus-Waffe
Nicholson rechnete da-
mit, dass er den vergeblichen Versuch unternehmen wür-
de, ihm die Waffe aus der Hand zu reißen. Doch plötzlich
entspannte Hawkins sich wieder und schien das Unaus-
weichliche zu akzeptieren. Er starrte dem jüngeren Mann
direkt in die Augen. »Wahrscheinlich haben Sie Recht«,
sagte er. »Aber ich hätte niemals geredet, das wissen Sie.
Das hier ist wirklich nicht nötig.«
»Das sagen Sie jetzt«, erwiderte Nicholson, »aber wenn
man jemals diese Akte entdeckt, dann wird man Sie und
die anderen enorm unter Druck setzen. Ihr Name und Ihr
Gesicht würden auf jeder Titelseite erscheinen, und Sie
würden öffentlich geächtet und gedemütigt werden. Dann
reden Sie vielleicht doch, nur um zu erklären, was passiert
ist. Ich kann dieses Risiko nicht eingehen. Wären Sie in
meiner Position, würden Sie das Gleiche tun.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht«, murmelte Hawkins
und schlug ohne Warnung zu. Der Hieb traf Nicholsons
Kinn, aber er hatte mit einer solchen Aktion gerechnet
und gab dem Schlag nach. Dann packte er mit der Linken
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das Handgelenk des älteren Mannes und drückte seinen
Arm zurück. Seine Hand mit der Pistole schwankte
kaum.
»Das nützt nichts, CJ«, sagte Nicholson und winkte mit
der Pistole. »Sie wissen, dass ich es tun muss, und es liegt an Ihnen, ob ich es auf die harte Tour durchziehe.« Hawkins verkrampfte sich wieder, entspannte sich dann je-
doch, als er erkannte, dass er Nicholson nicht überwältigen
konnte. Er war unbewaffnet, fünfundzwanzig Jahre älter
und siebzig Pfund leichter als sein Henker.
»Ich hasse Pistolen«, knurrte er und ließ sich auf den
Sitz zurückfallen.
»Ich kann Ihnen eine Alternative anbieten.« Nicholson
griff in seine Tasche und warf Hawkins ein gefaltetes Pa-
pier zu. Bei sich zu Hause im Safe verwahrte Nicholson ei-
nige Dinge auf, die er im Laufe seiner Karriere bei der CIA
illegalerweise gesammelt hatte. Eins davon war ein Glas-
behälter mit einem Dutzend kleiner brauner Pillen, die er
vor vielen Jahren in Fort Derrick bekommen hatte.
Hawkins sah Nicholson an, faltete das Papier auseinan-
der und starrte auf die Tablette.
»Schlucken Sie sie einfach, CJ«, sagte Nicholson leise.
»Ich verspreche Ihnen, dass es nicht wehtut. Sie schlafen
einfach nur ein. Wenn Sie nicht kooperieren, muss ich die
hier benutzen«, er hob die automatische Pistole, »und das
wird wehtun.«
Hawkins sah seinen ehemaligen Untergebenen lange an
und richtete den Blick dann zum Potomac auf den letzten
Sonnenuntergang, den er betrachten würde. »Kümmern
Sie sich um meine Frau?«, fragte er. Nicholson nickte, als
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Hawkins einen letzten Blick auf das Wasser vor sich warf
und die Pille schluckte.
»Deshalb habe ich mich ein paar Minuten verspätet«,
erklärte er, während Hawkins’ Augen glasig wurden und er
auf dem Sitz zusammensackte. »Ich habe mich bereits um
sie gekümmert.«
Drei Minuten später tastete Nicholson nach Hawkins’
Puls, fand aber keinen mehr. Er stieg aus und ging den
Hügel hinauf zu seinem Wagen. Dabei warf er einen Blick
auf seine Armbanduhr und überschlug kurz, wie viel Zeit
er bis zu seiner nächsten Verabredung an diesem Abend
hatte … miteinem Mann namens James Richard.
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13
Donnerstag
Réthymnon, Kreta
Es war zwar kein besonders gutes Hotel, aber Richters
Ansprüchen genügte es. Er benötigte das Zimmer schät-
zungsweise für höchstens zwei Nächte, und solange das
Wasser heiß und die Laken sauber waren, war er eini-
germaßen zufrieden.
Der Merlin hatte ihn am Abend zuvor in Heraklion ab-
gesetzt, und er hatte sich einen blauen Golf gemietet. Da-
nach war er an der Küste entlang nach Réthymnon gefah-
ren. Das zweite Hotel, in dem er sich erkundigte, hatte drei freie Zimmer. Er nahm das, von dem aus er den Parkplatz
überblicken konnte, und holte anschließend seine Reiseta-
sche aus dem Golf.
Gewöhnlich verzichtete Richter auf das Frühstück, aber
es war im Preis inbegriffen, also ging er kurz vor acht in
den Speiseraum, biss sich durch ein hartes Stück Toast-
brot und ein fast ebenso hartes Brötchen, und spülte bei-
des mit Kaffee herunter, der schmeckte, als wäre er aus
ungemahlenen Bohnen aufgebrüht worden, nicht aus Kaf-
feepulver.
Anschließend ging er in einen Souvenirladen und kaufte
sich eine Landkarte von Kreta, bevor er zunächst in westli-
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cher Richtung die Küstenstraße entlangfuhr und dann
nach Süden
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