Die Virus-Waffe
gruseligen Grab
auf dem Meeresgrund bringen.
Elias zog den Netzbeutel heran und holte die Zünder
und die vier Sprengladungen heraus. Da er sich der ver-
heerenden Wirkung des Sprengstoffs bewusst war, befolgte
er Steins Anweisungen diesmal ganz genau. Mit der Spitze
seines Tauchmessers bohrte er ein winziges Loch in jede
dieser Ladungen.
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Dann schob er das Messer wieder in die Scheide, öffnete
die kleine Plastikdose mit den Bleistiftzündern und nahm
vier heraus. Er schob sie tief durch die Löcher in den Plas-
tiksprengstoff und brach das Ende eines Zünders ab. Es
passierte nichts, und er stieß den angehaltenen Atem aus,
dann wiederholte er dieselbe Prozedur bei den anderen
Zündern. Danach warf er die vier Ladungen in die Reste
des Rumpfs, ohne zu kontrollieren, wohin sie fielen, nahm
seine Lampe und folgte der Leine zuerst zurück zu dem
Flügel, dann zum Anker. Schließlich stieg er an dem Tau
zu seinen Sauerstoffflaschen hoch, die unter dem Boot im
Wasser schwebten.
Vorher war er mit ruhigen Zügen geschwommen, um
Kräfte zu sparen. Aber nachdem er die Sprengladungen
deponiert hatte und die Lunten sozusagen brannten,
schwamm er, so schnell er konnte. Er glaubte fast, er wür-
de das Ticken einer Uhr hören.
ASW Merlin, Rufname » Spook Zwo«,
vor Andikíthira, Kretisches Meer
Richter spähte immer noch durch die Tür des Merlin, als
David Crane wieder auftauchte. Der Pilot sah den Taucher
beinahe im selben Moment und drehte nach steuerbord
ab, um ihn wieder aufzunehmen. Hinter Richter trat ein
Mann der Besatzung vor und ließ mit der Winde an einem
Kabel das orangefarbene Haltegeschirr hinunter.
Sekunden später schwebte die Maschine stabil etwa
zehn Meter über der Meeresoberfläche. Crane wartete, bis
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der Metallhaken des Kabels das Wasser berührte und erde-
te, bevor er die drei Meter zu dem Geschirr schwamm. Er
schlüpfte in den Harnisch, hielt die Daumen hoch und
dann die Arme seitlich am Körper, während das Besat-
zungsmitglied des Hubschraubers das Kabel einholte.
Fünfzehn Sekunden später stand er tropfend in der hinte-
ren Kabine des Merlin und setzte das Atemgerät ab.
Man kann im hinteren Teil eines Merlin oder eines an-
deren Militärhubschraubers nicht besonders gut plaudern,
weil es viel zu laut ist. Aber als Richter Crane fragend an-
schaute, schüttelte der Taucher den Kopf. Nachdem der
Mann sein Headset aufgesetzt hatte, stellte Richter ihm die
entscheidende Frage.
»Was war es?«
»Sie werden es nicht glauben«, erwiderte Crane. »Es wa-
ren Metallstühle und Tische.«
»Wie bitte? Reden wir hier vom Picknickplatz einer
Meerjungfrau?«, erkundigte sich O’Reilly. »Was soll das
heißen?«
»Es waren etwa zwanzig Klappstühle aus Metall und
zwei runde Tische«, erwiderte Crane. »Sind vermutlich
während eines Besäufnisses auf einem Vergnügungsdamp-
fer über Bord gegangen.«
»Kein Flugzeug?«, hakte Richter nach.
»Nein.« Crane griff nach seinem Handtuch. »Kein Flug-
zeug.«
»Okay«, meinte Richter. »Fliegen wir zu Kandidat
Nummer vier.«
»Gut«, sagte O’Reilly. »Pilot, hier SObs. Kurs eins neun
fünf, Entfernung dreitausendfünfhundert Meter.«
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Kandíra, Südwestkreta
Tyler Hardin spähte um die Ecke in Nico Aristides’ Schlaf-
zimmer. Sein Team hatte die Wohnung gründlich durch-
sucht und genau das gefunden, was er vermutet hatte.
Nämlich die Habseligkeiten, die man bei einem jungen, al-
lein stehenden Mann zu finden erwarten konnte.
Im Kleiderschrank und der Kommode hatten sie Schu-
he und Kleidung gefunden. Im Wohnzimmer standen ei-
ne teuere Audioanlage, Dutzende von CDs, ein Fernseh-
gerät, ein DVD-Player mit einer Sammlung von Filmen,
etliche davon Pornos. Die Untersuchung der Küche ergab
sehr schnell, dass Nico kein großer Koch war. Der Kühl-
schrank kühlte vor allem Bier, und in den Schränken fan-
den sie Kekse, verschiedene Dosen und Pakete mit Fer-
tiggerichten. So etwas wie eine Flasche oder ein Flakon,
wonach sie aufgrund der spärlichen Spuren, die Hardin
gefunden hatte, suchen sollten, war nirgends zu entde-
cken.
Nicos Leiche lag immer noch im Schlafzimmer. Hardin
hatte ursprünglich vorgehabt, eine zweite Autopsie durch-
zuführen, aber die Leiche des jungen Mannes war äußer-
lich der seines Onkels so ähnlich, dass er darauf verzichte-
te. Die Autopsie würde schwerlich andere Informationen
bringen. Also gab er Befehl, die Leichen so bald wie
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