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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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Frage ist natürlich, wie ein älterer
    Grieche, der in einem winzigen kretischen Dorf lebt, an
    einen versiegelten Behälter kommen konnte, der mit ei-
    nem unbekannten, tödlichen Pathogen gefüllt ist«, erklärte
    Richter.
    Hardin schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung.
    Ich soll nur den Erreger identifizieren und Maßnahmen in
    die Wege leiten, um eine Epidemie einzudämmen, falls es
    eine gibt. Da dieses Pathogen offenbar in einem Behälter
    aufbewahrt wurde, der gestohlen wurde, ist das hier eher
    eine Sache der Polizei. Ich möchte Ihnen Inspektor Lavat
    vorstellen.«
    Lavat war jedoch keine große Hilfe. Nicht, weil er sich
    gegen eine Zusammenarbeit gesträubt hätte, sondern weil
    er einfach keine Antwort wusste. »Ich kann Ihnen nur sa-
    gen, dass Aristides sein Leben lang getaucht ist. Laut Aus-
    sagen der Einheimischen ist er fast jeden Tag hinausgefah-
    ren, obwohl er keine Lizenz besaß. Ihm gehörte ein Boot,
    das in einer Bucht unterhalb von Kandíra ankert.«
    »Warum braucht man hier zum Tauchen eine Lizenz?«,
    erkundigte sich Richter.
    »Auf dem Meeresboden dieser Gegend liegen zahlreiche
    Schiffswracks. Einige davon sind zwei- bis dreitausend
    Jahre alt und enthalten archäologische Schätze, die von
    339
    ausgebildeten Tauchern gehoben werden sollten. Das Mi-
    nisterium für Altertümer kann gut auf Tauchcowboys ver-
    zichten, die diese Wracks wahllos ausplündern und alles
    verscherbeln, was sie finden. Also müssen alle Scuba-
    Taucher, die mit Atemgeräten hinuntergehen, eine Lizenz
    beantragen, bevor sie mit Sauerstoffgeräten tauchen.«
    »Und dieser Spiros hat sich nicht darum gekümmert?«
    »Nein, er hat sich nicht daran gehalten. Soweit ich weiß,
    hat er wiederholt Artefakte vom Meeresboden geborgen
    und sie seinem Neffen gegeben, der sie weiterverkauft hat.
    Nicos Name ist ein paar Mal in den örtlichen Polizeibe-
    richten aufgetaucht, in Verbindung mit dem unerlaubten
    Verkauf von antiken Objekten an Touristen. Die hätten es
    eigentlich besser wissen müssen. Aber ihm konnte nie et-
    was nachgewiesen werden.«
    Richter dachte nach. »Das passt zu dem Artikel in der
    griechischen Zeitung, in dem behauptet wurde, dass Aristi-
    des ein Flugzeugwrack gefunden hat. Normalerweise stehe
    ich dem, was die Zeitungen schreiben, sehr skeptisch ge-
    genüber, aber in dieser Geschichte steckt vielleicht ein Funken Wahrheit. Er könnte etwas in einem Wrack oder auf
    dem Meeresboden entdeckt, es mit nach Hause genommen
    und dort geöffnet haben. Allerdings beantwortet das nicht
    die Frage, wo genau er es gefunden hat. Weiß jemand aus
    dem Dorf, wo er in jüngster Zeit getaucht hat?«
    »Nein«, erwiderte Lavat. »Und wer es weiß, verrät es
    nicht. Jedenfalls mir nicht. Die Bewohner dieser entlegenen
    Dörfer haben keinen Respekt vor dem Gesetz. Die Chan-
    cen, dass sich ein Dorfbewohner der Polizei anvertraut,
    sind gleich null. Ich habe Aristides’ Boot untersucht«, fuhr 340
    Lavat fort. »Aber ich habe nichts Aufschlussreiches gefun-
    den. Es gab nichts an Bord, was nicht dorthin gehört hätte,
    abgesehen von seiner Taucherausrüstung, natürlich. Ich
    habe auch seine Navigationskarten überprüft. Auf keiner
    sind irgendwelche Positionen vermerkt, die darauf hindeu-
    ten könnten, wo er gewesen ist. Vermutlich kannte er die-
    ses Gebiet so gut, dass er keine Karten zu Rate ziehen
    musste. Er hat sie einfach nur an Bord gehabt, wie jeder
    verantwortungsbewusste Bootsbesitzer.
    Wenn Sie also nach dem Fundort dieses Pathogens su-
    chen wollen, Mr. Richter, wünsche ich Ihnen viel Glück.
    Das Mittelmeer hat eine Fläche von etwa zweieinhalb Mil-
    lionen Quadratkilometern. Mit welchem Quadratkilome-
    ter möchten Sie denn gern anfangen?«
    Richter schmunzelte. »Das dürfte nicht schwer sein.
    Falls Aristides diesen Behälter bei einem Tauchgang ge-
    funden hat, müsste der Fundort ziemlich dicht vor Kreta
    liegen. Sie sagten selbst, dass er ein offenes Boot hat. Also muss er an die Fundstelle gefahren, dort getaucht und am
    Abend wieder nach Kandíra zurückgekehrt sein. Selbst
    wenn er die Nacht nicht zu Hause verbracht hätte, sondern
    sagen wir in Heraklion, musste er sich dennoch an diesen
    Rhythmus halten. Er muss am selben Tag, an dem er aus-
    gelaufen ist, in einen Hafen zurückgekehrt sein. Sein Boot
    macht circa zehn bis höchstens zwölf Knoten pro Stunde.
    Also dürfte er etwa fünf Stunden hinausgefahren sein. Das
    begrenzt den Radius auf fünfzig, höchstens sechzig

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