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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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Südwestspitze von Kreta umrundete und
    südlich weiter nach Palaiochóra flog, wechselte O’Reilly die Frequenz seines UHF-Gerätes und sah Richter an. »Sehen
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    wir mal, ob Ops Vier wach ist«, erklärte er und drückte
    den Sendeknopf.
    »Fob Watch von Spook Zwo.« Niemand reagierte.
    »Vermutlich hat er gerade den Mund mit Sandwiches und
    Kaffee voll«, murmelte O’Reilly und sendete erneut. »Fob
    Watch, Fob Watch, hier spricht Spook Zwo.«
    Einem kurzen Klicken folgte statisches Rauschen, dann
    antwortete eine unüberhörbar verblüffte Stimme. »Hier
    spricht Fob Watch. Wiederholen Sie Ihren Rufnamen.«
    »Spook Zwo. Wir sind ein ASW Merlin von Mutter auf
    dem Flug vom Westende Kretas nach Gavdopoúla, Höhe
    zweitausend Fuß auf Regional Pressing Setting. Befinden
    uns zwei Meilen südlich von Palaiochóra auf Kurs eins
    fünf null und bleiben mindestens zwei Meilen vor der Küs-
    te, bis wir zu Mutter zurückkommen. Irgendwelcher Flug-
    verkehr?«
    »Negativ, Spook Zwo, und schönen Tag, Sir.« Der Air
    Operations Chief Petty Officer, »Ops Four«, hatte offenbar
    die Stimme des Chefbeobachters der 814. Staffel erkannt.
    »Bisher ist mir nichts bekannt. Der nächste Flug kommt
    erst um fünfzehnhundert heute Nachmittag herein.«
    »Roger, Fob Watch. Wir führen Unterwasserübungen
    in der Gegend von Gavdopoúla durch und melden uns,
    wenn wir das Gebiet verlassen.«
    Vierzig Minuten später schwebte der Merlin knapp zwei
    Meilen vor der Ostküste von Gavdopoúla, und O’Reilly
    ließ sein Sonargerät ins Wasser.

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    Central Intelligence Agency,
    Hauptquartier,Langley, Virginia

    John Westwood war besorgt. Besorgt und verwirrt. Vor
    ihm auf dem Schreibtisch lag eine Analyse des Giftes, mit
    dem Charles Hawkins und seine Frau umgebracht worden
    waren. Die Analyse bestätigte Detective Delaneys Aussage.
    Es handelte sich um Coniin, ein giftiges pflanzliches Alka-
    loid, das aus dem Wasserschierling gewonnen wurde.
    Das verblüffte Westwood, weil es tausende von Giften
    gab, an die man leichter kam, und selbst der Verfasser der
    Analyse war bisher noch nie mit Coniin konfrontiert wor-
    den. Es wurde nicht mehr für Hinrichtungen verwendet,
    seit Sokrates diese Methode mit seinem Schierlingsbecher
    in Verruf gebracht hatte.
    Coniin, oder C8H17N, ist eines der einfachsten und gif-
    tigsten pflanzlichen Alkaloide. Die tödliche Dosis für einen Menschen liegt bei etwa null Komma zwei Gramm. In seiner Reinform ist es eine farblose und etwas ölige Flüssig-
    keit, die unangenehm riecht und bitter schmeckt. Die
    Pflanze, aus der es gewonnen wird, der Wasserschierling,
    wird bereits lange in der Medizin verwendet. Araber und
    Griechen bedienten sich ihrer Wirkung als Beruhigungs-
    und Schmerzmittel. Aber sie gingen immer sehr vorsichtig
    damit um.
    Das Coniin, mit dem Hawkins und seine Frau getötet
    worden waren, war hoch konzentriert. Wenn man Schier-
    ling nimmt, wirkt die Substanz erst einmal anregend. Sie
    ist mit Nikotin verwandt, einem anderen pflanzlichen Al-
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    kaloid, und hat eine ganz ähnliche Wirkung. Allerdings er-
    folgt kurz darauf eine Lähmung des Nervensystems – der
    Verlust von Gefühl in den Gliedmaßen, allgemeine Be-
    nommenheit, Paralyse, und schließlich nach etwa einer
    Stunde der Tod – und nicht unbedingt eine sofortige Be-
    wusstlosigkeit. Der Täter, der Coniin benutzt hatte, hatte
    sich für ein höchst unübliches, seltenes und hochkonzent-
    riertes Gift entschieden. Die verabreichte Dosis führte bei-
    nahe augenblicklich zum Tod.
    Aber eine solche Konzentration war nicht leicht zu be-
    werkstelligen und setzte ein ausgezeichnet ausgerüstetes
    Labor voraus, in dem erfahrene Ärzte und Techniker ar-
    beiteten. Aus seiner Erfahrung bei der Firma wusste
    Westwood, dass die privaten Laboratorien, die solch tödli-
    che Gifte bereitwillig herausrückten, eher dünn gesät wa-
    ren, jedenfalls in Amerika. Das bedeutete, dass wahr-
    scheinlich Fort Detrick seine Finger im Spiel hatte.
    Fort Detrick ist der Sitz des USAMRIID, das US Army
    Medical Resarch Institute of Infectious Diseases. Es liegt
    am Fuß der Catoctin Mountains im westlichen Maryland.
    Offiziell und auch in Wirklichkeit gehört das USAMRIID
    zum US Army Medical Research and Material Command,
    und ist das wichtigste Forschungslabor des amerikanischen
    Forschungsprogramms zur Abwehr von Biowaffen. In
    Fort Detrick befindet sich eines der beiden Laboratorien
    mit Bio-Sicherheitslevel 4. Dieses Labor beschäftigt

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