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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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gingen seine Geschich-
    ten gut durch, wenn wenigstens einer von drei Punkten ei-
    nigermaßen den Tatsachen entsprach.
    »Sie sind also kein Arzt?«, wollte Hardin wissen.
    Richter schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin nur Ermitt-
    ler. Ich wurde beauftragt, diesem medizinischen Notfall
    beziehungsweise möglichen Ausbruch einer Epidemie
    nachzugehen. Ich sammle Informationen, schreibe einen
    Bericht und liefere ihn ab, sobald ich meinen Fuß auf briti-
    schen Boden setze.«
    »Gut.« Hardin nickte. »Dann werde ich mich so einfach
    und unmedizinisch wie möglich ausdrücken. Haben Sie
    schon einmal etwas von einem Filovirus gehört?«
    »Ich habe den Begriff gehört, das ist alles. Sie reden von
    Ebola und Marburg, stimmt’s?«
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    Hardin nickte. »Sehr gut. Das CDC wurde eingeschaltet,
    weil der Arzt hier vor Ort, ein gewisser Dr. Gravas, den Sie vermutlich gleich kennen lernen werden, einen Fall von
    Ebola hier auf der Insel vorzufinden glaubte.«
    »Und? Handelt es sich um Ebola?«
    »Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
    nicht. Ich konnte eine Ebola-Infektion wegen der kurzen
    Inkubationszeit ausschließen, jedenfalls die beiden be-
    kannten Stämme Sudan und Zaire. Selbst Ebola-Zaire, die
    tödlichste Variante, braucht eine Woche bis zehn Tage,
    um seine Opfer zu töten. Und worum auch immer es sich
    bei diesem Kerlchen handelt, es tötet innerhalb von Stun-
    den.«
    »Von Stunden? Mein Gott!«, murmelte Richter.
    »Allerdings war Dr. Gravas’ Annahme nahe liegend,
    denn die Auswirkungen dieses unbekannten Erregers sind
    oberflächlich betrachtet Ebola sehr ähnlich«, fuhr Hardin
    fort. »Wir haben bis jetzt zwei Opfer gefunden, die beide
    praktisch die gleichen Symptome zeigen, Blutstürze aus al-
    len Körperöffnungen, vermutlich begleitet von schweren
    Krämpfen. Allerdings ist das nur eine Vermutung, die auf
    einer flüchtigen Untersuchung der zweiten Leiche basiert.
    Ich nehme an, wir werden bei der Autopsie feststellen, dass
    die inneren Organe einfach nur ihre Funktion eingestellt
    haben, weil sie quasi in Blut ertränkt wurden. Die Todes-
    ursache könnte Blutverlust gewesen sein, aber das kann ich
    jetzt noch nicht bestätigen.
    Ich bin aber noch aus einem anderen Grund überzeugt,
    dass wir es nicht mit Ebola zu tun haben. Das erste Opfer
    konnte noch Minuten vor seinem Tod um Hilfe rufen.
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    Ebola hat aber verheerende Auswirkungen auf die Gehirn-
    funktionen, wenn sich der Schädel mit Blut füllt. Im letz-
    ten Stadium dieser Infektion fällt das Opfer unausweich-
    lich in ein tiefes und irreversibles Koma. Kein Ebola-Opfer
    ist in der Lage, auch nur einen Laut auszustoßen, sobald
    diese letzte Phase eingetreten ist.«
    Hardins nüchterne Art und die Bedeutung seines Be-
    richts verschlugen Richter einen Moment die Sprache.
    »Was ist es dann?«, fragte er, nachdem er sich wieder
    gefasst hatte. »Wenn es nicht Ebola ist? Wie hoch sind die
    Sterblichkeitsrate und das Ansteckungsrisiko?«
    Hardin zuckte mit den Schultern. »Zum jetzigen Zeit-
    punkt habe ich noch keine Ahnung. Mein Gefühl sagt mir,
    dass wir es mit einem bisher unbekannten Filovirus zu tun
    haben könnten, das extrem schnell agiert. Ich habe aber
    bisher nur zwei Opfer gesehen, die beide tot sind, also be-
    trägt die Sterblichkeitsrate hundert Prozent. Das macht
    diesen Erreger zum ultimativen Spezies-Killer. Selbst bei
    Ebola-Zaire beträgt die Sterblichkeitsrate nur achtzig bis
    neunzig Prozent.
    Die gute Nachricht ist allerdings, dass dieses Ding, was
    auch immer es sein mag, nicht besonders ansteckend zu
    sein scheint. Drei Menschen haben das Schlafzimmer des
    ersten Opfers ohne jede Schutzkleidung betreten und sind
    jetzt, zwei Tage später, immer noch am Leben und wohlauf.
    Das lässt zwei Schlüsse zu: Entweder wird dieser Erreger
    nicht durch die Luft übertragen, sondern über Körperflüs-
    sigkeit, Blut, Samen oder Speichel, oder er überlebt außer-
    halb des menschlichen Körpers nicht lange. Vielleicht geht
    er auch ein, wenn er Hitze oder Licht ausgesetzt wird, oder
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    zerfällt an der Luft. Wir wissen es noch nicht, aber ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass wir hier auf Kreta keine
    Epidemie erleben werden. Denn dann würden sich bereits
    die Leichen auf den Straßen stapeln.«
    »Sie zeichnen kein sehr beruhigendes Bild, Mr. Hardin.«
    Ein Lächeln zuckte über Hardins Lippen. »Ich bin nur
    realistisch.« Seine Miene verfinsterte sich. »Sie sollten noch etwas erfahren«, fuhr er

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