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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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Nicholson rechnete da-
    mit, dass er den vergeblichen Versuch unternehmen wür-
    de, ihm die Waffe aus der Hand zu reißen. Doch plötzlich
    entspannte Hawkins sich wieder und schien das Unaus-
    weichliche zu akzeptieren. Er starrte dem jüngeren Mann
    direkt in die Augen. »Wahrscheinlich haben Sie Recht«,
    sagte er. »Aber ich hätte niemals geredet, das wissen Sie.
    Das hier ist wirklich nicht nötig.«
    »Das sagen Sie jetzt«, erwiderte Nicholson, »aber wenn
    man jemals diese Akte entdeckt, dann wird man Sie und
    die anderen enorm unter Druck setzen. Ihr Name und Ihr
    Gesicht würden auf jeder Titelseite erscheinen, und Sie
    würden öffentlich geächtet und gedemütigt werden. Dann
    reden Sie vielleicht doch, nur um zu erklären, was passiert
    ist. Ich kann dieses Risiko nicht eingehen. Wären Sie in
    meiner Position, würden Sie das Gleiche tun.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht«, murmelte Hawkins
    und schlug ohne Warnung zu. Der Hieb traf Nicholsons
    Kinn, aber er hatte mit einer solchen Aktion gerechnet
    und gab dem Schlag nach. Dann packte er mit der Linken
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    das Handgelenk des älteren Mannes und drückte seinen
    Arm zurück. Seine Hand mit der Pistole schwankte
    kaum.
    »Das nützt nichts, CJ«, sagte Nicholson und winkte mit
    der Pistole. »Sie wissen, dass ich es tun muss, und es liegt an Ihnen, ob ich es auf die harte Tour durchziehe.« Hawkins verkrampfte sich wieder, entspannte sich dann je-
    doch, als er erkannte, dass er Nicholson nicht überwältigen
    konnte. Er war unbewaffnet, fünfundzwanzig Jahre älter
    und siebzig Pfund leichter als sein Henker.
    »Ich hasse Pistolen«, knurrte er und ließ sich auf den
    Sitz zurückfallen.
    »Ich kann Ihnen eine Alternative anbieten.« Nicholson
    griff in seine Tasche und warf Hawkins ein gefaltetes Pa-
    pier zu. Bei sich zu Hause im Safe verwahrte Nicholson ei-
    nige Dinge auf, die er im Laufe seiner Karriere bei der CIA
    illegalerweise gesammelt hatte. Eins davon war ein Glas-
    behälter mit einem Dutzend kleiner brauner Pillen, die er
    vor vielen Jahren in Fort Derrick bekommen hatte.
    Hawkins sah Nicholson an, faltete das Papier auseinan-
    der und starrte auf die Tablette.
    »Schlucken Sie sie einfach, CJ«, sagte Nicholson leise.
    »Ich verspreche Ihnen, dass es nicht wehtut. Sie schlafen
    einfach nur ein. Wenn Sie nicht kooperieren, muss ich die
    hier benutzen«, er hob die automatische Pistole, »und das
    wird wehtun.«
    Hawkins sah seinen ehemaligen Untergebenen lange an
    und richtete den Blick dann zum Potomac auf den letzten
    Sonnenuntergang, den er betrachten würde. »Kümmern
    Sie sich um meine Frau?«, fragte er. Nicholson nickte, als
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    Hawkins einen letzten Blick auf das Wasser vor sich warf
    und die Pille schluckte.
    »Deshalb habe ich mich ein paar Minuten verspätet«,
    erklärte er, während Hawkins’ Augen glasig wurden und er
    auf dem Sitz zusammensackte. »Ich habe mich bereits um
    sie gekümmert.«
    Drei Minuten später tastete Nicholson nach Hawkins’
    Puls, fand aber keinen mehr. Er stieg aus und ging den
    Hügel hinauf zu seinem Wagen. Dabei warf er einen Blick
    auf seine Armbanduhr und überschlug kurz, wie viel Zeit
    er bis zu seiner nächsten Verabredung an diesem Abend
    hatte … miteinem Mann namens James Richard.
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    13
    Donnerstag
    Réthymnon, Kreta

    Es war zwar kein besonders gutes Hotel, aber Richters
    Ansprüchen genügte es. Er benötigte das Zimmer schät-
    zungsweise für höchstens zwei Nächte, und solange das
    Wasser heiß und die Laken sauber waren, war er eini-
    germaßen zufrieden.
    Der Merlin hatte ihn am Abend zuvor in Heraklion ab-
    gesetzt, und er hatte sich einen blauen Golf gemietet. Da-
    nach war er an der Küste entlang nach Réthymnon gefah-
    ren. Das zweite Hotel, in dem er sich erkundigte, hatte drei freie Zimmer. Er nahm das, von dem aus er den Parkplatz
    überblicken konnte, und holte anschließend seine Reiseta-
    sche aus dem Golf.
    Gewöhnlich verzichtete Richter auf das Frühstück, aber
    es war im Preis inbegriffen, also ging er kurz vor acht in
    den Speiseraum, biss sich durch ein hartes Stück Toast-
    brot und ein fast ebenso hartes Brötchen, und spülte bei-
    des mit Kaffee herunter, der schmeckte, als wäre er aus
    ungemahlenen Bohnen aufgebrüht worden, nicht aus Kaf-
    feepulver.
    Anschließend ging er in einen Souvenirladen und kaufte
    sich eine Landkarte von Kreta, bevor er zunächst in westli-
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    cher Richtung die Küstenstraße entlangfuhr und dann
    nach Süden

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